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D A V I N A | 2 7 M Ä R Z

Als die Haustür offen ist eile ich nach draußen und atme die frische Luft ein.

Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe hoch in den Himmel. Es dämmerte schon und eine kühle Windbrise umhüllte mich.

Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.

Ich verharre einen Moment in der Position, bis ich ein Motorgeräusch wahrnehme und meinen Blick wieder nach vorne richte.

Ein schwarzer Lamborghini parkt vor mir und ein Mann steigt auf der Fahrerseite aus.
Er läuft um das Auto herum und reicht Enzo, welcher sich unbemerkt neben mich gestellt hatte, mit einem freundlichen Lächeln die Autoschlüssel.

Anschließend läuft der Mann an Enzo vorbei, die Treppen hoch und verschwindet im Haus.

Mein Entführer geht zum Auto und öffnet die Beifahrertür. Er sieht zu mir und deutet mir mit einem Kopfnicken an, mich in den Wagen zu setzten.

Ich atme noch einmal die frische Luft ein, laufe zu Enzo und steige schließlich in den teuren Wagen ein.

Sobald ich drinnen sitze schließt Enzo die Tür wieder, läuft um das Auto herum und steigt auf der Fahrerseite ein.

Ich schnalle mich an und sehe zu Enzo. Er  hat sich ebenfalls angeschnallt und steckt gerade den Schlüssel ins Zündschloss.

Mit einem lauten Brummen startet der Wagen und schon fahren wir los.

Ich wende meinen Blick von Enzo ab und sehe aus dem Fenster.

Wir fahren an Bäumen und Büschen vorbei, welche am Rande des Weges, der zur Villa führte, stehen, bis zu einem Eisentor, welches sich automatisch öffnet, als wir dort ankommen.

Als wir durch das Tor gefahren sind und es sich hinter uns wieder schließt, word das Lächeln, welches sich immer noch in meinem Gesicht befindet, noch ein Ticken breiter.

Ich bin raus aus diesem Haus.

Runter von diesem Grundstück.

Nicht mehr lange und ich bin endlich wieder frei.

Ich lehne meinen Kopf ans Fenster und beobachte die Bäume, die an uns vorbeirauschen, und mir zeigen, dass wir uns auf jeden Fall außerhalb von Denver befinden.

Falls wir überhaupt noch in Colorado sind.

„Ich weiß, was du vorhast", kommt es plötzlich von Enzo und mein Herz setzt einen Moment aus. „Du hast keine Chance. Du gehörst mir, cielo und du wirst bei mir bleiben."

Ich wende meinen Blick von den Bäumen ab und sehe zu Enzo, welcher seinen Blick konzentriert auf die Straße gerichtet hat und mit den Fingern leicht auf das Lenkrad klopft.

„Wenn du nicht willst, dass heute jemand unschuldiges stirbt, dann solltest du heute lieber die Klappe halten, cielo. Ich werde jede einzelne Person umbringen, die du um Hilfe bittest oder bei der du auch nur ein falsches Wort verlierst. Ich habe kein Problem damit, cielo. Wenn du es drauf ansetzten und ein unschuldiges Leben riskieren willst, nur zu."

Eine Gänsehaut überkommt meinen Körper und ich bin mir sicher, dass gerade jegliche Farbe aus meinem Gesicht gewichen ist.

„Das würdest du nicht tun." Meine Stimme klingt überraschend fest.

„Lass es drauf ankommen, cielo." Sein Blick geht für einen kurzen Augenblick zu mir, bevor er wieder auf die Straße sieht. „Vielleicht hat die Person Kinder. Vielleicht wartet der Lebensgefährte Zuhause oder-"

„Stopp, hör auf!" unterbreche ich meinen Entführer und blinzle die Tränen, die sich aus meinem Auge lösen wollen, weg.

Dieser Mann ist krank. Wirklich krank. Er braucht psychologische Hilfe. Er kann mich doch nicht entführen und drohen, dass er Leute umbringt.

„Es ist deine Entscheidung, cielo."

Plötzlich stoppt der Wagen. Enzo schnallt sich ab und steigt aus dem Auto. Er läuft um den Wagen herum und öffnet die Beifahrertür.

„Steig aus", fordert er. „Wir sind da."

Ich komme der Aufforderung nach und steige aus dem Auto. Mein Entführer schließt die Beifahrertür wieder und hält mir einen Ring hin. „Hier."

Zögerlich greife ich nach dem Ring und mustere ihn. Er sieht teuer aus.

„Zieh ihn an." 

Rasch stecke ich mir den Ring an den Finger. Ich will ihm keinen Grund geben, um wütend zu werden.

Ich werde Arm gepackt und in die Richtung eines Gebäudes, vermutlich das Restaurant, gezogen.

An der Tür angekommen wird sie von innen geöffnet und ein Mann in Kellner Uniform kam aus dem Restaurant.

„Guten Abend, Mr. García." begrüßte der Mann Enzo und schenkt mir ein kleines Lächeln.

„Parken Sie meinen Wagen." verlangt der Herr neben mir unhöflich.

„Natürlich, Mr. García", kommt es prompt zurück und entgeistert sehe ich dem Mann, der schon Richtung Enzos Auto läuft, nach. Wie kann er so mit sich reden lassen?

Mein Blick geht wieder zu Enzo, welcher mich undefinierbar ansah. Er legt einen Arm um meine Taille und zieht mich zu sich.

„Du weißt ja, du entscheidest heute Abend über Tod und Leben, cielo." raunt er mir zu und bugsiert mich anschließend ins Innere des Restaurants.

Sofort kommt eine Kellnerin zu uns geeilt und redet kurz mit Enzo. Was genau sie bereden verstehe ich aber nicht. Meine Gedanken sind immer noch bei dem Satz, den Enzo mir vorhin zugeraunt hat.

Du weißt ja, du entscheidest heute Abend über Tod und Leben, cielo.

Es ist meine Entscheidung. Wenn ich jemanden um Hilfe bitte, stirbt die Person. Wenn ich niemanden um Hilfe bitte, stirbt niemand.

Bei dem Gedanken daran, dass jemand unschuldiges durch meinen Egoismus sterben muss, wird mir ganz schlecht.

Aber würde Enzo wirklich jemanden umbringen?

Ab heute bist du mein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt