Das Mädchen ohne Erinnerungen

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Das Mädchen ohne Erinnerungen

Sie hatten wie jedes Jahr um diese Zeit Besuch von einen hochgewachsen rothaarigen Mann, der sich Durza nannte. Der Winter zog sich immer mehr zurück und wich dem Frühling, der Monat im dem Neles Namenstag fiel. Der Besuch bliebt nie über Nacht. Es war ihr immer verboten gewesen, diese eine Unterhaltungen zwischen ihrer Mutter und Durza bei zuwohnen oder zu belauschen. Schon als kleines Mädchen wurde sie aus dem Haus geschickt, unter dem Vorwand draußen beim Kutscher wartete eine Truhe mit Geschenken für sie.

An keiner ihrer Namenstage wurde sie dessen enttäuscht. Die Truhe versprach immer neue Kleidung, wenn auch schlichte, neue Bücher zumlesen und andere Kleinigkeiten. Früher wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, den Verbot ihrer Mutter entgegen zuwirken. Sie wartete immer draußen, vor ihrer Truhe und wenn Durza wieder aus dem Haus trat erhob sie sich. „Ich danke Euch für die Geschenke", hatte sie immer gesagt und einen Nicks gemacht. Der Mann war immer freundlich und angenehm zu ihr gewesen, doch mit jedem Jahr welches verstrich, bemerkte Nele den betrübten Gesichtsausdruck ihrer Mutter. Sie kam nie zur Kutsche um den Mann zu verabschieden, jedes Jahr bliebsie im Türrahm stehen und ihr Blick schien ihn zum Teufel zuwünschen.

Diese Jahr, es war vor ihren sechsten Namenstag, hatte Nele beschlossen den Grund dafür heraus zu finden. Draußen im beschaulichen Garten ihres Hauses, erhoben sich die Knospen der Blumen. Der Winter war kalt gewesen, auch wenn jeder der am Nordmeer lebte, einen noch härten Winter in Erinnerung hatte. Die Bewohner waren verstärkt durch den Buckel im Osten und dem kaltem Meer im Westen eiskalte Nordwinter gewohnt. Die schwarze Kutsche stand am geöffneten Tor. Gezogen wurde sie von zwei schwarzen Pferden, welche Nele als kleines Mädchen immer Angst gemacht hatten. Ihre Mähnen schienen wie Schatten umher zu fliegen und die Augenpaare leuchteten dunkelrot. Doch taten sie trotz ihres boshaften Aussehen nichts. Es gab keinen Kutscher, die Zügel der beiden Pferde führten ins innere der Kutsche. Bestrebt die Unterhaltung die im Haus stattfand zu belauschen, hievte Nele die einzige Truhe hinten von aus der Halterung und stellte sie ab. Der Inhalt war der übliche, trotzdem war Nele jedes Jahr dankbar.

Lautlos huschte sie durch den Schnee ans hohe Fenster und stellte sichdarunter, dicht an die kühle Hauswand. Ihre Mutter und der Mann unterhielten sich immer in der kleinen Wohnstube. Sie mussten schon länger gesprochen haben, denn Nele hörte nur das Ende. „Ich bitte dich, lass mir mein Mädchen! Der Handel war nicht gerecht, du weist es! Ich möchte mein Kind behalten", hörte Nele ihre Mutter im Haus sprechen. Das liegt nicht in meinen ermessen. Amelia du bist die Vereinbarung damals eingegangen, so steh zu deinen Wort. Du hast doch ein Jahr, dann wird sie mit mir kommen müssen". „Ich werde das nicht zulassen!". „Nächstes Jahr ist es so weit, ob du es willst oder nicht. Ich werde im Winter kommen und sie wird mich begleiten, so es vereinbart war. Mein Herr verlangt die Erfüllung deiner Pflicht". Welche Vereinbarung?, erschrak Nele, was soll das bedeuten?

Du solltest uns nun verlassen", sagte die Mutter tonlos. Schritte ertönten in der Wohnstube und Nele musste eine Maske aufsetzten. Flink huschte sie zurück ans Tor und stellte sich zur Truhe. Im letzten Moment griff sie nach einen der zwei Bücher und schlug es aus. Nach zwei Jahren der Überlegung, hatten sie die Unterhaltung endlich belauscht, nun durfte sie sich nicht erwischen lassen. Die Tür wurde aufgeschlagen und der Mann trat hinaus. Er trug seinen langen dunkeln Umhang, dessen Ende über den Boden fegte. Mit geröteten Gesicht sah Nele auf und erblickte ihre Mutter. Zorn gemischt mit Hilflosigkeit prägte ihre Mimik. Mit verschränkten Armen stand sie Türrahm, ließ die Wärme des Kamins nach draußen entweichen. Durza wandte sich zur ihr um und verneigte sich: „Euch und eure Tochter in bester Gesundheit vorzufinden erfreut mich sehr. Ein Jahr wird vergehen und wir werden uns wiedersehen".

Eragon FF überarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt