Suchend blickte ich mich um, wo war nur Mali hinverschwunden? Ich ließ meinen Blick über die anderen Menschen und Pferde schweifen, die sich ihren Weg um mich bahnten, um dann in der Masse abzutauchen. Zu meiner rechten erblickte ich einen großen Stalltrack, der sich noch weit nach hinten erstreckte. Auf der linken Seite, war eine Art Zaun aus Holz angebracht, wo sich in großzügigen Abständen Anbindeharken befanden. Genau vor mir führte ein schön angelegter Weg zu einem großen Hauptgebäude, wo ich vermutlich dann wohnen würde. Umrahmt war dieser Anblick mit Hügeln und Wäldern, die bis weit in die Ferne reichten um dort mit dem Himmel zu verschmelzen. Ein wahres Paradies. "Na, hier können wir schön Ausreiten, was?", sprach ich Bella an, die auch neugierig umher schaute. Sie war wie immer total gelassen, ich wünschte ich könnte auch so entspannt sein. "Das will ich doch hoffen!", hörte ich Malis Stimme und drehte mich um, sie kam gerade aus dem Stall gelaufen und blieb vor mir stehen. "Das ist dann wohl Arabella", sagte sie neugierig und streichelte meinem Pferd den Hals, was sofort grummelte. Mali strahlte Bella nun an. Zusammen gingen wir los Richtung Stall und Mali erklärte mir, dass wir im Westtrackt des Stalles untergebracht waren, so wie auch die anderen Neuankömmlinge, für das erste Jahr. In den Stallgassen war nicht viel los und es war angenehm kühl. Wir liefen durch den Haupttrackt und bogen dann Richtung Westen ab. "Warum sind hier so viele Pferdeboxen, wenn nicht so viele Leute hier reiten?", fragte ich Mali neugierig und bewunderte die zahlreichen Pferde, die in ihren großen Fensterboxen standen und um die Wette glänzten. Pflege stand hier wohl sehr weit oben. Mali lachte kurz: "Naja die meisten Reitschüler haben mehrere Pferde, die sie reiten, oder auch Berittpferde und unsere Pferde werden hier ja auch untergebracht, im Nordtrackt um genau zu sein." Ich machte große Augen, wie viele Vorteile wollten die anderen denn noch vor mir haben? Ein Schauer überlief mich, war ich hier nicht doch fehl am Platz? "Wie viele Pferde hast du denn?", fragte ich zögernd. "Zwei eigene und zwei zur Verfügung", erzählte Mali und ihre Augen leuchteten auf, "Und morgen kommt mein drittes Pferd hier an, da freue ich mich schon total drauf!" Ich schluckte, ich hatte Bella, aber wie sollte ich jedes Training mitreiten, wenn ich nur ein Pferd hatte? Ich konnte sie ja nicht jeden Tag viermal reiten. Mali musste meinen Blick erhascht haben, denn sie sagte schnell: "Keine Sorge, die meisten neuen haben auch nur ein Pferd, es kommt auf die Qualität an und nicht auf die Quantität. Außerdem haben wir noch jede Menge guter Schulpferde hier, du wirst genug zum reiten haben. Es gibt mehr Pferde als Menschen an der Akademie" Ich nickte nur, dass konnte ja was werden. "So da wären wir", rief Mali jetzt begeistert und blieb vor der vorletzten Box stehen. Sie war groß und hatte ein großes Fenster, von dem man riesige Koppeln sehen konnte, einen kleinen Teil von einem Wald und ein Stück von einem Außenplatz. Die Box war frisch eingestreut und an der Tür prangte ein Schild mit den Daten von Bella, die ich zuvor an die Akademie geschickt hatte. Ich blickte mich zufrieden um und grinste breit. Im Vergleich zu ihrem alten Stall ähnelte dieser hier einem 5 Sterne Hotel. Ich führte Bella in die Box und nahm ihr die Fliegendecke und das Halfter ab, nun konnte man ihre schöne Farbe in voller Pracht bewundern. Ihr weißes Fell glänzte durch die Sonne, die durch das Fenster viel und die Flecken waren von einem satten Braun. Mali musterte mein Pferd und lächelte leicht. "Sie ist wirklich außergewöhnlich", sagte sie und lächelte breiter. "Ist das was schlechtes?", fragte ich erschrocken. "Naja die meisten Richter sehen Schecken nicht so gerne in Tunieren, was völliger Unsinn ist wenn du mich fragst.", meinte Mali trocken. Ich schluckte, dass stimmte, vorallem bei Dressurtunieren hatte es mich oft die Platzierung gekostet aufgrund von Bellas außergewöhnlichen Farbe. Aber das war mir egal, sie war mein größter Gewinn. Sie war unerschrocken und ehrgeizig, genau wie ich. Wir waren ein Team und niemand würde uns trennen. "Was macht das Indianerpferd hier?", unterbrach eine unfreundliche Mädchenstimme meine Euphorie. Ich drehte mich langsam um und kam aus Bellas Box. Vor mir stand ein Mädchen in meinem Alter, sie hatte lange, blonde, lockige Haare die ihr bis auf den Rücken reichten. Ihre blauen Augen blitzen hämisch und gaben ihrem makellosen Gesicht etwas überhebliches. So wie sie nun mich musterte, musterte ich auch sie. Sie trug cremefarbene Reithosen und braune Stiefeletten. Ihr Poloshirt hatte sie vorne in ihre Hose gesteckt, welcher von einem goldenen Gürtel umschlungen war. Sie sah aus wie ein Filmstar und ein kleines bisschen wie ein Klischee. "Du bist bestimmt Megan Enders, stimmts?", fragte Mali freundlich. "Ja, dass stimmt wohl", erwiderte Megan und kräuselte die Nase. "Ah, dann sind jetzt ja alle neuen Reitschüler da", sagte Mali zufrieden und ignorierte Megans Verhalten. Ich musste sie wohl zu lange angestarrt haben, denn sie blickte mich nun herabschätzend an. Schnell senkte ich den Blick. Ein Klingeln ertönte, Mali nahm ihr Handy aus der Tasche und las eine Nachricht. "Ohje, ich muss los, Unterricht geben. Wenn ihr hier fertig seit geht einfach zum Haupthaus", damit steckte sie ihr Handy schnell ein und Verschwand in der Stallgasse. Davor drehte sie sich nochmal zu mir um und nickte mir aufmunternd zu. Ich stand einfach nur da und kam mir schrecklich dämlich vor. Alle hier sahen so aus wie die perfekte Vorstellung von Reitern und ich sah nunmal so gar nicht danach aus. Megan seufzte tief und ging dann zu dem Pferd, dass in der Box neben Bella stand. Als sie ihrer Stute die Decke abnahm, klopfte sie ihr kurz den Hals. "Hi, ich bin übrigens Amber", sagte ich nun freundlich und ging ein paar Schritte auf Megans Box zu, auch um ihr Pferd besser betrachten zu können. Mir verschlug es fast den Atem. Vor mir stand ein wunderschönes sandfarbenes Pferd mit weißer Mähne und prächtigen Schweif. Sie hatte lange, schlanke Beine und tänzelte nun nervös in der Box hin und her. "Schön für dich, aber es interessiert mich nicht wie du heißt und wer du bist, nach der ersten Prüfung bist hier sowieso raus", giftete Megan mich an, stolzierte aus der Box und schloss die Tür. 'Golden Flashlight' stand auf dem Boxenschild, sogar der Name ihres Pferdes war eine Kampfansage. Verdutzt sah ich ihr nach, wie sie nun an mir vorbei marschierte und durch die Stallgasse verschwand. Was zu Hölle, war das denn gewesen? "Und das war Megan Enders, wie sie leibt und lebt", hörte ich eine lachende Jungenstimme hinter mir. Ich drehte mich erschrocken um und blickte in ein paar grüne Augen, die mich von oben bis unten musterten. Sie waren offen und ehrlich und ich konnte nicht anders, als zurück lächeln. "Hey ich bin Will", sagte der Junge nun und gab mir die Hand, "Dein Pferd ist echt außergewöhnlich." Er war groß, genauso wie das Pferd aus dessen Box er gekommen war, die gegenüber von Golden Flashlights Box war. Will hatte blondes Haar, dass ihm lässig in die Stirn fiel. "Danke, ich heiße Amber", stellte ich mich vor, "und dachte schon hier gäbe es nur unfreundliche Leute."
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Black Shadow - Gefunden
AventuraDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...