Kapitel 67 - Dem Tod knapp entkommen

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Ich konnte nicht schlafen. Das komplette Gespräch mit Edrison Peavey -meinem Vater!- lief in Dauerschleife in meinen Gedanken ab, wieder und wieder, währenddessen ich mich ruhelos im Bett herumwarf. Irgendwann gab ich den Versuch, einschlafen zu wollen, auf und erhob mich schwerfällig von meiner Schlafstatt. Die kühle Nachtluft ließ mich frösteln, sobald sie mit den unbedeckten Stellen meiner Haut in Berührung kam. 

Müde tappte ich ans Fenster, das einen Spalt breit geöffnet war. Der hereinströmende, kalte Wind bewegte den leichten Stoff der Vorhänge. Mit ihm drangen die Rufe der Nachtvögel herein. Meine Arme schlangen sich um den Oberkörper, als ich mich gegen die kühle Laibung des Fensterrahmens lehnte.

Edrison ist mein Vater. Er selbst wusste über all diese Jahre nicht einmal, dass er ein Kind gezeugt hat. Das er eine Tochter hat. 

Unbewusst schüttelte ich den Kopf.

Es ist unglaublich, wie die Macht alles zusammenführt. Dass ich von Leia ausgerechnet auf genau dieses eine Schiff in der gesamten riesigen Flotte der Ersten Ordnung geschickt werde, auf dem ich der Liebe meines Lebens und zusätzlich noch meinem Vater begegne. Das kann kein Zufall gewesen sein.

Meine Augen registrierten vage eine huschende Bewegung in der Dunkelheit draußen, aber als ich meinen Blick fokussierte und genauer hinsah, konnte ich niemanden mehr entdecken. 

Da war nichts. Ich sehe schon Geister.

Ich schloss das Fenster gerade in dem Moment, in dem erneut ein Rufen draußen erklang. Der Ton wurde schlagartig abgeschnitten, als das Fenster in seinem Rahmen einrastete. Mit dem Ziel, es noch einmal mit dem Einschlafen zu versuchen, tappte ich barfuß zurück. Ein kurzer Blick auf mein Datenpad zeigte an, wie spät es war. Die Zahlen 0240 leuchteten mir fast schon zu grell in der Dunkelheit entgegen, es war also kurz vor drei Uhr morgens. 

Mist, schon so früh! Ich sollte mich besser beeilen mit einschlafen, immerhin sollte ich morgen wenigstens halbwegs ausgeruht sein. 

Ein neuerliches Geräusch ließ mich lauschend innehalten. Es ähnelte den nächtlichen Rufen der Vögel draußen, aber das konnte unmöglich sein. Alle Fenster waren geschlossen, diese Geräusche düfte ich hier drinnen somit eigentlich überhaupt nicht mehr hören. Vor allem nicht im Palast. Eine ungute Vorahnung überkam mich und sorgte dafür, dass sich mir sämtliche Härchen überall am Körper aufrichteten.

Möglicherweise stammen diese Laute gar nicht von Vögeln, wie ich den gesamten Abend über fälschlicherweise immer angenommen habe. Yra erwähnte, dass sie unlängst erst angegriffen wurden. Vielleicht verständigen sich die Mitglieder dieser Bande so untereinander und geben sich Zeichen. 

Behutsam, um selbst keine unnötigen Geräusche zu verursachen, schlich ich auf Zehenspitzen zu meiner Uniform und griff mir mein Datenpad. Das Gerät in der Hand, war mein nächstes Anlaufziel die Tür, welche ich sicherheitshalber verschloss, dann schrieb ich eine Nachricht an Peavey, in der ich ihm meine Bedenken mitteilte, dass unter Umständen ein Angriff kurz bevorstehen konnte. Zu meiner Erleichterung antwortet er umgehend und stellte meine Vermutung auch nicht infrage. 

"Victoria, dein Quartier liegt im selben Flur wie meines. Hast du einen Blaster griffbereit?"

"Fuck, nein habe ich nicht", beantwortete ich mir seine Frage selbst, bevor ich diese ernüchternde Einsicht mit ihm teilte.

Zum Glück fiel Peavey auf die Schnelle eine Lösung ein. "Okay, keine Panik. Zieh deine schwarze Uniform an, dann bist du in der Dunkelheit schwerer auszumachen. Auf unserem Rückweg hierher ist mir aufgefallen, dass die Gänge Nachts nur durch schummriges Kerzenlicht erhellt werden. Ich komme dir entgegen und lösche unterwegs die Lichter, du tust dasselbe von deiner Richtung aus. Wir treffen uns in der Mitte und dann sehen wir nach unserem Anführer."

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt