Kapitel 52 - Gegen jede Vernunft

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Ich schlief durch, bis am nächsten Morgen der Weckdienst in Form einer Stationsschwester hereinkam, dir mir das Frühstück brachte. Zu meiner Überraschung hatten keine Albträume meinen Schlaf gestört. Genug Gründe für eine schreckliche Nacht wären allemal vorhanden gewesen. Zuerst die überstandenen Qualen bei Bale und dann die Tragödie, die sich auf dem Flaggschiff des Widerstands abgespielt hatte. Aber scheinbar war mein malträtierter Körper so ausgelaugt, dass er sich die so dringend benötigte Erholung einfach eingefordert hatte.

Behutsam platzierte die Frau das Tablett auf dem Bett, um mir zunächst fürsorglich beim Aufsetzen zu helfen. Etwas desorientiert blickte ich sie an. Irgendetwas fehlt hier. 

"Haben Sie Schmerzen, Miss Deveron?", erkundigte sich die Schwester gerade. 

Ich schüttelte den Kopf. "Nein." Ein Blick zur Seite zeigte mir auch, warum das so war. Jemand musste über Nacht wohl das Schmerzmittel das mir intravenös verabreicht wurde, ausgetauscht haben.

Jetzt weiß ich was fehlt. Oder wer. Hux! Merkwürdig, eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass er gestern noch zu mir zurückkommen würde. 

Scheinbar mussten meine Gedanken deutlich im Gesicht ablesbar sein, da die Stationsschwester in leicht säuerlichem Tonfall eine Antwort lieferte. "General Hux wartet draußen darauf, zu Ihnen vorgelassen zu werden. Er hat zwar äußerst lautstark und extrem energisch dagegen protestiert", die Frau rollte doch gerade allen Ernstes mit den Augen, was mir ein Kichern entlockte, "und dass gestern Abend schon", ein weiterer Blick unter hochgezogener Augenbraue folgte, "aber wir wollten Ihnen die Ruhe gönnen, die Sie brauchen. Und da trägt ein aufgescheuchter Gockel leider weniger dazu bei!"

Oh fuck! Ich war gerade dabei an meinem Kaffee zu nippen, als die Frau diesen Kracher vom Stapel ließ. Natürlich verschluckte ich mich prompt an meinem Getränk. Gefangen in einem Hustenanfall, der sich unglücklicherweise auch noch mit meinem Lachen kombinierte, kapitulierte ich vor der mir dargelegten Situation. Fakt war, dass ich Hux in seinem Eifer gerade bildlich vor meinem inneren Auge sah, wie er versuchte dass Personal zu überreden, ihn zu mir zu lassen. Inklusiver Drohungen, wütendem Geschrei und Fußgestampfe. Oje Hux. 

"Geht es wieder?", behutsam wurde auf meinen Rücken geklopft. 

"Ja. Danke." Ich wischte schnell die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor ich zu der Stationsschwester aufsah. "Würden Sie den General bitte zu mir lassen?"

Die Frau taxierte mich skeptisch und schien zu überlegen, ob sie mir meinen Wunsch gewähren sollte. "Nun gut, einverstanden. Aber", sie hob mahnend den Zeigefinger, "wehe, wenn er schon wieder Anstalten macht, Sie mitzunehmen. Seinen Kaffee kann er sich mit Sicherheit auch alleine organisieren, dazu braucht er Sie nicht aus dem Bett zu zerren!"

Wieso kommt mir das so bekannt vor? Ich seufzte unhörbar. 

"Sie gehören unter ärztliche Aufsicht und nicht schon wieder in den Dienst gestellt", wetterte die Frau weiter. Scheinbar hatte sich Hux keine Pluspunkte bei ihr gesammelt. Leise vor sich hinmurrend, lief sie geradewegs zur Tür. So wie diese geöffnet wurde, stürmte Hux mit wehendem Mantel in mein Zimmer. 

"Raus jetzt!", blaffte er die Frau im Vorbeigehen an. Mit der behandschuhten Hand deutete er nachlässig über seine Schulter. "Lassen Sie uns allein!"

Mein Blick huschte zwischen ihm und der Frau hin und her. So hatte ich auch eine ungehinderte Sicht auf sie, als sie dem General hinter seinem Rücken die Zunge rausstreckte.

Nicht lachen Ria. 

"Victoria! Wie geht es dir? Dieses unfähige Personal hier wollte mich partout nicht zu dir lassen!", entrüstete sich mein Partner, sobald wir ungestört waren. "So eine maßlose Frechheit", brummte er weiter. Da Hux allerdings schon bei mir angekommen war, beugte er sich rasch vor um mir einen langen Kuss zu geben, womit sein Redeschwall unterbrochen wurde. Wenn auch nur kurzzeitig. "Hast du Schmerzen?"

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt