D A V I N A | 1 4 M A I
Gefolgt von Lu betrete ich das Café. Der Geruch von verschiedenen Gebäcksorten und Kaffee steigt mir in die Nase. Eine Kellnerin, die gerade noch bei einem anderen Kunden steht, deutet uns mit einer Handbewegung an, uns einen freien Tisch zu suchen.
Zielstrebig steuert Lu auf einen vierer Tisch am Fenster zu und lässt sich auf der einen Seite nieder. Ich folge ihr und nehme gegenüber von ihr Platz.
Im selben Moment taucht die Kellnerin an unserem Tisch auf und lächelt uns freundlich an. Als sie ihren Mund öffnet und beginnt, mit uns zu sprechen, verstehe ich allerdings nur Bahnhof und blicke die Frau überfordert an, während Lucrecia, sobald die Kellnerin mit sprechen fertig ist, etwas erwidert, ehe sie zu mir sieht. „Was möchtest du trinken?"
„Eine Cola, denke ich."
„Okay." Daríos Schwester wendet sich wieder der Kellnerin zu und teilt ihr unsere Bestellung mit.
Die Kellnerin erwidert etwas und notiert sich, wahrscheinlich unsere Bestellung, auf einem kleinen Notizblock. Dann entfernt sie sich von unserem Tisch und läuft in Richtung der Theke.
„Mein Cousin sollte dir Spanisch beibringen", meint Lu. „Sonst bist du hier ganz schön aufgeschmissen."
Ich nicke. Spanisch zu lernen wäre vielleicht wirklich nicht schlecht.
„Ich bin froh, dass du Enzo kennengelernt hast", lächelt Lucrecia. „Er wirkt irgendwie entspannter."
„Entspannter?" Ich denke nicht, dass ich zu seiner Entspannung beitrage.
„Okay, entspannter ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ..." Sie lacht und zuckt zeitgleich mit den Schultern.
Im selben Moment taucht die Kellnerin von gerade an unserem Tisch auf und platziert unsere Bestellung vor uns. Lucrecia bedankt sich, nehme ich an, bei der Kellnerin, während ich ihr ein freundliches Lächeln schenke, bevor sie sich wieder von unserem Tisch entfernt.
Im selben Moment wird die Tür laut aufgerissen. Mein Blick gleitet, wie wohl der von jedem Gast, zur Tür und ich entdecke Enzo, der gefolgt von Darío das Café betritt. Während Enzo eine undurchsichtige Mimik im Gesicht trägt, hat Darío ein kleines Grinsen auf den Lippen.
Beide lassen ihren Blick schweifen und kommen, als sie uns entdecken, zielstrebig auf uns zu.
Ich sinke tiefer in den Stuhl und blicke zu Lucrecia, die den beiden Männern fröhlich zu winkt.
Der Stuhl neben mir wird zurückgezogen, aber ich traue mich nicht den Blick zu heben. Mir ist, als hätte jemand einen Schalter in mir umgelegt, und mir somit klar gemacht, was die Aktion von gerade eigentlich wirklich bedeutet und was ich damit angerichtet habe.
Einen Hand erscheint in meinem Blickfeld und greift bestimmend unter mein Kinn, zwingt mich so aufzusehen und meinem Entführer direkt ins Gesicht zu blicken.
Ich schlucke, während die Mimik meines Entführers weiterhin undurchsichtig bleibt.
„Geht es dir gut?" Enzo lässt seinen Blick prüfend erst über mein Gesicht und anschließend über meinen Körper wandern.
Nach kurzem Zögern nicke ich zaghaft.
„Gut." Der Mann vor mir entfernt seine Hand von meinem Kinn und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
Dann breitet sich Stille am Tisch aus, die erst von der Kellnerin gebrochen wird, die erneut freundlich lächelnd an unserem Tisch erscheint. Es folgt eine Unterhaltung, die ich nicht verstehe und selbst wenn ich sie verstehen könnte, auch keine Konzentration dazu aufbringen könnte, sie richtig zu verfolgen. Viel zu beschäftigt bin ich damit, mir die verschiedensten Folgen meines unbedachten Verhandeln vorzustellen.
Ich greife nach dem Glas Cola, das vor mir steht, und nehme einen großen Schluck, versuche somit erfolglos, den Kloß aus meinem Hals zu spülen.
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Vorsichtig setzte ich mich auf das große Bett und beobachte durch die offene Badezimmertür, wie Enzo sich vor den Spiegel stellt und beginnt, seine Krawatte zu lösen.
Seit wir vor gut einer dreiviertel Stunde das Café verlassen haben und zurück in die Villa gefahren sind, hat Enzo kein Wort mehr verloren.
Ich schätze, dass er verdammt wütend ist und ziemlich eng für Emily und mich werden kann. Natürlich erinnere ich mich daran, dass Enzo mir gesagt hat, dass er mir niemals etwas antun könnte, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das ernst gemeint war. Selbst wenn, könnte sich seine Meinung heute auch schlagartig geändert haben. Lieber allerdings tut er mir etwas an, als Emily für etwas büßen zu lassen, für das sie nichts kann und ganz allein ihre beste Freundin verkackt hat.
Leise erhebe ich mich von dem großen Bett und laufe in Richtung des Badezimmer. Enzo ist gerade dabei, sich die Ärmel seines Hemdes ein Stück hochzukrempeln, als ich durch die Türschwelle trete.
„Enzo", murmle ich. „Ich wollte nicht abhauen."
Ein Schnauben ertönt. Als ich den Blick auf den Spiegel richte, begegne ich Enzos unlesbarem Blick.
„Nicht so", meine ich. „Ich habe den ganzen Tag nicht einmal daran gedacht. Ich wollte nicht abhauen, Lorenzo." Ich möchte, dass er das weiß. Nicht nur, weil daran möglicherweise zwei Leben hängen könnten, sondern auch, weil es mir unerklärlicherweise wichtig ist, dass er es weiß, da es entspricht der Wahrheit. Ich habe während des gesamten Ausfluges nicht einmal daran gedacht, wirklich abzuhaben.
„Ich wollte nicht richtig abhauen", wiederhole ich noch einmal mit überraschend fester Stimme, ehe ich den Blick vom Spiegel abwende.
Ich bin schon dabei, dass Badezimmer wieder zu verlassen, als eine warme Hand mein Handgelenk umschließt und mich zurückzieht. Ein erschrockener Laut entkommt mir, während ich mit dem Rücken gegen die kühle Badezimmerwand gedrückt werde.
„Macht das nie wieder", knurrt Enzo und drückt noch im selben Moment seine Lippen verlangend auf meine.
Es ist eine Sache von Sekunden, in der mein Körper die Kontrolle über mich erhascht und genau das macht, was mein Kopf ihm im befiehlt, nicht zu tun. Mein Körper küsst ihn zurück. Ich küsse ihn zurück. Meine Hände wandern in seine Haare und ziehen leicht an ihnen, während Enzo seinen Körper gegen meinen drückt und mir mit seinem Duft das Gehirn vernebelt.
Der Kuss ist voller Verlangen und Wut, sowohl seiner- als auch meinerseits. Seine Hände wandern langsam meinen Körper hinauf und hinterlassen ein brennendes Kribbeln auf meiner Haut. Ich spüre, wie meine Mitte sich zusammenzieht und mein Körper sich automatisch an Enzos Körper drängt.
Allerdings nimmt der Kuss ein abruptes Ende, als Enzo plötzlich von mir ablässt und mich ohne ein weiteres Wort nach Luft schnappend im Badezimmer zurücklässt.
Oh verdammt.
Ich brauche einige Zeit, um wieder genug Sauerstoff in meine Lungen fließen zu lassen und den Moment von gerade eben sacken zu lassen. Meine Haut kribbelt noch immer und ich spüre seine Berührung ebenfalls noch mehr als deutlich auf meinem Körper, als ich sowohl Bade- als auch Schlafzimmer verlasse und mich auf den Weg nach unten mache. Die Erinnerung an den Kuss versuche ich währenddessen so gut es geht in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen.
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A/N:
Hallöchen!
Wie geht's euch?
Was habt ihr heute vor?
In diesem Kapitel habt ihr die Hauptprotagonistin von "Du wirst mein sein" kennengelernt. Ich weiß gar nicht genau, wie viel ich schon zum zweiten Teil der Reihe gesagt habe, aber mittlerweile kennt ihr jetzt beide Hauptprotagonisten.
Ideen, wer die beiden sein könnten?
Schönen Sonntag noch <3

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Ab heute bist du mein
Teen FictionUnd dann drehe ich mich um und renne los. Renne so schnell, wie ich kann. Hinter mir höre ich Enzo laut brüllen und schnelle Schritte, die mich verfolgen. Ich beschleunige mein Tempo. Meine Sportlehrerin wäre stolz auf mich gewesen. Ich verlasse den...