Kapitel 26 - Erwachen

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Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon weinend und schreiend auf dem Boden lag. Ich machte einfach so lange weiter, wie ich die Kraft dazu hatte. Und dann noch darüber hinaus, bis ich mich emotional total ausgelaugt fühlte.

Innerlich schalt ich mich immer wieder selbst eine Närrin. Wenn ich nur etwas genauer nachgeforscht hätte, dann wäre das heute mit Sicherheit nicht passiert. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Wir hatten genug Vorlaufzeit, um eine groß angelegte Evakuierung zu starten. Stattdessen hatte ich mich ganz und gar meiner Liebe zu Hux hingegeben und hatte unsere gemeinsame Zeit genossen. Doch was hatte das letzten Endes gebracht?

Meinetwegen, wegen meiner Verliebtheit, meiner maßlosen Blindheit, haben Millionen von Unschuldigen mit ihrem Leben dafür bezahlt.

Wieder liefen Tränen über mein Gesicht. Schniefend versuchte ich, irgendwie wieder auf die Beine zu kommen, obwohl meine Schuldgefühle tonnenschwer auf mir lasteten und drohten, mich erneut zu Boden zu zwingen. 

Ich musste Kontakt zu Leia aufnehmen. Mit Sicherheit wusste die Anführerin des Widerstands über diese Katastrophe schon bescheid. Solche Nachrichten würden im Holo-Netzwerk rauf und runterlaufen. Zur Sicherheit huschte ich ins angrenzende Schlafzimmer und richtete mich auf dem Bett ein. An das, was Armitage und ich an diesem Morgen noch hier geteilt hatten, versuchte ich krampfhaft keinen Gedanken zu verschwenden. Es war vorbei zwischen uns. Bei Gelegenheit musste ich zusehen, dass ich ein anderes Quartier und eine andere Arbeit zugeteilt bekam. Aber zuerst einmal das wichtigere, Leia kontaktieren. 

Offenbar ging Kimura gerade dieselbe Idee durch den Kopf, da mein Datenpad mir eine neue, ungelesene Nachricht von ihm anzeigte.

"Ria, was um alles in der Galaxis ist hier Bitteschön schief gelaufen? Kannst du mir das erklären? Wieso haben wir Millionen Todesopfer, wo wir doch alles nötige darangesetzt haben, die Ziele dieser verfluchten Basis herauszufinden!"

"Glaub mir Kimura, ich bin genauso fassungslos wie du. General Hux hat mir diesen unbedeutenden Eisplaneten Sinta als Ziel genannt, das schwöre ich dir! Verdammte Scheiße, ich hätte gründlicher nachforschen sollen."

"Für diese Einsicht ist es jetzt leider ein bisschen zu spät, findest du nicht auch? Ganz nebenbei muss ich wohl nicht unbedingt erwähnen, wie ungehalten General Organa ist."

Fuck, auch das noch.

"Kann ich mir vorstellen. Kimura, weißt du eigentlich, wie viele Selbstvorwürfe ich mir mache?"

"Zu Recht!"

"Was? Kimura, was soll das heißen?" 

"Du willst Klartext? Bekommst du! Ich denke, dass du eher damit beschäftigt warst, dich mit deinem General zu vergnügen als dich um deine Mission zu kümmern. Und da es einfacher war, das angebliche Ziel zu akzeptieren als selbst Nachforschungen anzustellen, hast du seine Erklärung einfach als gegeben hingenommen. Du kannst dir also sicher vorstellen, das Zweifel an deiner Person aufkommen."

Okay, das saß. Völlig geschockt starrte ich auf den hell erleuchteten Display meines Datenpads.

"Willst du etwa damit andeuten, das ich den Widerstand verraten habe?", tippte ich mit zitternden Fingern in das Gerät.

"Ich weiß selbst noch nicht, welche Position ich beziehen soll. Aber stell dich schon mal darauf ein, genau solche Vorwürfe zu hören zu bekommen."

Wieder rollen Tränen über mein Gesicht, es ließ sich einfach nicht aufhalten. Aber eigentlich hätte es mir irgendwo klar sein müssen, dass nach so einem Desaster Zweifel an meiner Loyalität auftauchen würden. Es tat trotzdem verdammt weh! 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt