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D A V I N A | 2 7 M Ä R Z

„Mrs. Wilson"

Scheiße.

Ich blicke in Nicolais Gesicht, welches durch eine Laterne beleuchtet wird, und schlucke.

Natürlich ist Enzo nicht ohne Begleitung hier. Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, dass ich versuchen würde abzuhauen.

Was habe ich auch gedacht? Fuck.

Ich will doch nur hier weg.

Ich will nicht bei irgendeinem Psycho eingesperrt sein.

Wieso unterstützen diese Leute das auch noch? Das ist doch krank.

Enzo ist krank. Nicolai ist krank. Und die ganzen anderen Leute auch.

Ich muss hier weg.

Vorsichtig linse ich an Nicolai vorbei in die Dunkelheit, sehe wieder zu Nicolai und werfe einen Blick nach hinten.

Ich komme hier niemals weg.

Hinter mir sind zwei Typen und vor mir steht Nicolai. Wenn ich jetzt versuchen würde abzuhauen, würden sie mich sofort festhalten, oder?

Scheiße man.

Ich könnte schreien, aber ich bezweifle, dass mich jemand hören wird, geschweigenden das jemand mir helfen wird. Das ist heutzutage leider meistens so. Lieber wegschauen und so tun als hätte man nichts gesehen, als helfen.

Eine Träne löst sich aus meinem Auge und kullert über meine Wange.

„Bitte lass mich gehen", flehe ich und sehe einen Moment zu den Männern hinter mir, ehe ich wieder zu Nicolai sehe. „Ihr habt mich nicht gesehen und ich war schon weg...bitte. Ich werde auch nicht zur Polizei gehen. Ich will nach H-hause. Bitte lasst mich gehen."

Natürlich werde ich zur Polizei gehen. Diese Leute gehören alle hinter Gitter oder in die Klapse. Enzo gehört in die Klapse.

Ich trete einen Schritt nach vorne, doch werde wie erwartet sofort von hinten gepackt und festgehalten.

Immer mehr Tränen bahnen sich einen Weg aus meinem Auge, während ich verzweifelt versuche mich aus dem Griff zu befreien.

Ich zapple und fange an, um mich zu schlagen.

Ich will nach Hause. Ich will nicht wieder zurück. Ich will in die Schule und mein Leben leben. Ich will Spaß mit meinen Freunden haben und meine große Liebe kennenlernen.

Wer hätte gedacht, dass ich die Schule einmal vermissen würde?

Ich will leben und nicht bei irgendeinem Psycho eingesperrt sein.

„Bitt-e lasst mich gehen." schluchze ich.

Mein Körper bebt und ich winde mich in den Armen des Mannes, welcher mich von hinten festhält und seinen Griff nun verstärkt, sodass ich schmerzvoll auf zischen muss.

„L-ass mich los, du tust mir weh!!" Ich zapple weiter in den Armen des Mannes und versuche mich loszureißen. „Lasst mich gehen."

„Los las-" „Lass sie los!" unterbricht mich eine raue Stimme, die mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verschafft.

Sofort werde ich losgelassen, als hätte der Typ hinter sich an mir verbrannt und komms unsanft mit beiden Knien auf dem Boden auf.

Ich höre wie die Männer hinter mir sich entfernen und auch Nicolai in der Dunkelheit verschwindet.

Einen kurzen Moment lang ist es so still, dass man nur ganz leise die Autos, die auf der anderen Seite des Gebäudes über die Straße fahren, hören kann.

Aber auch nur einen kurzen Moment lang.

Dann vernehme ich schwere Schritte und schwarze Schuhe landen in meinem Blickfeld.

Ich hebe meinen Blick und sehe zu meinem Entführer hoch. Er steht vor mir und sieht auf mich herab. Ein süffisantes Lächeln ziert sein Gesicht, während sich seine Brust unter dem weißen Hemd unregelmäßig hebt.

Er kommt einen weiteren Schritt auf mich zu und geht vor mir in die Hocke.

Cielo cielo, wolltest du etwa abhauen?" Er kommt meinem Gesicht näher und bevor ich reagieren kann, hat er es, wie heute schonmal, in einem festen Griff zwischen seinen Händen.

„Du bist meins, Davina. Du bleibst bei mir. Für immer. Diese Flucht ist gescheitert und egal wie viele Versuche du noch wagen wirst, du wirst jedes Mal scheitern. Jedes verdammte Mal. Du entkommst mir nicht. Du gehörst mir, Davina. Finde dich damit ab." Seine Stimme klingt ruhig, aber das Heben und Senken seiner Brust, das man im Laternenschein erkennen kann, verrät ihn. Verrät, dass er wohl nicht ganz so ruhig ist, wie er vorgibt.

Mir entfährt ein weiteres Schluchzen und Tränen kullern über meine Wangen.

„Ich gehöre dir nicht. Lass mich gehen." Meine Stimme ist brüchig und die letzten Worte gehen in einem erneuten Schluchzer unter.

„Oh cielo, ich werde dich niemals gehen lassen. Du müsstest mich schon umbringen, aber selbst dann..." Mein Entführer erhebt sich, blickt in die Dunkelheit, in der kurz zuvor seine Männer verschwunden waren, und deutet auf mich. „Bringt sie ins Auto!"

Niemals gehen lassen. Umbringen.

Ich kann doch niemandem umbringen. Nicht mal ihn.

Enzo tritt ein paar Schritte von mir weg und verschwindet in der Dunkelheit. Währenddessen werde ich von hinten gepackt und hochgezogen.

Ehe ich reagieren kann wird mir ein Tuch ins Gesicht gedrückt. Sofort steigt mir ein Geruch, welcher derselbe wie am Freitag meiner Entführung ist, in die Nase und mir wird schwindelig.

Unsanft werde ich über eine Schulter geworfen. Das ist das Letzte was ich mitbekomme, bevor mich die Dunkelheit mit sich zieht.

--∆--

A/N:

Das lief wohl nicht ganz so gut für Davina.

Irgendwas, dass ihr los werden wollt? Meinung, Kritik oder irgendwas anderes. Kann alles mögliche sein.

Ich freu mich immer über Kommentare :D

Kurze Anmerkung zu meinen Worten:
Lieber wegschauen und so tun als hätte man nichts gesehen, als helfen
Ich möchte damit niemanden angreifen, aber heutzutage ist das leider oft so.

Bis Freitag

{13.04.2021}

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