Kapitel 32

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Die letzten Wochen waren eindeutig zu schnell vergangen. Jeden Morgen war ich Shadow bei Ed und Mali geritten und hatte dann noch Unterricht mit Bella gehabt. An den 2 vergangenen Wochnenden waren wir auch wieder auf Tunieren gewesen und das sogar ganz erfolgreich. Mit Bella hatte ich den zweiten Platz bei einem A-Stilspringen belegen können und war auch bei den anderen Springen immer platziert gewesen, jedoch musste man an dieser Stelle erwähnen, dass es immer kleinere Tuniere gewesen waren. Doch wir hatten uns fest vorgenommen uns für die Sichtungsspringen für die hessischen Meisterschaften einzuschreiben, auch diverse Dressurtuniere waren geplant und ich überlegte auch eine kleine Vielseitigkeit nennen. Will ritt Dancer nun zweimal bis dreimal die Woche und bekam bei Ed eine zusätzliche Springstunde mit ihm. Frau Lodrig musste wohl wirklich großes Potential in ihm sehen. Megan freute sich zwar für Will, doch ich merkte ihr an, dass es nur oberflächlich war. Im inneren ihrer Seele war sie neidisch, dass Will diese Chance bekommen hatte. Sie hatte in der Zeit zwar auch ein Pferd zur Probe gehabt, sich aber dann doch dagegen entschieden.

Mit Shadow machte ich wirklich große Fortschritte, mittlerweile war der schwarze Wallach nicht mehr ganz so stark vorne und traute sich immer mehr ans Gebiss heran zu treten. Die viele Dressurarbeit hatte ihm wirklich gut getan und er entwickelte sich prächtig. Das sah man vorallem an seinem Hinterteil, dass schon nicht mehr ganz so eingefallen war, wie noch vor vier Wochen.
Es war mal wieder ein warmer Morgen und ich ritt auf Shadow Richtung Dressurplatz. Der junge Wallach war, wie schon die letzten Tage, sehr gut drauf. Immerwieder wollte er mir anzuckeln oder versuchte Bögen um Blumenkästen zu machen. Es war so anders, wie auf Bella. Kaum saß man auf Shadow musste man reiten, der Wallach wollte gefordert werden. Doch wenn man mal ausversehen zu grob mit der Hand wurde, oder mit dem Bein bollerte, fing er an den Kopf zu schütteln und gegen den Zügel zu bohren. Leider musste ich zugeben, dass es bei dem einen Sturz von ihm nicht geblieben war. Ich war noch zwei weitere male runtergeflogen. Einmal, als ich zu grob mit der Hand wurde und einmal, als er sich vor einem Vogel erschrocken hatte. Zum Glück war mir nie wirklich was passiert, doch ich hoffte, dass sich das bald alles geben würde. Malis Hand ging es schon besser, doch reiten konnte sie noch nicht. Ein paar mal hatte ich ihre Stute Goldi longiert, um den anderen die Arbeit abzunehmen. Mali war das alles sehr unangenehm, sie hätte viel lieber ihre Pferde selbst bewegt. Pen war auch ein Dressurtunier mit Goldi gegangen, wo sie sich sogar vorne hatten platzieren können.

Als ich den Platz betrat waren Ed und Mali noch nicht da. Ich ritt ein paar Runden Schritt und schaute, dass sich Shadow in die Tiefe streckte. Als sie nach 15 Minuten immer noch nicht kamen, beschloss ich einfach schonmal anzufangen. Ich gurtete noch schnell nach und nahm dann die Zügel weiter auf. Shadow legte wie aus Gewohnheit erstmal kurz die Ohren an und knirschte mit den Zähnen, doch als wir antrabten hörte er sofort auf. Ich hatte Mühe den Wallach ruhig zu halten, denn am liebsten wäre er mir unterm Hintern davon gestürmt. Ich musste ihm ein paar Paraden geben, damit er sein Tempo wieder drosselte. Als Quittierung begann er sich dann vorne einzurollen. "Oh nein, Shadow", sagte ich zu dem Wallach, der seinen Unmut damit ausdrückte gegen den Zügel zu zerren, "Damit fangen wir nicht schon wieder an" Ich gab die Hände nach vorne frei und eine Aufwärtsparade. Shadow schnaubte nur. "Du musst ihn beschäftigen, arbeite ihn ordentlich", hörte ich Eds Stimme in meinem Kopf. Ich atmete kurz durch, dann fing ich an zu reiten. Ich ritt alles was mir einfiel, Schlangenlinien mit bis zu fünf Bögen, Handwechsel aller Art und Schritt-Trab Übergänge. Shadows Laune besserte sich relativ schnell und er fing an mitzuarbeiten. Er war wirklich ein Pferd das mitdachte, so dass ich aufpassen musste, dass er meinen Hilfen nicht zuvor kam. Ich versuchte an einer langen Seite auch einmal seine Schritte zuverlängern, doch da ich ins klopfen geriet klappte es nicht. Wo blieben eigentlich meine Reitlehrer? Mitlerweile hatte ich sogar meine dünne Jacke ausgezogen und über die Bande geworfen. Ich schaute auf die Uhr, ich konnte höchstens noch 15-20 Minuten reiten, sonst würde es eng werden. "Da haben sie es wohl beide nicht geschafft", sagte ich zu Shadow, der stehenbleiben gar nicht lustig fand. Ich ließ ihn wieder antraben, obwohl er schon viel gearbeitet hatte, schien er nicht im geringsten müde zu sein. Seine Kondition war wirklich schnell gekommen. Da ich ihn noch nicht galoppiert hatte, ging ich auf den Zirkel und galoppierte ihn zur Bande hin an. Ich hatte mein äußeres Bein wohl zu weit nach hinten genommen. Übermütig hob Shadow sein Hinterteil. Doch ich kannte das mittlerweile von ihm und ließ mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Fleißig galoppierte er vorwärts, seine Galopp war wirklich toll zu sitzen und es machte richtig Spaß. Nachdem ich auf beiden Händen galoppiert war, ließ ich ihm die Zügel lang und klopfte ihm den Hals. Shadows Fell war geschwitzt, doch er ging einen schwungvollen Schritt weiter. Die Sonne schien mittlerweile durch das Blätterdach der Bäume und zeichnete geschwungene Linien auf den Sand. "Na, dass sah doch ganz gut aus", hörte ich auf einmal Eds Stimme. Ich drehte mich im Sattel um, um Richtung Eingang blicken zu können. Dort ritt gerade Ed auf Goldi ein, Mali stand an der Umrandung und winkte mir zu. "Du hättest mir lieber Unterricht geben sollen, anstatt mich auszuspionieren", sagte ich laut und sah Mali lächeln. "Er wollte sehen, ob ihr auch ohne uns klar kommt!", rief Mali zu uns rüber und formte dabei ihre Hände zu einer Art Trichter. Ich musste lächeln und klopfte Shadows Hals. Mitttlerweile war Ed zu uns aufgeritten und hatte sich neben uns eingereit. "Ja, dass muss ja auch funktionieren", brummte er jetzt nur. "Und wie haben wir uns geschlagen?", fragte ich lachend, als er sein Gesicht verzog, als würde er angestrengt nachdenken. "Totale Katastrophe, wie ich es erwartet hatte", meinte er nun mit todesernster Stimme. Ich lachte und Mali stimmte ein. Wir waren mittlerweile bei ihr angekommen und ich war abgestiegen. "Dann hat sich die Mühe ja gelohnt", antwortete ich nur und lockerte den Sattelgurt. Ed lachte dunkel. "Hör gar nicht hin", sagte Mali, "Ihr wart echt gut. Wenn man es mit noch vor vier Wochen vergleicht würde man dieses Pferd nicht wiedererkennen" Stolz überkam mich bei ihren Worten, denn ich redete mir ein, dass es auch mein Verdienst war. Obwohl ich ohne Eds und Malis Hilfe verlohren gewesen wäre. "Pass auf sonst wird sie noch überheblich, wenn du sie so viel lobst", brummte Ed und gurtete nach. Ich lachte, "He! Vonwegen!" "Du musst dein wahres Ich erkennen", meinte Ed nun belustigt, "So und ich versuche jetzt mal diesem Sonntags Pferd Beine zu machen" Mali schnappte nach Luft, Goldi war ihr ganzer Stolz. "Wie hast du mein bestes Pferd gerade genannt?", fragte sie und riss die Augen auf. "Ich war mir nicht sicher, ob Sonntags Pferd oder lahmer Esel", meinte Ed nur und zuckte die Schultern. Daraufhin kickte Mali einen kleinen Schwall Sand an Goldis Hinterbeine, dass die Stute einen kleinen Satz nach vorne machte. "HUUCH!", hörte ich nur Eds überraschte Stimme und dann Malis Lachen. "Das ist ja Tierquälerei!", rief Ed empört und sah Mali beleidigt an. "Nein", sagte ich und musste lachen, "Tierquälerei ist nur, dass du drauf sitzt" Mali schüttelte sich vor lachen, Tränen liefen ihr die Wange herunter. "Ich sag ja, überheblich", murrte Ed, konnte sich aber ein Lachen nicht verkneifen, "Und jetzt ab mit dir, heute in der Springstunde mach ich euch die Hölle heiß" Ich salutierte zum Abschied und ging dann mit Shadow Richtung Stall.

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt