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L O R E N Z O | 1 6 M A I

Hermanito." {Brüderchen}

„Luciano."

„Ich denke, ich habe etwas, das dir ziemlich wichtig ist."

„Wo ist sie?" Ich raufe mir die Haare, während ich unruhig auf und ab laufe.

„Hier", erwidert er. „Gleich hier." Ein Rascheln ertönt, ehe ein ohrenbetäubender Schrei in meinen Ohren widerhallt. Meine Brust zieht sich zusammen und ich spüre, wie eine Welle Angst gefolgt von endloser Wut durch meinen Körper rollt. Ich balle die freie Hand zu einer Faust. „Ich werde dich umbringen."

„Oh nein." Das kalte Lachen am anderen Ende der Leitung wird von einem weiteren ohrenbetäubenden Schrei übertönt. „Du, hermanito, wirst mir alle, und damit meine ich alle, Geschäfte übertragen. Ander falls muss deine kleine Schlampe leider sterben." Er seufzt theatralisch. „Das willst du doch nicht, oder?" {Brüderchen}

Ein weiterer Schrei, bei dem mein Herz sich schmerzvoll zusammenzieht, dringt in mein Ohr.

„Sag' mir, wo sie ist", knurre ich.

„Übertrag' mir deine Geschäfte und ich werde dir sagen, wo sie ist. "

„Gut-" „Du überlässt mir die Geschäfte für eine kleine Schlampe?", lacht Luciano und ich sehe förmlich vor mir, wie er, wie schon damals immer, spöttisch den Kopf neigt. „Du hast bis 20 Uhr Zeit, mir die Geschäfte zu übertragen. Falls sie bis dahin noch nicht mir gehören, werde ich meinen Spaß-" Er stoppt, als ein weiterer Schrei ertönt. „Werde ich meinen Spaß mit deiner kleinen Schlampe haben und sie dir anschließend in Einzelteile zerlegt vor die Haustür legen."

Ich werde diesen Bastard umbringen.

Ein Piepsen, das mir mitteilt, dass der Anruf beendet wurde, ertönt. Mit geballter Faust nehme ich das Handy von meinem Ohr und blicke zu Darío. „Hast du die Adresse?"

Er nickt, während er sich gleichzeitig von seinem Stuhl erhebt. „Wir können los."

--

D A V I N A | 1 6 M A I

Müde rolle ich mich, so gut es gefesselt eben geht, auf dem Boden zusammen und starre die leere Wasserflasche an, die ein paar Meter von mir entfernt liegt, und das Einzige, abgesehen von mir ist, was sich in diesem kleinen Raum befindet.

Meine Kehle brennt, verlangt nach Flüssigkeit, mein Magen knurrt vor sich hin und meine Blase drückt. Mein Körper schmerzt an Stellen, bei denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe, und ich fühle mich ausgelaugt. Kämpfe damit, die Augen offen zu halten und nicht einzuschlafen. Es ist reine Folter, aber es wäre viel zu gefährlich, hier zu schlafen.

Schritte ertönen außerhalb des Raumes und innerlich macht sich mein Körper schon darauf gefasst, nun weitere Gewalt einstecken zu müssen, als die Tür geöffnet wird und nicht wie erwartet Álvaro den Raum betritt, sondern ein älterer Mann, den ich meine, schon einmal bei Enzo gesehen zu haben, den Kopf durch die Tür steckt. Noch ein Verräter?

Während ich mich ängstlich versuche kleiner zu machen und mir wünsche, dass ich mich einfach in Luft auflösen werde, betritt der Mann, ich glaube, Enzo hat ihn Raúl genannt, mit einem raschen Blick über die Schulter den Raum und kommt mit großen Schritten auf mich zu.

Er kommt vor mir zum Stehen und geht die Hocke. Als er nach mir greifen will und ich, immer noch gefesselt, versuche, von ihm wegzukommen, hält er in der Bewegung inne. „Ich tue Ihnen nichts, Ms. Wilson", flüstert er. „Ich werde sie zu Lorenzo bringen, aber wir müssen leise sein."

Als er diesmal nach mir greifen will, lasse ich es zu. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich schätze, es ist die Hoffnung, dass er die Wahrheit sagt und mich wirklich von hier weg und zu Enzo bringen wird. Das ist alles was ich will.

Vorsichtig befreit der Mann mich erst von den Armfesseln, ehe er auch das Seil von meinen Füßen löst und mir hilft, aufzustehen. Er stützt mich, während wir leise aus dem Raum laufen und einen langen, dunklen Flur entlang gehen.

Vor einer großen Eisentür kommen wir zum Stehen. Raúl lasst mich los und ich muss mich an der ich Wand festhalten, um nicht mit dem Boden hier Bekanntschaft zu machen. Vorsichtig öffnet er die Tür, die ein leises Quietschen von sich gibt. Der Mann schnappt sich meinen Arm und bugsiert mich behutsam durch die Tür. Dabei liegt seine andere Hand reaktionsbereit an seiner Hosentasche.

Wir betreten die Halle, in der ich Stunden zu vor schon einmal war. Große braune Kisten ragen nun vor uns empor und laute Stimmen dringen in meine Ohren. Während mir die meisten Stimmen, die ich vernehme, bekannt vorkommen, ich sie in meinem Zustand allerdings nicht zu ordnen kann, kann ich eine Stimme trotz dessen mit hunderter Prozent Heit zu ordnen.

Mein Herz beginnt zu klopfen und ich spüre, wie Erleichterung gemischt mit neuer Energie durch meinen Körper fließt. Raúl hat nicht gelogen. Enzo ist hier.

Erschrocken zucke ich zusammen, als die Tür hinter uns plötzlich mit einem lauten Knall ins Schloss fällt. Auch die vielen Stimmen, die gerade noch gesprochen haben, verstummen, während ein bestürzter Ausdruck, wahrscheinlich auf Grund des Fehlers, die Tür einfach zu fallen zu lassen, auf Raúl Gesicht tritt.

Die Stille verbebt allerdings, als Enzos Stimme erneut ertönt. Gleichzeitig gibt der ältere Mann neben mir mir mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass wir um die Kisten herumlaufen. Ich zögere, bewege meine Beine dann allerdings selbständig.

Trotzdem frage ich mich, ob das nicht viel zu gefährlich ist, einfach um die Kisten zu laufen.

Als wir die Kisten umrundet haben, ist das Erste, was ich sehe Enzo und ich verspüre das unbändige Verlangen in mir, auf ihn zu zurennen und mich in seine Arme zu werfen. Ich weiß nicht, wo diese Gefühle auf einmal herkommen, aber während Álvaro mir gegenüber handgreiflich geworden ist, waren das Gedanken, die mich dazu gebracht haben, das zu überstehen und nicht einfach aufzugeben.

Während ich meinem Blick weiterschleifen lasse, entdecke ich Darío, Javier und Gael, die wie viele weitere Männer bei Enzo stehen. Ihnen gegenüber sitzt Luciano, der ebenfalls eine Reihe von Männern hinter sich stehen hat. Nicolai entdecke ich unter keinen von ihnen, Álvaro allerdings schon.

Plötzlich, fast so, als hätte Enzo meine Anwesenheit gespürt, dreht er seinen Kopf in meine Richtung und fixiert mich. Es ist weniger als einen Augenblick lang, aber lang genug, um nicht nur seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Auch Luciano und seine Männer blicken in meine Richtung und ich spüre, wie mein Herz einen Schlag lang aussetzt. Doppelt so schnell, wie vorher schon, schlägt es allerdings weiter, als ein lauter Knall durch den Raum hallt.

Darío hat eine Waffe in der Hand und auch die anderen Männer auf Enzos Seite haben ihre Waffe gezogen.

Sowohl Luciano als auch seine Männer sind noch unbewaffnet und den anderen so vollkommen ausgeliefert.

Darío erhebt seine Stimme und sagt etwas. Ich verstehe nicht was, aber es muss seine Wirkung haben, denn nur ein paar Sekunden später treten die ersten Männer an Lucianos Seite zurück. Ein paar Sekunden darauf folgen weitere, bis sich schließlich selbst Luciano abwendet und davon rollt.

Ich bemerke, wie Enzo ihm gehe will, aber Gael hält ihn fest und deutet in meine Richtung. Das ist der Moment, in dem ich mich nicht mehr halten kann, alle Energie, die sich noch in meinem Körper befindet, zusammen bündle, meine Schmerzen verdränge und losrenne.

Wenige Augenblicke später liegt mein Körper bebend in Enzos Armen.

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A/N:

Hallöchen :D

Wie geht's euch? Wie läuft euer Tag bis jetzt?

Das ist jetzt einfach schon das 50. Kapitel. So lange wird die Geschichte gar nicht mehr gehen. Ich dachte, dass es so um die 70 Kapitel geben wird, aber gerade glaube ich, dass es weniger werden.

Meinung zum Kapitel?

Meinung dazu, dass Luciano ein García ist?

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und dann ab morgen auch ein schönes Wochenende <3

Ab heute bist du mein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt