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D A V I N A | 1 7 M Ä R Z  

„Mom, bitte glaub mir doch." Flehend sehe ich sie an. „Du musst mir glauben. Bitte Mom. Er-", ich unterbreche mich selbst, als ich höre, wie die Haustür aufgeschlossen wird. Dann vernehme ich Schritte. Einen Moment später steht Tobias im Türrahmen.

„Hallo Schatz!", begrüßt Mom ihren Freund, während sie ihm entgegenläuft und ihn kurz küsst.

„Mom bitte", flehe ich erneut, doch sie schüttelt verständnislos den Kopf.

„Hör verdammt nochmal auf Lügen über Tobias zu verbreiten!" fährt sie mich an und schlägt mit ihrer rechten Hand auf den Küchentresen neben ihr.

Erschrocken zucke ich zusammen. „Das ist keine Lüge Mom. Er-", fange ich an, aber sie unterbricht mich aufgebracht: „Das Thema hatten wir doch schon so oft. Nur weil du nicht mit dem Tod deines Vaters klarkommst, gibt es dir noch lange nicht das Recht solche Lügen über den neuen Mann an meiner Seite zu verbreiten. Tobias würde mich nie betrügen. Er liebt mich. Ich bin es so satt, Davina!"

Entgeistert sehe ich sie an. Immer mehr Tränen rollen mir übers Gesicht. Wie kann sie ihm glauben, aber mir nicht?

Mein Blick geht zu Tobias. Er steht grinsend neben meiner Mom. Sie bemerkt den Blick allerdings gar nicht, denn ihr Blick auf mich gerichtet ist. Fuck

„Mom, bitte glaub mir doch!"

Sie schüttelt den Kopf.

„Wieso glaubst du ihm aber mir nicht? Ich bin deine Tochter. Du solltest mir glauben! Er lügt, Mom. Er lügt!"

„Es reicht verdammt nochmal, Davina! Komm endlich über den Tod deines Vaters hinweg. Dein Vater ist tot und er kommt nicht wieder zurück. Diese Lügen bringen ihn nicht zurück!" Ihre Stimme bebt vor Wut.

Ungläubig sehe ich sie an. „Hast du Dad überhaupt geliebt oder war er dir scheiß egal? So klingt es nämlich. Es klingt, als wäre er dir scheiß egal gewesen. Wie kannst du so über ihn reden?"

Ein Schluchzen entfährt mir. Ich sehe Mom an. In ihren Augen blitzt Enttäuschung auf und schließlich Wut.

„Raus!", vernehme ich ihre Stimme und genauso wie mir zuvor, entfährt ihr ein Schluchzer.

„Verschwinde Davina!", ruft sie. Im selben Moment nimmt Tobias Mom in die Arme.

Ich bleibe wie erstarrt stehen. Schmeißt sie mich gerade raus? Wirklich?

„DAVINA RAUS AUS DIESEM HAUS! VERSCHWINDE!"

Ja, das tut sie wohl. Wow.

Schluchzend stürme ich an meiner Mom und ihrem Freund vorbei, den Flur entlang aus dem Haus. Hinter mir fällt die Haustür wieder ins Schloss und ich fange bitter an zu weinen.

Wie kann sie ihm glauben? Ich bin ihre Tochter. Sie hat mich rausgeschmissen. Oh mein Gott! Sie hat mich rausgeschmissen, weil sie ihm mehr glaubt als mir. Ich will doch nur das Beste für sie. Ich liebe sie. Sie ist meine Mom.

Wo soll ich denn jetzt hin? Was mach ich jetzt? Fuck man. Ich habe nicht mal mein Handy dabei. Verwandte, außer meine Mom, habe ich keine mehr. Emily ist übers Wochenende bei ihren Großeltern. Jacob begleitet sie. Liam ist meine einzige Option. Hoffentlich ist er zu Hause.

Liam gehört wie Jacob und Emily zu meinen engsten Freunden. Emily und ich haben uns schon in der Vorschule kennengelernt. In der High School haben wir Liam und Jacob kennen gelernt. Emily und Jacob sind ziemlich schnell zusammengekommen. Seitdem machen wir das meiste zu viert.

Ich fahre mir übers Gesicht und laufe dann schluchzend unsere Einfahrt runter. Anschließend die Straße entlang.

Am Ende der Straße befindet sich ein Park, durch welchen ich laufen muss. Dann bin ich auch schon fast bei Liam.

Immer noch weinend biege ich in den Park ein. Ich lasse meinen Blick schweifen. Es sind kaum noch Menschen hier. Nicht wirklich wunderlich, da es mittlerweile bestimmt schon 9 pm ist.

Plötzlich höre ich ein Rascheln hinter mir. Hastig drehe ich mich um und lasse meinen Blick schweifen.

Da ist niemand.

Wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet. Vielleicht war es auch ein Eichhörnchen oder so. Bestimmt war es ein Eichhörnchen.

Ich drehe mich wieder um und setzte meinen Weg fort.

Eigentlich hätte ich mir denken können, dass meine Mom mich irgendwann rausschmeißt. Wir hatten diese Auseinandersetzung schon mehrmals. Sie glaubt mir einfach nicht. Ich will doch nur das Beste für sie.

Wieso glaubt sie mir nicht? Sie ist meine Mom. Meine verdammt Mom.

Ich sehe in den Himmel und fange noch stärker an zu weinen.

Dad, wieso musstest du sterben? Ich brauche dich doch.

Ein erneutes Rascheln ertönt hinter mir. Wieder drehe ich mich um, entdecke aber nichts.

Nervös reibe ich mich über die Arme. Mir wird mulmig zu Mute. Ein bisschen unheimlich hier. Ich drehe mich wieder um und will meinen Weg fortsetzen, aber plötzlich werde ich von hinten gepackt.
Ein Tuch wird mir vor den Mund gehalten. Ich fange an zu zappeln, aber im nächsten Augenblick wird mir schwarz vor Augen und Dunkelheit umhüllt mich.

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