Kapitel 92 - Ein neues Leben

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Das Läuten der Türklingel schreckte mich im ersten Moment so sehr aus dem Schlaf, dass ich kerzengerade im Bett hochschoss. Umgehend meldete sich mein Kreislauf, der der abrupten Bewegung nicht hatte folgen können und mir jetzt ein schwindeliges Gefühl im Kopf bescherte. Stöhnend sank ich zurück in die Kissen.

Armitage dagegen war wesentlich besser in den Tag gestartet, einfach deshalb, weil er nicht so aufgeschreckt war wie ich. Auf einen Ellbogen abgestützt, sah er mich amüsiert an. "Seit wann bist du so schreckhaft?"

"Keine Ahnung." Mit einer Hand musste ich meine Augen gegen die Lichtverhältnisse im Raum abschirmen. Es war bereits hell draußen und das Licht der Sonne wurde noch von der zugeschneiten Schneelandschaft verstärkt. Armitages leises Lachen drang an mein Ohr. Weil sich gleich darauf das Bett direkt neben mir absenkte, war ich gezwungen, die schützende Hand vor meinen Augen wegzunehmen. Mein Partner war näher zu mir gerutscht, um mich vor dem Aufstehen noch einmal in seine Arme zu ziehen. Bereitwillig schmiegte ich mich an ihn.

"Wir haben verschlafen, Ria", erklärte er liebevoll. "Das sind unsere Gäste, die vor der Tür in der Kälte stehen und auf ihr spätes Frühstück warten."

Ein unwilliges Murren entschlüpfte mir. "Lass sie meinetwegen ruhig noch etwas stehen."

Ein Schnauben folgte. "Bedaure meine Süße, aber ich habe das Eis zwischen mir und meinen Schwiegereltern gerade erst gebrochen und das will ich mir unter keinen Umständen so schnell wieder verscherzen." 

Die Türklingel meldete sich erneut, langanhaltender diesmal. Ungebeten tauchte ein Bild vor meinem inneren Auge auf, in dem ich Bellava geradezu lebhaft vor mir sah, wie sie ungehalten auf den Sensor drückte, um endlich aus der Kälte herauszukommen. Der Gedanke ließ mich schmunzeln. 

"Ich gehe schon mal nach unten und lasse sie rein", erklärte mein frisch angetrauter Ehemann gerade. 

Nach einem liebevollen Kuss - während dem ich versuchte, ihn bei mir im Bett zu behalten, weil ich noch nicht bereit dazu war, unsere gemeinsame Kuschelzeit enden zu lassen - entschlüpfte er mir dann doch. 

Nackt wie er war, eilte Hux zielstrebig auf die Tür zu. "Du kannst in Ruhe wach werden und nachkommen."

Was zum ...?

"Ähm, Huxi?" Diesmal war ich diejenige, die sich auf den Ellbogen abstützte. "Wenn du meiner Mutter so die Tür öffnest", ich deutete mit erhobenem Kinn auf seinen unbekleideten Intimbereich, "dann wirst du ordentlich Schadensbegrenzung betreiben müssen, weil mein Vater dann versuchen wird, dich einen Kopf kürzer zu machen. Die Frotzeleien von Bellava und Iduna mal ganz außer Acht gelassen."

Armitage streckte mir gerade allen Ernstes die Zunge heraus, angelte dabei aber nach einem Bademantel, der hinten am Türblatt an einem Haken befestigt war. "Es gibt nur eine Frau, die ich mit diesem Anblick beglücke und das bist du." Mit diesen Worten warf er sich das Kleidungsstück über und ließ mich mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Gleich darauf erklangen seine Schritte auf den Stufen.

Entspannt sank ich zurück in die Kissen und genoss für ein paar Minuten die restliche Wärme zwischen den Laken, noch nicht dazu bereit, unser behagliches Nest zu verlassen. Ich empfand Glück und Zufriedenheit darüber, dass unser größter Wunsch, miteinander verheiratet zu sein, nun endlich in Erfüllung gegangen war. Meine leichte Müdigkeit war noch nicht ganz verschwunden, darum kuschelte ich mich tiefer in die Decken. Bei der Umpositionierung spürte ich, dass die Stelle zwischen meinen Beinen wund war. 

Kein Wunder. Immerhin haben wir in der vergangenen Nacht öfter als gewöhnlich miteinander geschlafen. Einmal sanft und zärtlich und das nächste Mal leidenschaftlich und stürmisch. Versonnen legte ich eine Hand auf meinen unteren Bauch. Vielleicht hat es heute Nacht geklappt und ich habe ein Kind empfangen. Wünschenswert wäre es. 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt