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D A V I N A |  1 1   A P R I L

Weitere Zeit vergeht. Wieder liege ich zusammengekauert auf dem Bett. Meine Augen sind schwer. Ich habe das Gefühl, das sie gleich zu fallen werden. Vielleicht tun sie das auch gleich. Und vielleicht öffnen sich nie wieder.

Ich richte mich auf und fahre mir übers Gesicht. Fuck. Wieso denke ich sowas? Ich will nicht sterben. Nein. Ich werde nicht aufgeben. Ich werde kämpfen. Ich werde stark sein. Irgendwie werde ich hier rauskommen und Enzo wird hinter Gittern laden. Santiago, Nicolai und seine ganzen anderen Männer ebenso. Vielleicht kommen sie auch in eine geschlossene Anstalt. Sie alle sind doch krank.

Ich werde nicht aufgeben. Nein, niemals. Ich werde nicht aufgeben.

Ich klettere aus dem Bett und laufe auf das Fenster zu. Wenn ich weiter ihm Bett liegen bleibe, schlafe ich womöglich ein.

Regentropfen prasseln gegen das Fenster. Es hat angefangen zu regnen, ohne dass ich es bemerkt habe.

Ich lehne mich gegen die Fensterscheibe und beobachte, wie die Regentropfen erst gegen das Fenster prasseln und es anschließend herunterrutschen.

Mein Dad hat den Regen geliebt. Die meisten Menschen, die ich kenne, mögen Regen nicht. Sie mögen die Sonne lieber. Mein Dad nicht. Er hat den Regen und auch den Geruch danach geliebt.

Guck mal, Spätzchen, es regnet", ruft Daddy. Ich renne zum Fenster und beobachte die Regentropfen, die gegen das Fenster prasseln und dann herunterrutschen.

Zwei Armen greifen von hinten an meine Taille und heben mich hoch.

„Daddy!" lache ich.

Daddy lacht ebenfalls. Er öffnet die Gartentür und trägt mich aus dem Haus.

„Was machst du, Daddy?" frage ich und verziehe das Gesicht. Der Regen prasselt auf mich und ich fange an zu zappeln.

Daddy setzt mich runter und nimmt meine Hände in seine. „Tanz mit mir, Spätzchen", fordert er mich auf und fängt an sich zu bewegen.

Ich kichere und drehe mich. Daddy lässt meine Hände los und dreht sich ebenfalls einmal. Plötzlich stört mich der Regen nicht mehr. Lachend tanzen wir zusammen im Regen.

Ich werde aus der Erinnerung gerissen, als ich höre, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wird. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich richte meinen Blick auf die Tür.

Vielleicht ist es wieder Jimena?

Die Tür öffnet sich. Enzo erscheint im Türrahmen. Enzo. Nicht Jimena.

Hastig wische ich mir eine Träne von der Wange, die wohl auf Grund der Erinnerung, woher auch immer, gekommen ist, weg und stoße mich vom Fenster ab.

Stark sein, Davina. Nicht aufgeben.

Enzo mustert mich. Er lässt seinen Blick einmal über meinen Körper schweifen, bevor er in meinem Gesicht stoppt. Sein Gesichtsausdruck dabei ist undurchsichtig.

Mein Entführer hat sich umgezogen. Er trägt nun ein weißes Hemd und eine schwarze Anzughose. Seine Haare liegen nass und wirr auf dem Kopf. Vielleicht war er vorhin duschen. Wären seine Haare vom Regen nass, dann wäre seine Kleidung ebenfalls nass.

Ich wende den Blick von Enzo ab und richte ihn stattdessen wieder auf die Regentropfen. Im Hintergrund höre ich Enzo laut ausatmen. Eine Tür wird geschlossen und schwere Schritte schallen durch das Zimmer.

Enzos Geruch steigt mir in die Nase, als er hinter mir zum Stehen kommt.

„Du hast anscheinend immer noch nicht verstanden, dass du mir gehörst."

Zwei Hände legen sich an meine Taille und ruckartig werde ich umgedreht. Ein Keuchen entkommt meinem Mund.

„Du gehörst mir, cielo. Nur mir. Hier-" „Ich gehöre dir nicht!" unterbreche ich Enzo.

Ich schlage seine Hände von meiner Taille und trete einen Schritt nach hinten. Mein Rücken knallt gegen das kühle Fenster. Ein erneutes Keuchen entflieht mir. Fuck.

Enzo macht einen Schritt auf mich zu. Mit beiden Händen stützt er sich am Fenster ab, sodass ich mich zwischen seinen Armen gefangen bin.

Ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Sein Duft liegt mir in der Nase. Mein Atem geht stoßweise. Enzos ebenfalls. Seine Brust hebt und senkt sich unkontrollierter als zu vor.

„Du gehörst mir, Davina. Nur mir. Hier ist dein Zuhause. Bei mir. Je eher du es akzeptierst, desto besser für dich, sowohl als auch für mich. Eres mío. Para siempre." {Du bist mein. Für immer}

„Du bist doch krank. Das alles ist krank!" rufe ich aufgebracht und versuche Enzo von mir zu schubsen. Ohne Erfolg. Ich habe sogar das Gefühl, dass er mir noch nähergekommen ist. „Ich gehöre dir nicht und sicherlich wohne ich auch nicht hier. Ich bin ein Mensch. Ein eigenständiger Mensch. Lass mich gehen, Enzo!"

„Lass mich gehen!" wiederhole ich und versuche ihn erneut weg zu stoßen. „Lass mich gehen..." Meine Worte gehen in einem Schluchzer unter. Eine Träne kullert über meine Wangen. Fuck, ich wollte doch stark sein. Nicht weinen, Davina. Nicht. Weinen.

Enzos Daumen berührt meine Wange. Viel zu sanft wischt er mir die Träne weg und auch die darauf Folgende.

„Ich werde dich niemals gehen lassen." Enzo beugt sich vor. Ich will einen Schritt zurückweichen, aber das kühle Glas an meinem Rücken hindert mich.

Die Lippen meines Entführers streifen mein Ohr. Eine Gänsehaut überkommt mich. Fuck.

„Hast du das verstanden, Davina?" haucht er in mein Ohr. „Ich werde dich niemals gehen lassen."

Ein Keuchen entkommt meinem Mund, als ich spüre, wie Enzo mir einen Kuss auf die Ohrmuschel haucht. Gänsehaut überzieht meinen Körper und die feinen Härchen auf meinen Armen stellen sich auf. Fuck. Ich will ihn wegschubsen und ihm eine klatschen, aber ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich bin wie gelähmt. Mein Körper reagiert nicht.

„Im Übrigen ist mir durchaus bewusst, dass du ein Mensch bist, cielo." Ruckartig zieht mein Entführer seinen Kopf zurück und entfernt sich einen Schritt von mir. „Das allerdings ändert auch nichts an der Tatsache, dass du mir gehörst."

Enzo zwinkert mir zu. Dann tritt er einen Weizen Schritt zurück. Ich schnappe nach Luft. Gott!

Enzo läuft weiter. Rückwärts, jedoch trotzdem zielsicher, steuert er die Tür an. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen.

„Natürlich ändert das was. Ich bin ein Mensch. Man kann einen Menschen nicht besitzen, Lorenzo." belle ich.

„Ich mag die Art, wie du meinen Namen aussprichst. Du solltest ihn öfter sagen." Er dreht sich um und öffnet die Tür. Anschließend dreht er sich noch einmal in meine Richtung. „Oder besser du schreist ihn."

Mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen verlässt er rückwärts laufend den Raum und schließt die Tür.

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A/N:

Ich bin zwar wirklich unzufrieden mit diesem Kapitel, aber was soll's haha.

Ich wünsche euch noch einen schönen restlichen Abend und ein schönes Wochenende ;)

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