35

6.3K 238 64
                                    

Drei Tage. Drei lange Tage lag ich noch im Krankenflügel, ehe ich endlich wieder in mein Zimmer durfte. Draco kümmerte sich liebevoll um mich. Er packte meine Kleidung zusammen, half mir beim Anziehen. Ich hatte ihm alles erzählt. Von meiner Mutter, von Snape. Einfach alles. Ebenso wie ich, war auch Draco ziemlich sprachlos gewesen. Doch er freute sich für mich. Freute sich für Snape. Er wusste wie sehr ich gelitten hatte. Wie sehr ich mich nach meinem leiblichen Vater gesehnt hatte. All dies hatte nun endlich ein Ende. Ein glückliches Ende.

,,Vorsichtig Aurelia.." hauchte Draco, als ich vom Bett aufstand. ,,Hier-" er griff nach zwei Krücken, überreichte sie mir.
,,Danke.." lächelte ich. Ich genoss seine Fürsorge. Seine Liebe. Auch Snape schien Draco dafür sehr dankbar zu sein. Er war bereits einen Tag vorher entassen worden. Auf seinen eigenen Wunsch hin. Wir Beide mussten noch in unsere Rolle als Vater und Tochter finden. Austesten, wie weit sich unser Alltag ändern würde. Doch wir gingen es ruhig an. Wir hatten es nicht eilig.
,,Na komm, dein Bett wartet schon auf dich" lächelte Draco und hob meine Tasche hoch. Gemeinsam gingen wir in Richtung der Schlafsäle. Die unzähligen Treppen trug er mich auf seinen Armen hoch; wollte mir so jede vermeidbare Anstrengung abnehmen. Vorsichtig legte er mich auf mein Bett, räumte eifrig meine Kleidung ein. Er wirkte aufgeregt, ein wenig nervös.
,,Was ist los mit dir, Draco?" grinste ich.
,,Was soll sein? Mir gehts gut. Ich bin froh, dich endlich wieder bei mir zu haben" lächelte er und schloss meinen Schrank. ,,Snape hat .." er kam zu mir, setzte sich neben mich. ,,Er hat mir erlaubt heute Nacht bei dir zu bleiben..." lächelte er verlegen. ,,Natürlich nur, damit ich mich um dich kümmern kann, falls etwas sein sollte" korrigierte er sich.
Ich zog eine Augenbraue hoch, grinste ihn an. ,,Natürlich" hauchte ich ironisch.
,,Doch, hört sich gut an.." lächelte ich. Draco legte sich zu mir, ließ mich auf seiner Brust liegen.

,,Draco?"
,,Ja?"
,,Habe ich deine Überraschung kaputt gemacht?" fragte ich ein wenig zögerlich. ,,Ich meine an dem Abend als...na als das alles hier passiert ist.." murmelte ich schuldbewusst.
,,Nein, hast du nicht" lächelte er. ,,Ich hatte zwar vor es dir beim Astronomieturm zu geben, doch-" er griff in die Schublade meines Nachttisches und holte eine Schachtel hervor. Ich setzte mich in einen Schneidersitz. Sah ihn mit aufgeweckten und neugierigen Augen an. ,,Wird Zeit, dass du alles über mich erfährst..." Er hielt mir die Schachtel hin. Sie war rostfarbend, umwickelt mit einer weißen Schleife. ,,Bevor du es öffnest; Erinnerst du dich an unseren Abschied? Als du nach Beauxbatons gingst?"
,,Natürlich, Draco..." hauchte ich ein wenig nostalgisch. ,,Wie könnte ich das vergessen.."
,,Noch am selben Tag habe ich angefangen dir Briefe zu schreiben. Jeden Abend. Jedes Mal, wenn ich an dich denken musste. Jedes Mal, wenn ich dich in meinem Traum wiedertraf. Jedes Mal, wenn ich hoffte, dass du gleich wiederkommst. Dich mit mir an den Schachtisch setzt. Jedes Mal dann, wenn ich dich am Meisten gebraucht hätte...."

,,Draco.." wimmerte ich. Ich griff an sein Gesicht, drückte seine Wangen liebevoll zusammen und zog ihn an mich. Gab ihm einen Kuss. Streichelte sanft über seine Wange.
,,Harry hat zwar einige Briefe abgefangen, doch mir ist es gelungen diese zu rekonstruieren. Mit der Hilfe deines Vaters ..." er lächelte, wirkte ein wenig verlegen. ,,Er half mir mit einem Zauber mein Gedächtnis zurückzuerlangen. Das Gedächtnis, als ich diese Briefe verfasst habe. Jedes einzelne Wort, jede Zeile konnte ich so erneut verfassen. Sie ordnen. Sie für dich aufbewahren..." er sah einen Moment lang auf die Schachtel, er wirkte ein wenig nervös. Aufgeregt. Und dennoch festentschlossen. Er überreichte sie mir.
,,Es sind unzählige Briefe, Aurelia..." hauchte er, als ich die Schleife vorsichtig löste. ,,Du musst mir eine Sache versprechen" er hob mein Kinn mit seinen Fingern an. Sah mir direkt in meine Augen. 
,,Und was?" lächelte ich ein wenig überfordert.
,,Die Briefe haben eine Reihenfolge. Du kannst sie lesen; immer und wann du möchtest. Doch behalt die Reihenfolge ein. Es ist wichtig." grinste er mit einem nervösen Lächeln. ,,Wenn du bei deinem letzten Brief angekommen bist, warte auf mich. Lies ihn an einem ruhigen Ort. An deinem Lieblingsort. Dort wo du dich wohl fühlst...Und hol mich dazu. Lass mich dabei sein..."
,,Wieso?" lächelte ich neugierig. ,,Wieso möchtest du dabei sein?"
,,Versprich es mir einfach, Aurelia" antwortete er und drückte mir dabei einen Kuss auf meine Stirn.
,,Versprochen" antwortete ich ohne zu wissen, wovon er eigentlich sprach. Doch ich vertraute ihm. Es hatte wohl eine Bedeutung für ihn.

Fear of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt