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Snape zögerte, nickte schließlich Professor Dumbledore zu.
,,Mister Malfoy, würden Sie?" Professor Dumbledore deutete zur Tür. Ich nickte ihm zu, ließ ihn wissen, dass es für mich in Ordnung war. Zögerlich verließ er mit McGonagall und Dumbledore das Büro. Ich war nun allein mit ihm. Mit Professor Snape. Er setzte sich seitlich auf den Schreibtisch, direkt vor mir.
Ich hatte Angst und dennoch fühlte ich mich sicher. Ich wusste nicht wie mir geschah, was er mir erzählen würde.

,,Miss Johnson-" fing er an. ,,Ich werde Ihnen ihre Geschichte erzählen, von Anfang an. Sie werden mir zuhören, mich nicht unterbrechen. Haben Sie verstanden?"
Ich nickte, wissend, dass ich mich höchstwahrscheinlich nicht daran halten würde. Ich griff mir nervös an meinen Oberschenkel, meine Hände waren vor Nervosität schwitzig.
,,Diese Narbe, an Ihrem Rippenbogen; Sie stammt von Ihrem Vater."
,,Nennen Sie Ihn nicht so! Dieses Monster ist nicht mein Vater!" unterbrach ich ihn wütend.
,,Ich sagte Sie sollen mich nicht unterbrechen!" knurrte er aufgebracht.
,,Ihnen wurde erzählt, Sie hätten sich als Kind verletzt. Habe ich Recht?"
Ich nickte.
,,Ihr Vater fügte Ihnen diese Narbe zu. Als Sie erst vier Jahre alt waren. Es war der Tag, an dem er verrückt wurde. Anfing Sie zu schlagen, Sie zu erniedrigen. Hätte ich es vorher gewusst-" er ballte seine Hand zu einer Faust. ,,-hätte ich Sie vorher daraus geholt. Meine Aufgabe als Pate war und ist es Sie zu beschützen. Ich hatte es Ihrer Mutter versprochen. Sie war es, die mich hinderte Sie zu mir zu holen. Aus Angst. So sah ich Sie erst an ihrem ersten Tag hier in Hogwarts wieder."
,,Unfassbar...Wieso haben Sie mich dann nach Beuaxbatons geschickt? Wegen Draco? Weil er in Ihren Augen schlecht für mich ist?! Weil er eine Gefahr darstellt?"
,,Im Gegenteil. Ich denke er tut Ihnen gut. Er ist auch mein Patenkind, wie Sie wahrscheinlich wissen."
,,Warum dann?"
,,Wegen seines Vaters. Er ist ein Todesser, hat somit mit Ihrem Vater zu tun. Ich wollte Sie beschützen. Verhindern, dass Sie an Voldemort, an ihren Vater gelangen."
,,Beschützen? Die ganze Zeit lang wollten Sie mich bloß beschützen?"
,,Immer." hauchte er.

Ich senkte meinen Blick auf meinen Verband, wurde nachdenklich. Er hatte mich nur beschützen wollen. Und ich? Attackierte ihn, schrie ihn an. Ich tat ihm Unrecht. All die Jahre lang. Ich fühlte mich schrecklich.
,,Diese Narbe ... woher stammt diese? Ist es das, was Voldemort will?"
,,Ja. Sie unterliegen einem Fluch." gestand er mir. Erschrocken über seine Worte sah ich zu ihm hinauf.
,,Erzählen Sie mir alles darüber. Ich flehe Sie an, Professor!" Ich stand auf, näherte mich ihm. ,,Bitte...ich versuche nur zu verstehen, was hier vor sich geht. Wieso ich so interessant bin?!"

,,Ihr Vater rächte sich an ihrer Mutter, ihrer Tante und ihrem Onkel. Dafür, dass Sie nicht sein leibliches Kind waren. Er wollte sie leiden lassen, sie quälen. Er raubte ihnen ihre Zauberkräfte. Jedes Einzelnen. Wie ihm das gelungen war, ist uns bis heute ein Rätsel. Als es ihm gelungen war, schnitt er Ihnen den Rippenbogen auf, importierte diese Kräfte gebündelt in Ihren Körper. Mit Hilfe dieses Fluches."
,,W-was?" hakte ich fassungslos nach.
,,Sie haben richtig gehört. Sie besitzen die Kraft von vier Zauberern und Hexen. Die ihrer Mutter, ihrer Tante, ihres Onkels und ihrer eigenen Zauberkraft."
,,Das ... das ist unmöglich."
,,Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso der sprechende Hut an Ihrem ersten Tag hier in Hogwarts so lange benötigte, um sie in Ihr Haus einzuteilen?"
Ich grübelte kurz, er hatte recht. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis ich in Slytherin eingeteilt wurde.
,,Nein, noch nie ..."
,,Weil Sie die Eigenschaften aller Häuser in sich tragen. Ihre Mutter, eine tapfere Griffindor. Ihre Tante, eine loyale Hufflepuff. Ihr Onkel, ein scharfsinniger Ravenclaw. Ihr leiblicher Vater-"
,,ein ehrgeiziger Slytherin?" beendete ich seinen Satz. Er nickte mir zu.
,,Unfassbar. Draco hatte mir einst gesagt, ich würde augenscheinlich alle Eigenschaften der jeweiligen Häuser in mir tragen. Er hatte recht." hauchte ich völlig perplex.

,,Verstehen Sie, Miss Johnson?" er legte seine Hand auf meine Schulter. ,,Sie besitzen eine unglaubliche Macht, eine unfassbar starke Kraft in sich. Und genau diese ist es, die Voldemort so begehrt."
Für einen kurzen Moment lauschte ich nur noch meinem Herzschlag. Meiner Atmung. Bildete mir ein, dass Blut in meinen Adern fließen zu hören. Ich fühlte mich ohnmächtig, als würde meine Welt soeben zusammenbrechen.
,,Und Draco?"
,,Voldemort war der Meinung, Draco wüsste davon, würde Ihn verraten, Sie vor Ihm verstecken. Sein Vater ist ein Todesser. Lucius. Er belegte Ihn mit dem Zauber des Vergessens. Wollte seinen Sohn so vor dem dunklen Lord beschützen. Gib ihm nicht die Schuld dafür. Ich hatte es Ihm geraten."
,,Das tue ich nicht." lächelte ich. ,,Er hat mir alles erzählt."

,,Das waren ziemlich viele Informationen für Sie. Anstrengende zwei Tage. Sie sollten nun besser-"
,,Was wissen Sie über meinen leiblichen Vater, Professor?" fragte ich ein wenig zögerlich.
,,Alles."
,,Lebt er noch? Ist er ein guter Mensch?"
,,Ja, er ist noch am Leben. Manche Menschen sehen in ihm einen guten Menschen, andere hingegen einen bösen. Sie müssen sich wohl selbst eines Tages ein Bild von ihm machen, Miss Johnson."
,,Denken Sie ich werde Ihn finden?" mittlerweile hatten sich Tränen in meinen Augen gesammelt. Tränen aus Angst, Neugier, aus Furcht und Verzweiflung.
,,Davon bin ich fest überzeugt."
Das erste Mal, seit ich Professor Snape kannte, konnte ich ihm ein kleines Lächeln abnehmen.
,,Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit. Und für Ihre aufmunternden Worte." ich nahm ihn ohne weiteres in den Arm.
,,Ich weiß, Sie sind wahrscheinlich kein Freund davon und dazu noch mein Professor." Ich ließ wieder von ihm ab. ,,Doch Sie sind nunmal auch mein Pate" grinste ich etwas verlegen.

Ich ging zur Tür, öffnete diese.
,,Die Ohrfeige hatte ich mir wohl verdient, Professor." stand ich mir ein und verließ das Büro.
,,Aurelia!" rief Draco mir zu und nahm mich augenblicklich in den Arm. Er sah, dass ich geweint hatte, dass ich aufgewühlt hatte.
,,Mir geht es gut" hauchte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er muss bei Madame Pomfrey gewesen sein, eine kleine genähte Wunde war an seiner Stirn zu erkennen.
,,Madame Pomfrey wartete bereits auf Sie. Sie weiß über alles Bescheid." lächelte McGonagall mir liebevoll zu.
,,Ich danke Ihnen. Ihnen allen!"
,,Ruhen Sie Beide sich ein wenig aus, wir werden die Tage nocheinmal sprechen" hing Dumbledore noch an.
,,Darf Draco bei mir übernachten?"
,,Ausnahmsweise" lächelte McGonagall und hinderte Dumbledore an seiner Antwort. Doch er zwinkerte mir zu, war wohl ebenso einverstanden gewesen.
Ich nickte, lächelte ein wenig. Ich fühlte mich besser. Ich fühlte mich Snape näher. Ich fühlte mich durch Draco beschützt. Glücklich, wieder Zuhause zu sein.

Fear of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt