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D A V I N A |  1 1  A P R I L

Erschrocken schreie ich auf, stolpere und falle auf meine Knie. Ein schmerzvolles Zischen entweicht meinem Mund. Mein Herz setzt einen Moment aus, bevor es mindestens doppelt so schnell wie vorher weiterschlägt.

Fuck! Woher kam der Schuss?

Vollkommen überfordert mit der jetzigen Situation tue ich das erst beste was mir einfällt: Ich versuche mich aufzurichten. Dabei stolpere ich jedoch vor Hektik über meine eigenen Füße und lande erneut auf dem Boden.

Meine Atmung ist hektisch und genauso unregelmäßig, wie mein Herzschlag.

Erneut versuche ich mich aufzurichten und dieses Mal gelingt es mir sogar. Tränen kullern wasserfallartig über meine Wangen, während ich meinen Blick schweifen lasse und Santiago entdecke, der mit einer Waffe in der Hand auf mich zu kommt. Daher kam also der Schuss.

Stumm bleibe ich stehen und warte darauf, dass Santiago vor mir zum Stehen kommt. Jetzt weglaufen wäre zwecklos. Dann würde ich zwar von Enzo wegkommen, aber auch nur in einem Sarg. Das will ich sicher nicht. Ich will nicht sterben. Aber wer garantiert mir, dass Santiago mich jetzt nicht umlegen wird? Trotzdem bleibe ich stehen.

Einen Moment später kommt Santiago vor mir zum Stehen, die Waffe immer noch auf mich gerichtet. Sein Gesichtsausdruck ist wütend. Ein lautes Schluchzen entweicht meinem Mund und erst jetzt nehme ich die Geräusche meiner Umwelt wieder klar. Ein Handy klingelt laut und deutlich.

Der Mann vor mir greift mit seiner freien Hand in die Hosentasche und holt das klingelnde Handy hervor. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Nur, als er einen kurzen Blick auf sein Handy wirft wendet er seinen Blick von mir ab. Jedoch auch nur für ein paar Sekunden, denn als er sich sein Handy ans Ohr hält, liegt sein prüfender Blick schon wieder auf mir.

„Boss?" Enzo.

L O R E N Z O |  1 1  A P R I L

„Hab' dich", flüstere ich Davina ins Ohr. Meine Stimme klingt rau. Ich spüre, wie Davina an meinen Körper gedrückt erschaudert und stoße ein kaltes Lachen aus.

Te gusta cuando te toco. No te preocupes, pronto te tocaré en todas partes.
{Du magst es, wenn ich dich berühre. Keine Sorge, schon bald werde ich dich überall berühren.}

Ich drücke ihren zierlichen Körper näher an mich. Sie wert sich nicht. Besser so. Sie sollte mich heute nicht mehr provozieren. Außerdem wäre es sowieso aussichtlos. Sie hat verloren. Ich habe gewonnen. Sie ist weggelaufen, ich habe sie gefangen. Es ist mir egal, wie oft wir noch Katz' und Maus spielen werden, denn ich werde jedes Mal gewinnen. Ich werde sie jedes Mal fangen. Jedes verdammte Mal.

Trotzdem bin ich sauer auf sie. Ziemlich sauer. Ich habe sie an das verdammte Grab ihres Vaters gebracht und als Dank dafür versucht sie zu fliehen. Ich unterdrücke ein Schnauben.

Meine Lippen sind nah an ihrem Ohr, als ich den Mund öffne, um etwas zu sagen, aber ihn dann doch wieder schließe und nichts sage. Wir werden später darüber reden.

Mein Griff um Davina lockert sich langsam. Schließlich lasse ich sie ganz los und schubse sie in Santiagos Arme. Er fängt sie auf, packt sie an den Armen und sieht mich an.

„Bring sie nach Hause, Santiago. Ich muss noch etwas erledigen", befehle ich ihm und hole mein Handy aus der Hosentasche.

Santiago nickt und schiebt Davina anschließend in die Richtung, aus der wir zuvorgekommen sind.

Ich weiß, dass mein Mädchen bei ihm in guten Händen ist und er sie sicher nach Hause bringen wird. Ich vertraue Santiago. Er ist loyal und macht das, was ich von ihm verlange.

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