Kapitel 14 - Offenbarungen auf der Zielgeraden

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Armitage und ich gingen gemeinsam die menschenleeren Korridore entlang, zurück zur Kommandobrücke. Hux hatte immer noch besitzergreifend seinen Arm um meine Schultern gelegt und machte auch nicht den Anschein, als ob er mich so schnell freigeben wollte.

"Armitage, wie sieht das denn aus, wenn uns jemand entgegenkommt?"

Der große Mann an meiner Seite wandte den Kopf herum, um mir in die Augen blicken zu können. Der Ausdruck darin schickte mir einen warmen Schauer über den Rücken. "Ich bin noch nicht bereit dich loszulassen, Victoria. Wenigstens noch einen Moment." Armitage streifte meine Lippen ganz sanft mit den seinen und hielt mich einen kurzen Augenblick lang fester im Arm, bevor wir unseren Weg fortsetzten. Als die Schleuse zur Brücke in Sicht kam glitt sein Arm von meiner Schulter herab, zurück blieb ein angenehmes Gefühl der Wärme. "Ich liefere dich wieder bei Kapitän Peavey ab, überlass einfach mir das Reden."

Beklommen brachte ich nur ein Nicken zustande. Fakt war, dass ich mich äußerst unbehaglich in meiner Haut fühlte. Am Liebsten hätte ich wieder nach Armitages Hand gegriffen und unsere Finger miteinander verbunden und ich musste mich schon stark zusammenreißen, um diesem Impuls nicht nachzugeben. 

 Seite an Seite betraten Hux und ich die Brücke. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich schon die neugierigen Blicke, die uns verstohlen beobachteten, jede unserer Bewegungen genauestens verfolgten. Stur hielt ich den Blick nach vorne fokussiert. Wir hielten direkt auf Kapitän Peavey zu, der Stellung an dem großen Sichtfenster bezogen hatte. Hux blieb direkt neben meinem aktuellen Vorgesetzten stehen, ich hingegen hielt einen respektvollen Sicherheitsabstand ein. 

Peavey drehte sich zu uns herum. Als ich in sein Gesicht blicken konnte wurde mir schlagartig unwohl, offenbar war da jemand ziemlich ungehalten über meine lange Abwesenheit. Kapitän Peavey richtete das Wort direkt an mich und bei seinem kalten Tonfall zog ich unwillkürlich etwas den Kopf ein. "Wie schön, dass Sie uns wieder mit Ihrer Anwesenheit beehren. Ich denke ich muss Ihnen nicht mitteilen, dass sich Ihre Arbeit nicht von alleine bewältigt. Wenn Sie dann nun gewillt wären, sich umgehend auf Ihren Posten zu begeben?"

Salutierend wollte ich mich abwenden, da schnellte Hux' Hand vor und packte mich am Oberarm, hielt mich so zurück. Ich hielt die Luft an, während meine Augen hektisch zwischen den beiden Männern hin und her zuckten. Verdammt, hier würde es gleich richtig unangenehm werden. Armitage ergriff in der Zwischenzeit die Initiative, verwies Peavey äußerst nachdrücklich auf seinen Platz, hielt dem älteren Mann so vor Augen, wer von ihnen beiden am längeren Hebel saß. "Kapitän, da die zukünftigen Aufgaben von Offizierin Deveron völlig anderer Natur sind als ihre aktuellen, muss ich Ihnen sicherlich nicht erklären, dass eine Einweisung, so kurz sie auch ausfallen mag, nicht in ein paar Minuten abgewickelt sein kann. Zudem fallen noch organisatorische Fragen an, die unsere geplante Abreise auf die Starkiller-Basis betreffen. Nicht, dass Sie davon viel verstehen würden, diese Aufgaben liegen schließlich weit jenseits Ihres Zuständigkeitsbereiches." Hux' Stimme triefte geradezu vor Herabwürdigung. 

Er hatte Kapitän Peavey zielsicher einen Schlag unterhalb der Gürtellinie verpasst, was dem Mann uns gegenüber durchaus bewusst war, wie ich an seinem Gesichtsausdruck feststellen musste. Aber Peavey war augenscheinlich ein Profi, schnell verbarg er seinen wahren Gefühle und Emotionen hinter einer gleichgültigen Maske. Mit einem neutralen "Natürlich, General" wandte er sich von uns ab. 

Ich wagte einen schnellen Blick zu Hux hoch. Er schenkte mir ein knappes Lächeln, bevor er meinen Arm losließ. Zum Abschied nickte ich ihm schnell zu, dann hastete ich fluchtartig zu meinem Terminal. Besser, ich lenkte mich mit etwas Arbeit ab. Die Restliche Dienstzeit verging wie im Flug. Aber es war ja nicht so, als ob noch sonderlich viel davon übrig geblieben wäre. Neue, brauchbare Informationen bekam ich keine, es war eigentlich ein ganz routinemäßiger Arbeitstag als Kommunikationsoffizierin - wenn man das kleine Intermezzo zwischen Hux und mir von heute morgen mal außen vor ließ. Armitage blieb nach dem Gespräch mit Peavey noch einen Moment auf der Brücke, kontrollierte dies und das, löste bei Untergebenen Unsicherheit aus und verschwand anschließend. 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt