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,,Jetzt habe ich den Brief gar nicht gelesen." knurrte ich verärgert, als wir nach draußen gingen; ich mir noch schnell meinen dicken Schal um den Hals legte.
,,Heute Abend." lächelte Draco und legte seinen Arm um mich. All unsere Freunde waren bereits da; Hermione übernahm wie gewohnt die Führung. Sie war aufgeregt, sie liebte die Muggelwelt. Wir machten uns auf den Weg; lauschten den Worten von Hermione als wären wir ihre Schüler. Sie sprach über Traditionen und Sitten; über das Essen, über ihre Kindheit.
So lange bis wir am Bahnhof ankamen, uns einreihten. Es war recht wenig los; die meisten Schüler waren bereits vor einigen Tagen zu ihren Familien gereist oder blieben über die Feiertage im Schloss. Der Zug würde somit ziemlich leer sein.
,,Kommt ihr Zwei mit zu uns ins Abteil?" fragte ich die Zwillinge.
,,Gerne-"
,,Ich verzichte." unterbrach George Freds Worte. Er wich meinen Blicken aus; stieg eilig in den Zug ein. Irritiert sah ich ihm hinterher, ehe auch wir endlich einstiegen.
Wir waren in zwei Zugabteile aufgeteilt; Draco, Hermione, Ron, Fred und ich saßen zusammen. George, Harry, Ginny, Luna und Neville ein Abteil weiter.
,,Wieso wollte George nicht bei uns sitzen?" flüsterte ich Fred zu.
,,Reiche ich dir etwa nicht aus?" witzelte er.
,,Nein, so war das nicht gemeint, Freddie." verbesserte ich mich lachend. ,,Es ist nur, ich weiß auch nicht; er ist so abweisend. Hat er dir gegenüber irgendetwas gesagt?"
,,Ich denke da musst du ihn schon selber fragen, mir hat er zumindest nichts erzählt." antwortete Fred und überließ mir den Platz am Fenster. Ich nahm platz; sah dabei zu wie der Zug den Bahnhof verließ. Diese Unruhe machte mich verrückt; George konnte die nächsten Stunden nicht vor mir entkommen, ich musste meine Chance also jetzt nutzen.
,,Vielleicht sollte ich das wirklich. Danke Freddie." murmelte ich, ehe ich bereits aufstand; Hermiones Erzählungen so unterbrach. ,,Ich gehe ebend zur Toilette." log ich, als ich das Abteil bereits verließ. Ich schloss die Schiebetür, ging einige Meter weiter.

,,Hey." begrüßte ich die Anderen in ihrem Abteil. Ich suchte nach George, doch er schien nicht hier zu sein. ,,Wo ist George?"
,,Er muss hier irgendwo rumlaufen; er wollte nicht die ganze Zeit hier rumsitzen." antwortete Harry wie selbstverständlich. ,,Alles in Ord-"
,,Danke, Harry." unterbrach ich ihn ungeduldig und verließ das Abteil wieder. Ich ging den Gang weiter hinunter, suchte George in beinah jedem angrenzendem Abteil. Ziemlich alle von ihnen standen leer.
,,Da bist du ja endlich!" lächelte ich, als ich ihn einige Minuten später im hinteren Teil des Zuges fand. ,,Was machst du hier?"
Er sah mir das erste Mal wieder in meine Augen; bemitleidend, erschüttert, schuldbewusst. Er kam auf mich zu, doch antwortete mir nicht. Er wollte, doch er tat es nicht. Er wollte an mir vorbei gehen; ich hielt ihn an seiner Hand fest, zog ihn zu mir.
,,George, was ist denn los? Warum gehst du mir aus dem Weg? Habe ich etwas falsch gemacht?"
,,Nein; du machst alles richtig. Und das ist das Problem." sprach er kalt.
,,Wie meinst du das?" fragte ich leise mit einer unfassbaren Gänsehaut.
,,Aurelia, wie sehr liebst du Draco?"
Ich schrak ein wenig zurück; errötete.
,,Was meinst du? Ich liebe ihn über alles, Georgie. Das habe ich dir doch schon öfter gesagt." antwortete ich noch immer verwirrt. ,,Aber warum-"
,,Warum liebst du ihn?" unterbrach er mich.
,,Weil, weil ich ihm nun mal vertrauen kann. Ich-"
,,Die Gründe, Aurelia. Sprich sie aus." unterbrach er mich erneut. Mit großen Augen sah ich ihn an; zögerte einige Sekunden und dachte nach.
,,Ich liebe ihn, weil er immer für mich da ist. Ich ihm vertrauen kann, er mich zum Lachen bringt. Er beschützt mich und kennt mich in und auswendig. Er liebt meine Narben, kennt meine Geschichte. Er weiß, dass ich Kürbissaft hasse, Schokofrösche umso mehr liebe. Aber warum sollte ich das jetzt alles aufzählen? Ich verstehe nicht."
,,Führ dir vor Gesicht, was du alles an ihm schätzt; warum du ihn liebst. Würden all diese Eigenschaften nicht existieren würdest du ihn nicht lieben, habe ich recht? Er wäre dir fremd, er wäre wie ein anderer Mensch. Oder?" fuhr George fort. Seine Stimme war unfassbar klar; angespannt und kalt. Eingeschüchtert nickte ich ihm zu.
,,Ich denke schon."
,,Du bist unfassbar stark und intelligent; auch allein, Aurelia. Du kannst alles schaffen, auch wenn du alleine bist."
,,Aber ich bin nicht alleine. George, jetzt sag mir endlich was hier los ist. Du machst mir Angst." flüsterte ich nervös.

Fear of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt