D A V I N A | 1 6 A P R I L
Fünf weitere Tage sind vergangen. Fünf Tage bin ich in diesem Raum eingesperrt. Eingesperrt in diesem Raum, wie vor wenigen Wochen noch. Es kommt mir vor wie ein Deja Vu. Nur bin ich dieses Mal schon länger hier eingesperrt und ich bekomme Essen und Trinken. Jeden Morgen, sowie jeden Abend kommt Nicolai in das Zimmer und bringt mir etwas zu essen und eine Wasserflasche.
Anscheinend soll ich nicht sterben.
Auf die Toilette gehen darf ich aber nicht und da ich schon fünf Tage lang in diesem Raum bin, ist wohl klar, was das heißt. Gott, es ist so ekelhaft und erniedrigend.
Immer wieder frage ich mich, wie ich hier rein geraten konnte und was ich verbrochen habe. Ich hasse Selbstmitleid, aber da ich mich nicht anderweitig beschäftigen kann, kommt es von ganz alleine und geht auch nicht wieder.
Mein Blick gleitet zum Fenster. Es regnet wieder. Die letzten Tage hat es oft geregnet. Es ist fast so, als würde Dad mir damit zeigen wollen, dass er bei mir ist und dass ich es schaffe, aber das ist natürlich albern.
Wenn das so weitergeht, werde ich noch verrückt und kann mit Enzo zusammen eingewiesen werden.
Das Geräusch eines Schlüssels reißt mich auf den Gedanken. Essenszeit.
Die Tür öffnet sich. Nicolai betritt den Raum. Mein Blick fällt auf seine Hände. Er hat kein Tablett mit Essen dabei. Verwirrt gleitet mein Blick in Nicolais Gesicht zurück.
„Ms. Wilson", erklingt Nicolais Stimme. Kaum merklich zucke ich zusammen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er mit mir redet. Das hat er die letzten Male auch nicht gemacht. „Ich soll Ihnen von Mr. García mitteilen, dass sie sich ab jetzt wieder frei im Haus bewegen können. Er hofft, dass Sie ihre Lektion nun gelernt haben. Frische Klamotten liegen im Bad für Sie bereit."
Er dreht sich um und verlässt das Zimmer. Seine Schritte entfernen sich und werden leiser, bis sie schließlich nicht mehr zuhören sind.
Ich klettere vom Bett. Mit großen Schritten durchquere ich das Zimmer, verlasse es und laufe den Flur bis zum Badezimmer entlang.
Ich muss unbedingt aufs Klo, muss aus diesen Klamotten raus und ich muss duschen. So dringend.
Eilig betrete ich das Badezimmer, schließe die Tür hinter mir und gehe zur Toilette. Nachdem ich mich aus der Hose gequetscht und meine Blase entleert habe, sowie mein Geschäft verrichtet habe, entledige ich mich auch der anderen Kleidung. Umständlich entferne ich das Haargummi aus meinen Haaren, steige unter die Dusche und ziehe den Duschvorgang hinter mir zu.
Als das warme Wasser meine nackte Haut berührt, seufze ich auf. Endlich.
Nachdem ich meinen Körper lange und gründlich gewaschen habe und er nun wieder frisch riecht, ziehe ich den Vorhang wieder auf und steige aus der Dusche. Kalte Luft empfängt mich. Rasch nehme ich mir ein Handtuch von der Kommode und wickle es um meinen zitternden und mit Gänsehaut übersäten Körper.
Kurz bleibe ich so stehen und atme einmal durch, bevor ich meinen Körper mit dem Handtuch abtrockne. Anschließend lege ich das Handtuch zurück auf die Kommende und nehme mir stattdessen die Klamotten, die sich auf ihr befinden. Rasch schlüpfe ich in die Unterwäsche und dann in die graue Jogginghose, das schwarze T-Shirt und die weißen Socken.
Fertig angezogen schnappe ich mir ein kleineres Handtuch und rubble mir damit durch die Haare. Dann lege ich das Handtuch ebenfalls zurück auf die Kommode, laufe zum Waschbecken und nehme mir die Bürste von der Ablage.
Vorsichtig fange ich an meine nassen Haare zu kämmen. Schmervoll verziehe ich das Gesicht, als die Bürste sich in einem Knoten verfängt. Ich fummle sie aus meinen Haaren raus und bürste langsam den Knoten raus. Genauso gehe ich bei den weiteren Knoten vor, bis sich endlich so gut wie keine Knoten mehr in meinen Haaren befinden und ich meine Haare, wie immer, zu einem unordentlichen Dutt zusammenbinden kann.

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Ab heute bist du mein
Novela JuvenilUnd dann drehe ich mich um und renne los. Renne so schnell, wie ich kann. Hinter mir höre ich Enzo laut brüllen und schnelle Schritte, die mich verfolgen. Ich beschleunige mein Tempo. Meine Sportlehrerin wäre stolz auf mich gewesen. Ich verlasse den...