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D A V I N A | 1 7 A P R I L

Blinzelnd öffne ich die Augen. Ich fahre mir mit rechten der Hand übers Gesicht, richte mich im Sessel auf und lasse meine Schultern einmal kreisen.

Verwirrt lasse ich meinen Blick einmal schweifen, ehe alle Ereignisse der letzten Stunden auf mich einprasseln und ich mich wieder in den Sessel sinken lasse. Nachdem der Jet explodiert ist, sind wir mit dem Auto zu einer weiteren Landebahn gefahren und dort, ohne Explosion, in einen anderen Jet gestiegen, in dem wir uns, wie es aussieht, gerade noch befinden. Ich muss wohl eingeschlafen sein, was mich wundert, da ich gedacht habe, dass ich nach den Ereignissen von heute wohl so schnell nicht einschlafen kann, aber wie man sieht...

Ich schlucke. Bin ich deswegen ein schlechter Mensch? Weil ich anscheinend ruhig einschlafen kann, obwohl ich eine Stunde zuvor mit eigenen Augen gesehen habe, wie ein Jet mit lebenden Menschen explodiert ist.

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Unwohl rutsche ich auf dem Sessel hin und her, was Enzo dazu veranlasst den Blick von seinem Laptop zu lösen und zu mir zu schauen.

Mein Blick fällt auf ein Wasserglas, das auf dem Tisch steht. Ohne groß zu überlegen, beuge ich mich vor und greife nach dem Glas. Ich setzte es an meine Lippen an, kippe es mir in einem Mal die Kehle hinunter und stelle das nun leere Glas wieder auf dem Tisch ab.

„Schläfst du lieber ohne Decke?" Perplex sehe ich meinen Entführer an. Was? „Als du eingeschlafen warst habe ich mehrmals versucht dich mit einer Decke zu zudecken, aber du hast sie immer wieder von deinem Körper gezogen und auf den Boden geschubst. Irgendwann habe ich aufgegeben."

Er hat mich zugedeckt? Mein Blick gleitet zum Boden und tatsächlich entdecke ich dort eine blaue Wolldecke. Ich höre Enzo leise lachen, aber als ich meinen Blick hebe, hat er sich schon wieder seinem Laptop gewidmet.

Ich lehne mich wieder zurück in den Sessel und blicke aus dem Fenster. Erneut gleiten meine Gedanken, wenn auch ungewollt, zur Explosion.

„Was passiert mit den Menschen, die während der Explosion im Jet waren?" Ohne dass ich es verhindern kann, vielleicht auch will, entflieht die Frage meinem Mund.

Ich sehe Enzo an. Er hat bei meiner Frage den Kopf gehoben und sieht mich nun ebenfalls an.

„Was soll mit ihnen passieren, cielo? Sie sind tot. Sowas kann man nicht überleben." Er zuckt mit den Schultern. „Sie wussten, welches Risiko sie eingehen, als sie angefangen haben, für mich zuarbeiten." Damit ist das Gespräch anscheinend für ihn beendet, denn er richtet den Blick wieder auf seinen Laptop und beachtet mich nicht weiter.

Schluckend wende ich meinen Blick ebenfalls wieder ab und sehe erneut aus dem Fenster. Im selben Moment dröhnt eine Durchsage durch den Jet und teilt uns mit, dass wir in kürze landen werden und wir uns deshalb anschnallen sollen.

Ich tue wie befohlen und schließe den Gurt um meinen Bauch.

--

Mit einem Ping öffnen sich die Fahrstuhltüren. Nicolai und ein, mir unbekannter, Mann verlassen den Fahrstuhl. Enzo und ich folgen ihnen.

Mit offenem Mund lasse ich meinen Blick schweifen. Links von mir streckt sich ein bodentiefes Fenster, durch das man den perfekten Ausblick auf Chicago hat, die Wand entlang. Rechts von mir stehen eine große schwarze Couch, ein kleiner ebenfalls schwarzer Couchtisch und ein schwarzes Sideboard mit großem Fernseher darauf. Im hinteren Teil des Raumes befinden sich ein Esstisch mit Stühlen, eine offene Küche und ein Flur. Außerdem befindet sich in der Mitte des Raumes eine spiral förmige Treppe, die wohl in ein weiteres Stockwerk führt.

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