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L O R E N Z O | 1 6 M A I

Angespannt betrete ich die Küche und lasse meinen Blick schweifen. „Wo ist sie?"

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, liebster Cousin." Valeria grinst mich an.

„Wo ist Davina?", ignoriere ich ihr gesagtes.

„Keine Ahnung. Ich hab' sie heute noch nicht gesehen. Ich dachte, dass ihr noch am Schlafen seid."

Ich fahre mir durch die Haare. „Als ich aufgewacht bin, war sie nicht mehr da."

„Sie wird wohl nicht weg sein", meint Valeria und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. „Schau' doch mal im Garten. Vielleicht ist sie bei Celia und Adrian."

Ich nicke und mache mich ohne ein weiteres Wort auf den Weg in den Garten.

Dort angekommen lasse ich meinen Blick einmal durch den Garten schweifen, entdecke allerdings nur Celia, Adrian und Natalia.

„Onkel Enzo", ruft Valerias Tochter freudig, als sie mich entdeckt, und rennt auf mich zu.

Ich gehe in die Hocke und nehme die 5-jährige auf den Arm. „Hey, mariposa." {Schmetterling}

„Habt ihr Davina gesehen?", möchte ich von Adrian und meiner Tante wissen, die nun ebenfalls vor mir zum Stehen kommen.

„Nein." Adrian schüttelt den Kopf, woraufhin ich ein Fluchen unterdrücken muss. „Ist sie denn nicht bei dir?"

„Nein." Ich lasse Celia wieder runter.

„Sie wird hier schon irgendwo sein", meint Natalia. „Weg kann sie ja nicht sein."

Ich nicke und mache mich wieder auf den Weg zurück ins Haus. Natalia hat Recht. Davina kann nicht weg sein. Das Haus ist sicher. Hier kommt niemand ungewollt rein oder raus.

Trotzdem verspüre ich eine gewissen Enge in meiner Brust, die auch nach weiteren Minuten des vergeblichen Suchen nicht schwindet.

Padre." Ohne klopfen öffne ich die Bürotür und werde gleich darauf mit einem strengen Blick ermahnt, den ich allerdings ignoriere. „Davina ist weg." {Vater}

„Weg?" Mein Vater legt den Stift aus der Hand und lehnt sich im Stuhl zurück. Seine Stirn ist in Falten gelegt. „Hier kommt niemand so einfach rein oder raus."

„Das dachte ich auch", fauche ich und fahre mir durch die Haare. „Trotzdem ist Davina weg."

Valeria taucht neben mir auf und blickt meinen Vater an. „Wir haben überall gesucht, tío." {Onkel}

Meine Vater erhebt sich. „Kommt mit." Er läuft an uns vorbei aus dem Raum raus.

Mit großen Schritten folge ich ihm.

Davina kann sonst was passieren, wenn sie alleine durch Caracas irrt. Was hat sie sich nur dabei gedacht, verdammt?

Wütend fahre ich mir erneut durch die Haare und folge meinem Vater in einen der vielen Kellerräume, die sich in der Villa befinden. Zielstrebig setzt er sich an einen der vielen Computer hier und fährt ihn hoch.

„Nach der Sache mit Luciano", fängt mein Vater an, „haben Javier und ich im ganzen Haus und auch auf dem ganzen Gelände verteilt Kameras angebracht."

„Davon wusste ich gar nichts", ertönt Daríos Stimme hinter mir und Valeria.

„Das war auch der Sinn dahinter", erwidert padre. „Je weniger davon wissen, desto besser."

Er tippt etwas auf den Tasten des Computers rum, ehe er uns mit einer Handbewegung zu sich winkt. „Hier sind die alle Kameraaufnahmen ab gestern Abend. So können wir einfach überprüfen, wann und wie sie das Haus verlassen hat."

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