D A V I N A | 3 0 M Ä R Z
Stöhnend lasse ich mich wieder nach hinten ins Kissen fallen und lege meine rechte Hand auf meine Stirn.
Mittlerweile befinde ich mich schon seit, ich schätze mal, drei Tagen ununterbrochen in diesem Raum. Die meiste Zeit habe ich mit Schlafen oder vor mich hinstarren verbracht. Mehr kann ich hier auch nicht machen.
Seit Enzo hier war, habe ich mit niemanden gesprochen, nichts gegessen und außer dem Glas Wasser auch nichts getrunken.
Wie denn auch? Die Tür war die ganze Zeit abgeschlossen und ich bin nicht rausgekommen.
Die Kopfschmerzen waren nach der Tablette und dem Schlaf wieder weg, aber sind mittlerweile durch den Wassermangel auch schon wieder da.
Ich dachte, dass die letzte Woche schon schlimm gewesen ist, aber das ist auf jeden Fall schlimmer.
Mein Kopf dröhnt und ich habe Durst. Mein Mund ist trocken und mir ist heiß. So heiß.
Ich habe versucht das Fenster zu öffnen, um an frische Luft zu kommen, aber es ist genauso wie die Tür abgeschlossen.
Ach ja und ich habe mir in die Hose gepinkelt. Ziemlich eklig, aber was hätte ich machen sollen?
Ich will einfach nur hier raus.
Aus den Klamotten.
Aus diesem Raum.
Aus diesem Haus.
Langsam klettere ich aus dem Bett und taumle zur Tür. Dort sammle ich meine ganze Kraft zusammen und hämmere mit meinen Fäusten gegen die Tür.
„AUFMACHEN!" rufe ich erschöpft und hämmere weiter. „ENZO MACH DIESE SCHEISS TÜR AUF... BITTE!"
Das habe ich die letzten Stunden oft gemacht, auch wenn es nie was gebracht hat. Dabei sind Hilferufe, wie gerade, aber auch jeden Menge Schimpfwörter und andere Sachen bei rumgekommen.
„AUFMACHEN", schreie ich mit letzter Kraft und ein Schluchzen, welches in einem Stöhnen untergeht, entfährt mir.
Langsam nehme ich alles nur noch verschwommen war und ich habe das Gefühl, als würde sich alles drehen.
Mit meiner linken Hand an meiner Schläfe taumle ich benommen zurück zum Bett und lasse mich erschöpft darauf fallen.
Mein Hals brennt und in meinem Mund ist es noch trockener geworden. Mein Kopf dröhnt und alles dreht sich.
Ich habe mal gelesen, dass ein Mensch im Extremfall bis zu zwölf Tage ohne Wasser überleben kann. Wahrscheinlicher ist aber der Tod zwischen zwei und sechs Tagen ohne Wasser.
Das sind ja rosige Aussichten. Will er mich hier verrecken lassen?
Das letzte was ich mitbekomme, bevor mich eine plötzliche Dunkelheit umgibt, ist das Öffnen einer Tür. Ich will aufstehen und rausrennen, aber ich bin zu schwach. Die Dunkelheit umhüllt mich.
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Ich vernehme eine Stimme, die meinen Namen ruft. Ein leichtes Klopfen einer Handfläche auf meiner linken Wange und ein Rütteln an meiner Schulter.
„Davina... Davina ... Davina!"
Ich merke, wie die Dunkelheit mich loslässt und ich benommen wieder zu mir komme.
Als ich meine Augen öffne, blicke ich von unten in Enzos braune Augen, welche mich anstarren.
Mein Blick gleitet von seinen Augen zu seinen Lippen und ich erkenne unscharf, wie sie sich bewegen, aber kein einziger Ton zu mir durchdringt.
Seine Lippen schließen sich und er wendet seinen Blick von mir ab.
Plötzlich spüre ich wie mein Kopf mit einer Hand ein Stück hochgehoben wird und etwas an meinen Mund angesetzt wird.
Ich bemerke die Flüssigkeit an meinem Mund und reflexartig öffne ich ihn sofort.
Gierig nehme ich die Flüssigkeit, welche sich als Wasser herausstellt, auf, bevor sie auch schon wieder verschwindet und ich meinen Mund wieder schließe.
Ich will mehr.
Vorsichtig versuche ich mich auf zu setzten, aber ich werde sofort wieder von Enzo nach unten gedrückt.
„Bleib liegen.", vernehme ich seine Stimme leise. Da ich viel zu erschöpft bin, um mich gegen ihn zu wehren, bleibe ich liegen und schließe meine Augen wieder.
Mein Kopf dröhnt immer noch, wie verrückt und mein Mund fühlt sich genauso trocken wie vorher an.
Was ist überhaupt passiert?
Auf einmal spüre ich, wie ich vorsichtig hochgehoben werde und kurz darauf auf etwas weichem, einer Matratze, wieder abgelegt werde.
Dann spüre ich eine Senkung auf der Matratze unter mir und ich öffne meine Augen wieder.
Enzo schaut mich an, während er neben sich greift und eine Wasserflasche zum Vorschein kommt.
Er hebt sie mir an den Mund und genauso gierig wie vorhin nehme ich einen weiteren Schluck auf, bevor er die Falsche schon wieder entfernt.
Ich brauche mehr Wasser.
Ich will nach der Flasche greifen, aber Enzo ist schneller und drückt meinen Arm mit seiner linken Hand runter, während er die Wasserflasche mit seiner rechten Hand weghält.
„Du musst kleine Schlucke trinken, cielo. Du bist dehydriert, weil du zu wenig Flüssigkeit in deinem Körper hattest", erklärt er mir und ein halbes Schnauben entkommt meinem Mund.
Wessen Schuld das wohl ist.
„Das war nicht meine Absicht, cielo. Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert. Das würde ich nie wollen. Eigentlich wollte ich dich nur zwei Tage eingesperrt lassen, damit du die Konsequenzen deiner Flucht lernst, aber es gab Komplikationen bei der Arbeit, weswegen ich gestern nicht nach Hause gekommen bin. Ich hatte einen meiner Männer beauftragt dich wieder rauszulassen, aber er war zu unfähig dafür, wie ich vorhin gemerkt habe."
Ein aggressives Knurren entkommt dem Mund meines Entführers und er fährt sich durch seine schwarzen Haare.
„Keine Sorge, er bekommt seine gerechte Strafe", sagt Enzo und hält mir die Wasserflasche erneut an den Mund.

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Ab heute bist du mein
Fiksi RemajaUnd dann drehe ich mich um und renne los. Renne so schnell, wie ich kann. Hinter mir höre ich Enzo laut brüllen und schnelle Schritte, die mich verfolgen. Ich beschleunige mein Tempo. Meine Sportlehrerin wäre stolz auf mich gewesen. Ich verlasse den...