Kapitel 29 - Ich brauche dich! -General Hux-

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-HUX-

Ich stütze mich im Bad auf dem Waschbecken ab. Mein Kopf hämmert und pocht, da ich es einfach nicht schaffe, meine wirren Gedanken zum Anhalten zu zwingen. Die gesamte Situation mit Victoria macht mich extrem fertig. Aufseufzend massiere ich meine Nasenwurzel mit zwei Fingern.

Meine Anschuldigungen und mein Verhalten heute haben auch nicht sonderlich dazu beigetragen, die Anspannung zwischen uns zu entschärfen, ganz im Gegenteil. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich hätte von selbst darauf kommen müssen, das Victoria nicht zwangsläufig ihre Eltern meint. Und dennoch habe ich sie weiter in die Ecke gedrängt, habe sie zu einer Antwort zwingen wollen mit aller Gewalt. Manchmal komme ich einfach nicht aus meiner Haut, manchmal gehen meine Gewohnheiten einfach mit mir durch. 

Ich muss immer alles unter Kontrolle haben, über alles Bescheid wissen und genau das ist mein Problem. Nur deshalb habe ich mich Victoria gegenüber so verhalten. Und natürlich deshalb, weil sie mich einfach nicht mehr an sich heranlässt, sondern mich immer weiter von sich wegstößt. 

Aber ich musste mir ehrlicherweise auch eingestehen, dass das kein Wunder ist, bei den Sachen, die ich ihr an den Kopf geworfen habe. Ich krame im Schrank vor mir nach einer Schmerztablette. Mein Kopf bringt mich sonst um. 

Was habe ich mir nur dabei gedacht, sie mit General Quinn zu konfrontieren. Ihr zu offerieren, für ihn die Beine breit zu machen, wenn sie sich weigert bei mir zu bleiben? Welcher Kurzschluss hat mir da das Hirn versengt? Verdammte Scheiße aber auch! Anstatt Schadensbegrenzung zu betreiben, verschlimmere ich alles. Als ob Victoria sich aufgrund solcher Gemeinheiten eher wieder zu mir hingezogen fühlen würde. Armitage du Idiot!

Ich trete aus dem Bad heraus um mich bei ihr zu entschuldigen. Sie so lange in meinen Armen zu halten, bis sie nachgibt und sich wieder an mich schmiegt. Aber so wie ich den Wohnbereich betrete, bleibe ich stehen. Meine Decke liegt demonstrativ auf dem Sofa. Offenbar hat Victoria sich in den Kopf gesetzt, mich auszuquartieren. Verdenken kann ich es ihr nicht, trotzdem macht es mich sauer. Ich raffe meine Sachen wieder zusammen und gehe ins Schlafzimmer. Da steht Victoria, nur bekleidet mit einem Hauch von nichts. Der seidige Stoff des Nachthemdchens umspielt ihre Kurven auf sehr attraktive Weise.

Sie ist so wunderschön. Meine Victoria!

Dummerweise reagiert mein Penis fast sofort auf diesen verlockenden Anblick. Wie gut, das ich meine Decke im Arm trage, dann fällt meine Erektion wenigstens nicht auf. Ich habe fast die Vermutung, dass Victoria mich einen Kopf kürzer machen würde, wüsste sie bescheid. 

"Victoria, kannst du mir erklären, was das zu bedeuten hat?"

Ihre barsche Antwort macht mich alles andere als glücklich. Sie will weg von mir, mit allen Mitteln. Es tut sehr weh, ihre Ablehnung schmerzt mich so sehr. 

Ich kann es fast nicht ertragen. Victorias Ablehnung und ihre offene Feindseligkeit mir gegenüber treffen mich sehr. Ich werde das unangenehme Gefühl nicht los, als ob alles in meinem Leben nach denselben Mustern ablaufen würde, immer und immer wieder. Schon seit meiner frühesten Kindheit habe ich mit der Misshandlung und Demütigung meines Vaters leben müssen. Hatte keine Freunde, keine Vertrauten, keine liebevolle Bezugsperson. Ich wurde niemals schützend in den Arm genommen, oder gar getröstet. All das, all diese wundervollen Momente habe ich erst kürzlich mit Victoria erfahren. Und dieses Gefühl, welches ihre Liebe für mich in mir ausgelöst hat, war überwältigend. Ich kann das nicht wieder verlieren. Dieses wunderschöne Gefühl der Geborgenheit. Ich kann Victoria nicht wieder verlieren, da ich diese Empfindungen unweigerlich mit ihr verknüpft habe. 

Nach einem mehr oder weniger nicht gerade zielführenden Wortwechsel gebe ich schließlich klein bei und überlasse ihr mein Bett. Mein trauriger Blick streift Victoria noch einmal. Ich sehe ihr an, dass sie meine Gemütsverfassung bemerkt hat, doch sie reagiert mit keiner noch so kleinen Geste darauf. Die Tür schließt sich zwischen uns, jeder ist allein. Mit seinen Gedanken, seinen Gefühlen und Emotionen. 

Ich will sie wiederhaben. Ich ertrage es auf Dauer einfach nicht, das sie sich mir gegenüber so distanziert verhält. Das sie meine Annäherungen nur gezwungenermaßen hinnimmt, einfach weil ich ihr keine andere Wahl mehr gelassen habe. Dabei wünsche ich mir doch nichts mehr, als dass sie gerne in meiner Nähe ist und Zeit mit mir verbringt. So wie vorher. 

Ich richte mich so bequem es mir eben möglich ist auf dem Sofa ein. Ein spontaner Gedanke schießt mir durch den Kopf, worauf ich versonnen zu lächeln beginne. 

Ja. Das ist eine gute Idee. Das werde ich versuchen. Heute Nacht, wenn Victoria schläft, werde ich mich heimlich wieder ins Schlafzimmer schleichen und mich an sie kuscheln. Sie ganz fest in den Arm nehmen und hoffen, dass sie nicht davon wach wird. Und morgen früh können wir dann noch einmal einen Versuch, miteinander zu reden, starten.

Die Stunden in denen ich es nicht wage einzuschlafen vergehen zäh und langsam. Alles in mir zieht mich wie magisch zu der Frau, welche nur wenige Meter entfernt von mir schläft. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und setze meinen Plan in die Tat um. Vorsichtig stehle ich mich in unser Schlafzimmer, welches Victoria zum Glück nicht abgesperrt hat. 

Da liegt meine Schöne, ruhig schlafend in den Kissen. Sie hat mein eintreten nicht gehört. Umsichtig laufe ich näher ans Bett, damit ich Victoria einen Moment beim Schlafen beobachten kann. Alles in mir verkrampft sich, vor Sehnsucht danach, sie endlich wieder in meinen Armen zu halten.

Sie gehört zu mir! 

Ganz vorsichtig setze ich mich auf das Bett, welches unter meinem Gewicht leicht einsinkt. Victoria wird nicht wach. Aber es war ja auch ein langer, turbulenter und anstrengender Tag. Für uns beide. Ich lege mich ganz dicht zu ihr, ziehe sie mit einem Arm vorsichtig näher an meinen Körper. Victoria wird auch davon nicht wach, sie schläft tief und fest. Erleichtert atme ich durch, mir wird erst jetzt bewusst, dass ich unwillkürlich die Luft angehalten habe. 

Mein Gesicht schmiegt sich wie von selbst in ihre weichen Haare. Ich genieße es, ihren Duft zu schnuppern und Victoria noch näher an mich zu ziehen. Sie murrt etwas unverständliches im Schlaf, aber erwacht nicht. Ein kleines Lächeln umspielt meinen Mundwinkel. 

Jetzt kann auch ich endlich einschlafen. An der Seite von meiner geliebten Victoria. 

"Ich liebe dich, mein Schatz", flüstere ich ihr leise zu. Mir ist bewusst, dass sie meine Worte nicht hören kann, aber es tut dennoch gut, sie auszusprechen. Weil es die Wahrheit ist. Weil ich Victoria brauche. Mit den Gedanken an den kommenden Morgen, wo wir uns endlich aussprechen können, schlafe auch ich ein. Halte meine Victoria ganz fest in meinen Armen.

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt