Der Regen prasselte wie wild auf die Frontscheibe von Wills Auto. Ein Donner krachte über uns hinweg. Wir hatten mit Ed verabredet, dass wir zum großen Tor der Geländestrecke fuhren und Ed Richtung Tunierhalle. "Und was wenn er über das Tor gesprungen ist?", fragte ich Willl nervös. Durch das große Tor gelangte man zum angrenzenden Wald, sowie zu einer Bundesstraße. Will schüttelte nur den Kopf, den Blick weiter auf die Straße gerichtet. "So abtrainiert wie Shadow ist springt der über keinen Zaun", versuchte er mich zu beruhigen. Ich starrte nun auch angestrengt aus dem Fenster, doch ein schwarzes Pferd bei Nacht zu finden war quasi unmöglich. Auch das Tor machte mir weiterhin Sorgen. Shadow war ein Vielseitigkeitspferd und so wie er auf dem Longierzirkel damals abgehoben hatte, war ich mir bei der Höhe des Zauns nicht sicher. Es holperte, als wir den Weg zum Tor einschlugen. Wir fuhren zwar auf einem Waldweg, doch der war so aufgeweicht, dass regelmäßig der Matsch hochspritzte. "Da vorne ist schon das Tor", sagte Will nun, sein Fernlicht erleuchtete ein großes Stück Wald. Ich schaute mich so gut es ging um. Nichts. Weit und breit kein Anzeichen von einem Pferd. Wieder rollte ein lauter Donner über den Himmel. Er war so plötzlich gekommen, dass ich erschrocken nach Luft schnappte. Was nun? Will stellte den Motor ab, das Tor war vielleicht fünf Schritte von uns entfernt. "Was nun?", fragte ich laut, da der Regen weiterhin gnadenlos auf unser Dach prasselte. "Hast du eine Kapuze?", fragte Will. Ich nickt und machte meinen Reißverschluss der Jacke bis oben zu.
Im Wald hatte es ganz schön abgekühlt und der Regen durchnässte meine Klamotten. Ich versuchte was zu erkennen, doch durch die vielen Wassermassen die auf uns stürtzten war unsere Sicht stark eingeschränkt. Will lief zum Tor, seine Schuhe waren schon voller Schlamm. Ich lief lieber etwas tiefer in den Wald. Wie sollten wir hier nur ein Pferd finden. "Ich schau mal, ob Ed sich gemeldet hat", rief Will mir zu und ging an sein Auto, um sein Handy zu holen. Sein weißes Auto war bis zu den Fenstern mit braunem Schlamm bespritzt. Ich fröstelte, meine Hose war schon komplett nass. Will kam mit seinem Handy am Ohr zu mir. Erneut rollte ein Donner über den Himmel, durch den starken Wind begannen die Baumkronen gefährlich zu wackeln. Wir sollten von hier verschwinden. "Das macht keinen Sinn hier weiter zu suchen", rief ich gegen den Regen und den Wind an, "Am Ende stürzt ein Ast auf uns" Will nickte und wartete immer noch das Ed abnahm. Wir kehrten schon wieder zurück Richtung Auto, als mich ein leises Geräusch aufhorchen ließ. Ich blieb stehen. Was war das? Ein wiehern? Ich drehte mich um und suchte angestrengt mit meinen Augen den Wald ab. Nichts. "Hi Ed, hast du ihn gefunden?", hörte ich irgendwo Will hinter mir. Wieder dieses Geräusch. Ich war mir ganz sicher, es war ein wiehern und es kam aus dem Wald. "Nein? Okay. Ja, wir kommen", hörte ich Will. "Psssst!", machte ich in seine Richtung. Er verstummte und ich horchte. Nun hatte ich keine Zweifel mehr. "Ed muss herkommen, wir haben ihn", rief ich und rannte ohne mich nochmal umzusehen in den Wald.
Regen flog mir entgegen, meine Schuhe verschwanden im tiefen Matsch und kleine Äste schlugen mir ins Gesicht. Doch ich lief unbeirrt weiter, immer dem Wiehern entgegen. Es konnte nicht mehr weit sein. Es wurde immer deutlicher und lauter. Tiefer und immer tiefer, trugen mich meine Beine in den Wald. Wie sollte ich je wieder zurück finden? Plötzlich blieb ich an einer Wurzel hängen. Mit einem dumpfen Aufprall landete ich mitten im Matsch. Ich keuchte auf. Blöde Wurzel. Ein lautes Wiehern ließ mich erneut zusammenfahren, ich hob erschrocken den Kopf und dann stand er plötzlich vor mir. Er hattte mich so überrumpelt, dass ich mit einem kleinen Aufschrei auf die Beine sprang und nach hinten taumelte. Shadow erschrack auch, wollte davon rennen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Mein Herz klopfte schmerzhaft gegen meine Brust, mein rechtes Knie pochte von meinem Sturz. Ich starrte das Pferd an, dass sich immer noch versuchte zu befreien. Der Wind peitschte mir in die Augen und der Regen hatte meine Kleidung durchnässt, aber das spührte ich alles gerade kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, dass mich aus wilden Augen anstarrte. Ein weiterer Donner flog über uns hinweg, aber das war gerade nebensächlich. Vorsichtig ging ich auf den schwarzen Wallach zu. Er war komplett durchnässt, sein Atmen ging schnell und seine Ohren zuckten unruhig umher. Bei nährem betrachten sah ich, dass er sich mit seinen Zügeln und dem Vorderzeug in einem Brombeerbusch verfangen hatte. Sein Blick flackerte wild, als ich näher tratt. "Ganz ruhig", sagte ich und schob mich immer weiter an das Pferd. Shadow scharrte mit den Hufen, wollte mir ausweichen, doch er verfing sich nur noch weiter in den stacheligen Büchen. "Ruhig Shadow, ruhig", sagte ich, "Ich will dir helfen" Ich war nur noch einen Schritt von ihm entfernt, seine Ohren waren flach angelegt und er knirschte auf seinem Gebiss. "Ja, brav. Alles gut", flüsterte ich. Der Wind zischte durch die Baumkronen, als ich ein gefährliches Knarren hörte. Shadows Ohren zuckten umher. Ich hob vorsichtig den Blick, dass war gar nicht gut. Ein großer Ast über uns wackelte gefährlich, durch den starken Wind hing er nur noch am seidenen Faden. "Okay Kleiner, wir müssen hier jetzt schnell verschwinden", sagte ich so ruhig wie möglich zu dem Pferd. Seine Ohren zuckten zu mir, seine Augen waren weit aufgerissen. Doch er blieb ruhig, als ich nun einen Teil seines Zügels ergriff, als hätte er verstanden in was für einer Situation er sich befand. Langsam ging ich an seine rechte Seite. Seine Beine und sein Hals waren aufgekratzt von den Brombeerbüschen, welche zum Teil tiefe Schnitte hinterlassen hatten. Ich hörte Schritte und jemanden rufen. Shadow riss den Kopf hoch. "Jetzt bloß nicht aufregen", beschworr ich das Pferd, "Sonst zerquetscht du mich und ich lande in den Büschen" Shadow wieherte, als ich wieder jemanden meinen Namen rief. Er scharrte und ich sah, wie sich seine Muskeln spannten. Mein Herz klopfte wie wild, bloß nicht aufregen. "Amber, was machst du da", hörte ich Will erschrocken rufen. "Geh da hinten weg, er quetscht dich sonst ein", hörte ich nun auch Eds tiefe Stimme. "Ich kann nicht", sagte ich laut, um gegen den Regen anzukommen, "Wenn wir ihn nicht hier rausholen könnte der Ast über uns auf ihn fallen" Ich hörte Will scharf die Luft einziehen. "Halt das", hörte ich Ed knurren, dann kam er mit langsamen Schritten zu uns. "Ganz ruhig", sagte er zu dem Pferd, dass am liebesten zurückgewichen wäre. Doch durch die Büsche war sein Weg abgeschnitten. Schon hatte Ed ebenfalls den Zügel ergriffen und klopfte dem Wallach beruhigend den Hals. "Los", murmelte er. Sofort fing ich an mit zitternen Fingern das Vorderzeug zu befreien. Ed began bei den Zügeln. Dornen schniiten mir in die Finger, aber ich biss die Zähne zusammen. Ein kalter Wind fegte über uns hinweg, dass ich eine Gänsehaut bekam. Der Ast über uns knackte gefährlich. "Schnell, beeilt euch!", rief Will erschrocken, als der Ast nun gefährlich zu wackeln anfing. "Fertig?", fragte Ed, seine Stimme war ganz rau. Mit einem Ruck riss ich die letzten Dornen vom Vorderzeug, die sich nun tief in meinen Handflächen vergruben. "Jetzt", rief ich und quetschte mich an Ed vorbei. Der Ast knarrte. Ed zog Shodow von den Büschen weg. Mit einem lauten poltern fiel der Ast herab, auf die Stelle, wo wir bis eben noch gestanden hatten. Shadow sprang erschrockrn zur Seite und lief im Kreis um Ed, der ihn aber energisch festhielt. "Alles gut, brrr", rief er dem Pferd zu. Meine Beine drohten unter wir zusammenzubrechen, meine Zähne klapperten. Einer Donner knallte über uns, aber wir hatten es geschafft.
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Black Shadow - Gefunden
PertualanganDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...