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Kurz nach 3 Uhr. Es war bereits mitten in der Nacht. Ich saß in meinem Bett, zeichnete nach langer Zeit wieder in meinem Buch. Ich zeichnete meine Mutter. Meine Tante. Meinen Onkel. Die Personen, welche mich mein Leben lang vor dem Bösen beschützen wollten. So fand auch Professor Snape seinen Platz auf meiner Zeichnung. Ich zeichnete Ihn lächelnd, so wie nach unserem Gespräch vor wenigen Stunden. Ich schwelgte in alten Erinnerungen, dachte an die wenigen schönen Momente aus meiner Kindheit. Sah mir dabei meine Zeichnung an. Viel genauer als ich es sonst tat. Meine Mutter; sie sah aus wie ich. Meine eisblauen Augen hatte ich von ihr geerbt, meinen Ehrgeiz von meiner Tante. Meinen Mut von meinem Onkel. Ja, auch wenn er angeheiratet war. Er bestärkte mich meine gesamte Kindheit über. Zeigte mir, wie stark ich war. Ich sah mir Snape genauer an, erinnerte mich an unser erstes Treffen zurück. An unseren Streit, daran wie er mir von meiner Mutter erzählte. Mir kamen die Tränen. Ich wurde ängstlich, wütend, fühlte mich schuldig. Schwach. Egoistisch.

Ich öffnete die Schublade meines Nachttisches, zog einen Brief hervor. Einen Brief, welchen ich vor wenigen Stunden verfasst hatte. Der Empfänger? Draco. Der Inhalt? Abschied. Ja, es war ein Abschiedsbrief. Ein Abschiedsbrief für den Fall, dass Voldemort mich in wenigen Stunden bekämpfen würde. Mich töten würde. Mein letztes Gespräch mit Draco sollte keine Lüge gewesen sein. Ich wollte ihm erklären, warum ich so gehandelt habe wie ich es nun mal tat. Mich entschuldigen, wenn ich es nicht mehr persönlich hätte tun können. Es war nun fast halb 5, ich stand auf. Kämte meine schulterlangen schwarzen Haare, zog mich um. Schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarze Bluse. Pünktlich dazu kam der zu erwartende Schmerz. Mein linker Arm brannte, das Mal setzte sich in Bewegung. Ich griff nach dem Brief, legte ihn behutsam auf mein Bett. Eilig trank ich den Zaubertrank von Professor Snape, nahm einen letzten tiefen Atemzug und machte mich auf den Weg.

Es war der selbe Ort, wie beim ersten Mal. Kalt, dunkel, der starke Regen peitschte gegen die Fenster. Ich saß bereits am Tisch, gegenüber von mir; Dracos Eltern. Lucius und Narcissa Malfoy. Sie wirkten angespannt, ein wenig aufgebracht. Irgendwie besorgt. Neben Ihnen war ein Stuhl frei. Warum? Ich wusste es nicht. Noch nicht.
Sie waren Draco nie gute Eltern gewesen, doch vielleicht war dies nun ihre Chance zu beweisen, dass auch sie gute Menschen waren, Fehler machten, nun endlich für ihren Sohn da sein wollten. Kurze Zeit nach mir kam auch endlich Professor Snape, ließ sich schließlich neben mir nieder. Es herrschte eine unangenehme Stimmung. Es war leise, angespannt. Selbst Bellatrix saß bloß auf ihrem Stuhl, wartete sehnsüchtig auf den dunklen Lord. 

,,Du darfst nicht aus deiner Rolle fallen, Aurelia." hauchte Snape.
,,Was meinen Sie?"
,,Draco ist hier." antwortete er ohne seine Miene zu verziehen. ,,Ich habe es Ihm gesagt."
Ich wollte ihn anschreien, aufstehen, verschwinden. Doch es ging nicht. Wie konnte er mich nur so hintergehen? Wie? Hatte ich mich doch so in ihm getäuscht?
Sekunden nach seinen Worten kam er hinein. Draco. Ganz in schwarz gekleidet. Er ließ sich neben seinen Eltern nieder. Sah mich an. Leer. Ohne Emotionen. Ohne Sorge, ohne Wut. Ich verstand es nicht. Verstand Snapes Entscheidung nicht. Verstand Dracos Verhalten nicht.
,,Aurelia, konzentrier dich!" ermahnte mich Snape. ,,Du-"
,,Wie konntest du mir so in den Rücken fallen Severus!?" unterbrach ich ihn aufgebracht. Ich vergaß meine Manieren. Vergaß, dass er mein Pate war. Ich versuchte bloß meine Tränen, ausgelöst durch seinen Verrat, zurückzuhalten, ihn nicht vor allen Anderen anzuschreien. So sehr ich dies auch wollte.
,,Vertrau mir, Lii!" hauchte Snape wütend. Diese Worte, dieser Name. Nun wurde mir alles klar. Alles. Es machte Sinn. Geschockt sah ich ihn an, brachte kein Wort mehr hinaus. Er war es. Er war es die ganze Zeit. Er-

,,Miss Johnson" unterbrach eine kalte, düstere Stimme meine Gedankengänge. ,,Wie schön Sie heute wieder hier willkommen zu heißen" hauchte der dunkle Lord. Er stand hinter mir, strich mir mit seinen langen, kalten Fingern durch mein Gesicht. Es wiederte mich an, erzeugte Gänsehaut an meinem ganzen Körper. Meine Augen lagen in denen von Draco. Ich konzentrierte mich nur auf ihn, strengte mich an. Für ihn.
Er griff nach meiner Hand, zog den Stuhl bei Seite. 
,,Ich vermute Severus hat Ihnen bereits erzählt warum wir heute hier sind." grinste er.
Ich nickte, öffnete bereits die Knöpfe meiner Bluse. Die hungrigen Blicke der anderen Todesser lagen dabei auf mir. Auf meinem Körper. Ich ließ die Bluse zu Boden fallen, stand nun im BH vor dem dunklen Lord. Vor Voldemort. Vor Snape. Vor Draco. Vor seinen Eltern.

,,Schön..." hauchte Voldemort. ,,Du nimmst mir die ganze Arbeit bereits ab" grinste er und drehte mich leicht zur Seite. So, dass alle sie sehen konnten. Meine Narbe. Wie auf dem Präsentierteller wurde ich begafft. Angestarrt. Bejubelt. Es war bizarr, angsteinflößend.
,,Ich denke es wird Zeit, dass wir uns mal anschauen, zu was du in der Lage bist, Kleines" grinste er. ,,Stell dich auf den Tisch. An das untere Ende."
Ich gehorchte seinen Worten. Ging wortlos einige Meter auf dem Tisch entlang. Blieb schließlich am unteren Ende stehen, drehte mich um. 
,,Lucius" hauchte Voldemort. ,,Tu es"
,,Mein Lord, ich-"
,,Sofort" unterbrach ihn Voldemort wütend. Notgedrungen stand er auf, ging an das andere Ende des Tisches, ehe er seinen Zauberstab zog und auf mich richtete. Ich sah ein letztes Mal zu Draco. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, seine Augen mit hasserfüllten Tränen gefüllt. Mit meinen Lippen formte ich die Worte Es tut mir leid, ehe ein unfassbar starker Schmerz meinen Körper durchzog. Ich schrie, fiel auf meine Knie. Crucio. Einer der qualvollsten Flüche lag auf mir. Ein Folterfluch. Ein unverzeihlicher Fluch. Ich krampfte, versuchte meine Atmung aufrecht zu halten, ehe ich das Blut spürte. Das Blut, welches aus meiner Narbe floss. Langsam, Stück für Stück wurde sie so aufgerissen.

,,Faszinierend.." hauchte Voldemort. Er stand hinter Lucius, begutachtete das weitere Vorgehen. Noch immer ließ Lucius nicht von mir ab. Er sah schuldbewusst aus, gequält. Ich wusste, dass er es nicht wollte. Dass er eigentlich ein guter Mensch war.
,,Mein Lord, wozu der Folterfluch?" hakte Snape nach. Er stand auf, stützte seine Hände auf dem Tisch ab. Er war besorgt, blieb dennoch in seiner Rolle. So wie er es immer tat.
,,Severus, bitte. Sieh sie dir nur an" lachte Voldemort und senkte Lucius Hand zu Boden. Ich schnappte nach Luft, fasste mir an meine blutende Wunde. Mit wackeligen Beinen stand ich auf. Meine rechte Hand dabei an meiner Narbe. 
,,Erneut!" schrie der dunkle Lord, als er mich stehend erblickte. Lucius sprach Worte, welche ich nicht hören konnte. Worte, welche mich gegen eine Wand schleudern ließen. Erneut. Immer wieder. 
,,Accio!" schrie ich schließlich mit meinem Zauberstab in der Hand. Zeitgleich flog ein giggantisches Regal vor mich, bot mir so für einige Sekunden Schutz. Ich hievte mich auf meine Knie, richtete erneut meinen Zauberstab auf Lucius.
 ,,Locomotor Mortis" schrie ich. Lucius Beine sackten zusammen, waren wie umklammert. Er konnte nicht mehr gehen, war somit von mir abgelenkt.
,,Confringo!" rief ich erneut und ließ so einen großen Schrank, welcher neben Lucius stand, explodieren. Er fiel auf ihn begrub ihn somit vollständig.

Er klatschte. Voldemort klatschte, grinste schelmisch. ,,Ich bin beeindruckt" er kam auf mich zu, ging desinteressiert an Lucius vorbei, welcher sich so eben unter den Trümmern hervor zog. ,,Trotz der Folter warst du sofort in der Lage dich zu verteidigen. Zu zaubern. Deinen Gegner zu besiegen. Unmöglich für einen normale Hexe. CRUCIO!" schrie der dunkle Lord mit gehobenen Zauberstab. Sofort sackte ich erneut zu Boden, sah gequält zu Draco. Ich konnte nicht einfach aufgeben, konnte mich nicht geschlagen geben. Ich schloss eine Zeit lang meine Augen, ging in mich. Sammelte all meine Kraft. Ich sah Draco. Seine Augen. Sein Lächeln. Er schenkte mir Kraft. Ausdauer. Macht.

,,Unfassbar..." hauchte ein Todesser, als ich gegen den Folterfluch ankämpfte. Langsam, ganz langsam stand ich auf, richtete mich in Voldemorts Richtung. Noch immer lag der Fluch auf mir, ließ mich schreien. Weinen. Unfassbar starke Schmerzen spüren. Doch ich hielt es aus. Für Draco. Für Snape. Für mich. 
,,Die Mächte! Sie treten aus!" rief Bellatrix freudig. Sie tanzte, verhielt sich wie ein kleines Kind. Doch sie hatte Recht. 3 Seelen, eine rote, eine gelbe und eine blaue kamen zum Vorschein. Sie traten aus meiner Narbe aus. Sie wirkten wie Nebel, wie Geister. Sie hatten keine Gestalt, schwebten nur um mich herum. Beschützten mich. Schenkten mir Kraft. Bildeten eine Art Schutzschild.
,,Sie sind ausgetreten!" jubelte einer der Todesser. 
,,TUE ES!" schrie Bellatrix aufgeregt.

,,AVADA KEDAVRA!" rief Voldemort mit gerichteten Zauberstab. In meine Richtung.

Fear of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt