Kapitel 51 - Ein Ansatz zur Wahrheit

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Beschissen. Es ging mir absolut beschissen. Körperlich, wie auch emotional und vor allem psychisch. Die Flucht von Arkania aus hatte ich nur vage wahrgenommen, der Flug im Shuttle hingegen fehlte vollkommen in meiner Erinnerung. Meine Wahrnehmung setzte erst wieder bei der Medizinischen Station ein, allerdings auch nur bruchstückhaft. 

Dominiert und beherrscht wurde mein ganzes Sein von starken Schmerzen. In Rücken und Hintern tobte ein unbarmherziges Feuer. Ergänzt von zahllosen anderen Verletzungen, ergab sich ein wirklich beschissenes Gesamtbild. Nett formuliert.

Inzwischen war ich endlich wieder vollständig zu Bewusstsein gekommen und, zu meiner grenzenlosen Erleichterung auch tatsächlich aus Bales Zugriff gerettet. In meinem Unterbewusstsein hatte sich die nagende Angst festgesetzt, dass das alles nur ein Traum gewesen sein könnte. Das ich demnächst wieder aufwachen und feststellen würde, immer noch seine Gefangene zu sein. 

Nur langsam konnte ich meine Augen auf das über mir schwebende Gesicht fokussieren. Die Stimme, wie auch die Gesten kamen mir seltsam vertraut vor. Zart streichelnde Finger auf meinen Wangen und geflüsterte Zusicherungen, dass ich endlich in Sicherheit wäre. 

"Victoria! Sieh mich an! Sieh mich an! Scht, ganz ruhig."

"Hux?" Oh bei der Macht bitte, lass es wahr sein!

"Ja. Ich bin bei dir. Es ist alles wieder gut", versicherte er mir sofort. 

"Hux!" 

So wie ich sicher war, bei meinen Partner zu sein, brachen alle Dämme. Endgültig. Das verzweifelte Schluchzen ließ sich nicht länger zurückhalten. Sofort umschlossen mich Armitages Arme in einer beschützenden Geste, hielten mich sanft an seinem Körper geborgen. Ich vergrub meine Finger in dem dunklen Stoff seiner Uniform und atmete seinen mir mittlerweile vertrauten Duft nach Zedernholz kombiniert mit Vanille in tiefen Atemzügen ein. Endlich! 

Für eine lange Zeit war ich zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig. Einzig und allein Armitages Nähe und Anwesenheit gaben mir alles, was ich in diesem Moment so dringend benötigte. Das Gefühl von Nähe, Schutz, Geborgenheit und was am wichtigsten war, bedingungsloser Liebe.

Armitage wurde nicht müde darin, mich sanft in seinen Armen zu halten und unzählige Küsse überall auf meinem Kopf zu platzieren. Vermutlich in dem Bemühen, mich für alle überstandenen Qualen bei Bale zu entschädigen und darüber hinwegzutrösten. Inzwischen klammerte ich mich auch nicht mehr krampfhaft an ihm fest, sondern lag angenehm eingekuschelt an seine Brust gelehnt. 

"Hast du noch starke Schmerzen, mein Schatz?" Armitages Finger streichelten in sanften Kreisen über meine Schultern. 

Ich horchte für einen Augenblick in mich hinein. "Es hält sich in Grenzen. Das Schmerzmittel scheint zu wirken." Demonstrativ hob ich den Handrücken an, in dem die Infusionsnadel steckte. Ich hasse Nadeln! 

"Brauchst du sonst noch etwas, Victoria?"

"Nur dich. Kannst du mich noch einen Moment im Arm halten?"

Hux kam meiner Bitte umgehend nach, wobei ein kleines zufriedenes Lächeln seinen Mundwinkel nach oben zupfte. "Es tut unglaublich gut, dich endlich wieder in meinen Armen halten zu können, meine Schöne." Armitage strich mit den Daumen die letzten Tränenspuren von meinen Wangen. Dabei unterzog er mein Gesicht einer eingehenden Musterung. Ich nickte stumm, suchte aber gleich darauf wieder Schutz an seiner Halsbeuge. 

Meine Arme legten sich automatisch wieder fester um seine Mitte, bevor ich zu einer Antwort ansetzte. "Ich bin erleichtert, das Ren mich hat retten können." Meine Worte waren unbewusst gewählt, das wurde mir exakt in dem Moment klar, als sich Hux' ganzer Körper versteifte. Ich hatte ihm ungewollt die Tatsache vor Augen geführt, dass nicht er derjenige war dem ich meine Rettung zu verdanken hatte, sondern Kylo Ren. 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt