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D A V I N A |  3 1 M Ä R Z

„Ihr geht es so weit gut. Wie Sie bereits vermutet haben, sind es noch die Folgen der gestrigen Dehydrierung. Sie sollte sich den restlichen Tag und auch den morgigen Tag über ausruhen und viel trinken. Dann sollte es ihr spätestens übermorgen wieder besser gehen. Falls nicht oder falls sie merken, dass es ihr schlechter gehen sollte, melden Sie sich bitte bei mir", sagt der Arzt eine knappe Stunde später an Enzo gewandt.

Seit der Arzt hier ist hat er kein einziges Mal auch nur persönlich mit mir gesprochen. Ich bin zwar die Patientin, aber er redet nur mit Enzo und das macht mich verdammt wütend. Ich meine, es geht hier schließlich um mich und nicht um Enzo.

Sauer beobachte ich den Mann dabei, wie er sich seine Tasche nimmt, sich von Enzo verabschiedet und dann das Zimmer verlässt.

Arschloch.

Ist vielleicht ziemlich albern, dass ich mich darüber aufrege, aber es macht mich einfach wütend ignoriert zu werden.

Enzo räuspert sich. „Also, du hast den Arzt gehört: Du musst dich ausruhen. Ich muss gleich weg. Nicolai auch jeden Moment hier sein. Er wird auf dich aufpassen. Sollte irgendwas sein, sag ihm einfach Bescheid."

Er wird auf dich aufpassen? Ernsthaft? Ist Nicolai nicht eigentlich im Urlaub?

„Ich brauche keinen Aufpasser", schnaube ich und sehe Enzo wütend an.

„Das sehe ich anders, cielo", erwidert er. Im selben Moment wird die Tür geöffnet und Nicolai kommt hereinspaziert.

Er trägt genauso wie immer eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt und ebenfalls schwarze Schuhe. Seine blonden Haare sind nach hinten gegelt.

„Mr. García", begrüßt er Enzo und sieht zu mir. „Ms. Wilson."

Wenigstens einer der mich beachtet. Okay, das was jetzt vielleicht ein bisschen zu dramatisch. Schieben wir das Mal auf das immer noch vorhandene Schwindelgefühl.

Enzo nickt Nicolai zu und verlässt anschließend, ohne noch einmal zu mir zu schauen, den Raum.

Wo muss er jetzt eigentlich noch hin? Ich meine, es ist mittlerweile bestimmt schon Abend. Jimena hat gesagt, dass er eine erfolgreiche Firma leitet. Da muss er wohl kaum abends noch arbeiten, oder?

„Soll ich Ihnen irgendetwas bringen, Miss?" fragt Nicolai und sieht mich an.

„Nein, danke", verneine ich kopfschüttelnd. Ich verspüre zwar ein kleines Hungergefühl, aber ich habe keinen wirklichen Appetit und nach der kleinen Kotzorgie von vorhin sollte ich wahrscheinlich eh nichts essen.

Vielleicht sollte ich mich einfach ausruhen und schlafen. Wenn ich Glück habe, geht es mir morgen schon besser und ich kann mir einen neuen Plan für meine Flucht ausdenken. Ich will hier weg, nein ich muss hier weg.

„Ich denke, ich werde jetzt versuchen zu schlafen." teile ich Nicolai mit. Er nickt. „Rufen Sie mich, falls etwas sein sollte. Ich stehe vor der Tür."

Bevor ich irgendwas erwidern kann, hat er Enzos Zimmer schon verlassen und die Tür hinter sich geschlossen.

Irre ich mich oder war er heute irgendwie, ich weiß auch nicht, netter?

Ich klettere aus dem Bett, gehe mit kleinen Schritten durch das Zimmer und öffne die Tür.

„Alles okay bei Ihnen, Miss?" fragt Nicolai sofort.

Ich nicke. Ich habe das Gefühl, dass das Schwindelgefühl so langsam nachlässt. „Sie müssen hier nicht die ganze Zeit stehen. Sie können ruhig wieder nach Hause gehen."

Nicolai schüttelt den Kopf. „Anweisung von Mr. García." murmelt er.

Bevor ich etwas erwidern kann, klingelt sein Handy und er zieht es aus der Hosentasche. Er wirft mir einen Blick zu, hebt das Handy an sein rechtes Ohr und geht ein paar Schritte von mir weg.

Seufzend laufe ich wieder zurück in Enzos Zimmer, schließe die Tür hinter mir und laufe ins Bad.

Dort erledige ich mein Geschäft, wechsle meine Binde noch einmal und wasche meine Hände.

Anschließend putze ich mir rasch den Mund mit der Zahnbürste, die Enzo mir vorhin gegeben hat, und werde so endgültig den ekligen Nachgeschmack meiner Kotze los.

Als ich fertig bin spüle ich mir den Mund aus, verlasse das Bad wieder und kletterte auf das Bett.

Ich lehne mich zurück und ziehe die Decke über mich.

--

10:03 pm

Um die eineinhalb Stunden lang wälze ich mich nun schon in diesem Bett von rechts nach links. Ich kann einfach nicht einschlafen. Ich fühle mich unwohl in diesem Bett. Es ist das Bett meines Entführers. Enzo schläft in diesem Bett. Ich sollte hier nicht liegen.

Vorsichtig setze ich mich auf.

Draußen ist es mittlerweile schon dunkel geworden und nur wenig Licht kommt durch die Fenster, weswegen ich blind nach dem Nachtlicht taste, und es anknipse.

Als das Licht den Raum einigermaßen beleuchtet hebe ich die Decke hoch und kletterte aus dem Bett.

Ich durchquere das Zimmer und öffne die Tür. Nicolai steht nicht mehr vor der Tür. Wahrscheinlich dachte er, dass ich schon schlafe und es unnötig wäre hier zu stehen. Was es vorher auch war.

Langsam tapse ich den, zum Glück beleuchteten, Flur entlang, vorbei am Badezimmer und dem Zimmer, in dem ich die letzten Nächte geschlafen habe, zu den Treppen.

Nachdem ich auch die Treppen runtergelaufen bin, laufe ich den Flur, der zum Glück ebenso wie der Flur oben und die Treppe beleuchtet ist, entlang in die Küche.

Irgendwie ist diese Stille im Haus unheimlich. Sonst ist es zwar auch still, aber nicht so still. Ich schätze ich bin alleine hier.

Ich betätige den Lichtschalter in der Küche und steuere auf den Kühlschrank zu. Ich öffne ihn, lasse meinen Blick einmal schweifen und nehme mir eine Wasserflasche.

Anschließend schließe ich den Kühlschrank wieder, laufe mit der Wasserflasche in der Hand durch die Küche und betätige den Lichtschalter erneut.

Dann gehe ich den Flur wieder entlang, aber anstatt die Treppe hoch zu gehen laufe ich weiter und biege um die Ecke.

Zielstrebig laufe ich auf die Haustür zu und bin schon dabei meine Hand an den Griff anzulegen, als ich plötzlich ein Geräusch von der anderen Seite der Tür ausmache.

Erschrocken stolpere ich zurück. Im selben Moment geht die Tür auf und Enzo steht vor mir.

Cielo" sagt Enzo. Im gleichen Moment gebe ich ein quietschiges „Enzo" von mir.

„Was machst du hier?" Mit zusammengebissen Zähnen sieht er auf mich herab.

Fuck.

„Ich uhm ich", stottere ich und suche fieberhaft nach einer Ausrede. Dabei wende ich meinen Blick von seinem Gesicht ab und ungewollt landet er aus seinem Oberkörper.

Erschrocken schnappe ich nach Luft und stolpere einen weiteren Schritt zurück. Dabei rutscht mir die Wasserflasche aus der Hand. „Ist das Blut?"

--∆--

A/N:

Wie geht's euch?

Irgendwas, was ihr mir erzählen wollt?

Denkt ihr, da ist Blut?

Keine Ahnung was ich noch sagen soll, deswegen wünsche ich euch eine gute Nacht ♡︎ Bis zum nächsten Kapitel, bye :)

Ab heute bist du mein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt