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D A V I N A |  3 1 M Ä R Z

„Ist das Blut?" Natürlich ist das Blut, was sollte es auch sonst sein? Ketchup?

„Ich habe gefragt, was du hier machst", wiederholt Enzo seine Frage, ohne auf meine einzugehen.

Schluckend löse ich meinen Blick von seinem Shirt und sehe in sein Gesicht.

„Wieso ist da Blut?" frage ich und ignoriere seine Frage ebenso.

Panik kriecht in mir hoch. Wieso zur Hölle ist da Blut auf seinem Shirt? Ist das Enzos Blut oder gehört es jemand anderem? Das kann nicht Enzos Blut sein. Das ist viel zu viel Blut. Hätte er so viel Blut verloren, würde er jetzt nicht vor mir stehen.

Panisch stolpere ich einen weiteren Schritt zurück und mein Blick gleitet automatisch wieder zu seinem Shirt.

„Was hast du gemacht?" Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, aber ich bin mir sicher, dass er es trotzdem gehört hat. Wie hätte er auch nicht? Im Haus ist es sonst still. Das Einzige was ich höre sind unsere Atem. Meinen unregelmäßigen und seinen regelmäßigen. Wann ist er mir so nah gekommen? Gerade hatten wir doch noch Abstand. Wie kann er jetzt so nah vor mir stehen?

Eine Strähne fällt in mein Gesicht.

Enzo kommt noch ein Stück näher und streicht mir die Haarsträhne hinters Ohr.

„Er hatte es verdient. Er hat etwas genommen, was mir gehört. Ich kann es nicht leiden, wenn man sich einfach etwas nimmt, was mir gehört." flüstert er plötzlich und streicht mit seinem Daumen über meine Wange.

Ein erschrockenes Keuchen entkommt meinem Mund, jedoch bewege ich mich nicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Er hatte es verdient. Er hat etwas genommen, was mir gehört. Ich kann es nicht leiden, wenn man sich einfach etwas nimmt, was mir gehört.

Oh mein Gott.

„Du solltest jetzt schlafen, cielo. Es ist schon spät und du musst dich ausruhen."

Enzo sieht mich noch einen Moment lang an, bevor er seinen Daumen von meiner Wange entfernt und an mir vorbeiläuft.

„Ich weiß genau, was du hier wolltest. Du wirst es nie schaffen. Du gehörst mir, cielo." höre ich ihn sagen, ehe ich das Öffnen und ein paar Sekunden später das Schließen einer Tür vernehme.

Ein weiteres Keuchen entkommt mir. Oh Gott. Ich schlucke merklich, bevor ich mich nach der Wasserflasche auf dem Boden bücke und zurück in Enzos Schlafzimmer laufe. In das Schlafzimmer meines Entführers. In dem Schlafzimmer eines Mörders.

Was mache ich hier? Ich sollte gehen. Ich sollte dieses Zimmer verlassen. Ich sollte, aber ich tue es nicht. Stattdessen laufe ich durch das Zimmer, stelle die Wasserflasche auf den Nachttisch ab und lasse mich auf das Bett fallen. Auf das Bett eines Mörders. Er hat diesen Typen umgebracht. Er hat es zwar nicht gesagt, aber es war eindeutig, oder?

Er hatte es verdient. Er hat etwas genommen, was mir gehört. Ich kann es nicht leiden, wenn man sich einfach etwas nimmt, was mir gehört.

Gott, was mache ich hier?

Weil mein Hals sich plötzlich trocken anfühlt und das ja auch der eigentliche Grund ist, wieso ich überhaupt runter gegangen bin, setze ich mich wieder auf, nehme mir die Wasserflasche und schraube sie auf.

Ich trinke einen großen Schluck und seufze lautlos als das kühle Wasser meinen Rachen runterläuft. Anschließend schraube ich die Flasche wieder zu, stelle sie zurück auf den Nachttisch und klettere umständlich unter die Decke.

Mörder. Enzo ist ein Mörder.

Ich strecke mich vom Bett aus und knipse die Lampe aus. Jetzt liege ich erneut im Dunkeln hier. Mein Blick geht zu der Digitaluhranzeige des Weckers und ich stelle fest, dass er mittlerweile schon 10:41 pm ist. War ich wirklich so lange unten?

Seufzend ziehe ich die Decke ein weiteres Stück über mich, drehe mich zur Seite und schließe die Augen.

Sofort tauchen die Bilder von Enzos blutverschmiertem Shirt auf. Seine Worte schallen in meinem Gedächtnis und wiederholen sich immer wieder.

Er hatte es verdient. Er hat etwas genommen, was mir gehört. Ich kann es nicht leiden, wenn man sich einfach etwas nimmt, was mir gehört.

Ungewollt entfährt mir ein Schluchzen und ich ziehe die Decke ein weiteres Stück über mich. Ich liege in dem Bett eines Mörders. Der Mann, der mich entführt hat, ist nicht nur ein Entführer. Er ist ein Mörder. Was ist, wenn er mich auch umbringen wird? Ich will noch nicht sterben.

Wieso liege ich hier? Wieso bin ich nicht wieder gegangen?

Ein weiteres Schluchzen entfährt mir und Tränen kullern über meine Wangen.

Ich sollte nicht weinen. Ich habe kein Recht zu weinen. Ich lebe noch. Dieser Mann nicht. Enzo hat ihn umgebracht. Vielleicht hatte er Kinder oder eine Frau. Man hätte es doch sicherlich anders lösen können.

Er hatte es verdient. Er hat etwas genommen, was mir gehört. Ich kann es nicht leiden, wenn man sich einfach etwas nimmt, was mir gehört.

Plötzlich höre ich wie die Tür aufgeht, jemand reinkommt und die Tür wieder geschlossen wird. Ein Schlüssel wird im Schloss umgedreht. Hat er uns gerade eingeschlossen?

Ich halte den Atem an, unterdrücke ein weiteres Schluchzen und lausche den Schritten, die durch das dunkle Zimmer hallen.

Trotz dessen, dass ich kein Recht habe zu weinen, kullern meine Tränen stumm weiter über meine Wangen.

Ich drücke mein Kopf in das Kissen, kneife die Augen zusammen und lausche den Geräuschen. Die Badezimmertür wird geöffnet, ein Lichtschalter wird betätigt und die Badezimmertür wird wieder geschlossen.

Ich drehe meinen Kopf vom Kissen weg und stoße ich die angehaltene Luft aus. Ein weiteres Schluchzen entkommt mir.

--∆--

A/N:

Heyyy

Wie geht's euch?

Wie verbringt ihr den Vatertag? An dieser Stelle: Alles Gute zum Vatertag an alle Väter, auch wenn das hier höchstwahrscheinlich kein einziger Vater lesen wird haha.

Meinung zum Kapitel? Meinung zu Enzo?

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe, das Kapitel hat euch gefallen ♡︎

Ab heute bist du mein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt