Kapitel 70 - Im Verborgenen

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Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Hemmungsloses Schluchzen schüttelte meinen ganzen Körper, ausgelöst von der unendlichen Erleichterung, die mich infolge von Hux' Worten regelrecht überflutete.

"Victoria! Nicht weinen, komm her." 

Ich hörte das Rascheln seidiger Bettlaken, als sich Armitage hochstemmte, dann zog er mich an seine warme Brust. Geborgen lag mein Kopf an seiner Halsbeuge. Trost spendend streichelte er beruhigend über meinen Rücken und die Haare, hielt mich dabei ganz fest an sich gedrückt. "Scht, scht scht. Es ist alles gut. Beruhige dich."

Meine Arme umfassten seine Taille und verschränkten sich hinter seinem Rücken. So schnell würde ich Hux nicht wieder loslassen, soviel war sicher. 

"Freust du dich nicht? Ich dachte, diese Entscheidung erleichtert dich."

"Genau deswegen weine ich ja! Du Blödmann!", schniefte ich. Armitages Haut an meiner Wange war schon ganz schlüpfrig vor Nässe. Aber ich konnte diesen blöden Tränenfluss einfach nicht zum Versiegen bringen. Armitage holte gerade Luft um etwas zu sagen, als ich ihm zuvorkam. "Ich hatte Angst um dich, weißt du das?" Mit verweinten Augen sah ich ihn an. "Ich hatte Angst, dass du eine völlig andere Entscheidung triffst. Das du Ren umbringen willst, indem du erneut versuchst, ihn zu erschießen, oder was auch immer. Ihn irgendwie beseitigen willst, um dadurch den Weg für uns freizumachen. Nach der Situation im Shuttle hatte ich eine unglaubliche Panik davor, dass du dich zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen lässt." Die Worte waren nur so aus mir heraus gesprudelt. Jetzt musste ich kurz innehalten um Luft zu schöpfen, bevor ich mit meinem Plan, ihn auszuschimpfen, fortfahren konnte. Ein Finger auf meinen Lippen verhinderte dies.

"Glaub mir, Ria, auch diese Option habe ich in Erwägung gezogen. Sogar mehrfach. Leider bin ich zu dem unbefriedigenden Ergebnis gekommen, dass wenn ich so etwas erneut versuche, ich mich wahrscheinlich vor einem Exekutionskommando wiederfinde und das wesentlich schneller, als mir lieb ist und wegen Hochverrat hingerichtet werde."

Mit dieser Aussage traf Armitage wirklich zielgenau ins Schwarze, denn wenn Kylo Ren wirklich dazu gezwungen wäre, einen auf ihn abgefeuerten Schuss von Hux mithilfe der Macht aufhalten zu müssen, dann würde kein Bitten und Flehen von mir ausreichend sein, um Armitage vor seinem Zorn zu bewahren. Dann müsste ich tatenlos daneben stehen und zusehen, wie er entweder sofort von Ren umgebracht wurde, oder wirklich öffentlich hingerichtet, um ein Exempel zu statuieren. Grausame, viel zu reale Bilder stiegen vor meinem inneren Auge auf, die ich krampfhaft zu verdrängen versuchte. 

"So etwas darfst du nicht tun! Niemals wieder, hörst du mich?" Eindringlich sah ich ihn an. 

"Ich verspreche es dir." Sanft trocknete er die Tränen auf meiner Haut. "Ich möchte eine Zukunft mit dir haben, Victoria."

Bei diesen Worten schoss mir erneut das Wasser in die Augen. Nur mit Mühe hielt ich die neuerlichen Tränen zurück. 

"Was wir allerdings brauchen, ist Zeit", erklärte Hux weiter. "Wir können nicht einfach sang- und klanglos von heute auf morgen verschwinden. Man würde uns suchen und jagen, unsere Spuren zurückverfolgen. Außerdem brauchen wir finanzielle Sicherheit, egal wo wir hingehen werden, um dort zu leben."

Ich fand es bewundernswert, mit welcher Effizienz Armitage diese Situation anging, vor allem auch deshalb, weil ich in diesem Moment keinen klaren, zusammenhängenden Gedanken zustande brachte. "Mein Gehalt als General war die ganzen Jahre über hoch genug, damit wir davon leben können. Zumindest für den Anfang, danach sehen wir weiter. Vorrangig ist jetzt erst einmal die Frage, wie wir alles angehen wollen. Wir brauchen einen genauen Plan." Hux war Feuer und Flamme. Voller Elan ging er an diese Sache heran, analysierte sie von allen Seiten. 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt