"Die Kleine ist wirklich zuckersüß!" Iduna konnte sich an ihrem neugeborenen Enkelkind gar nicht satt sehen, geschweige denn, dass sie sie wieder aus ihren Armen geben wollte. Armitage hatte seine Schwiegereltern am folgenden Morgen nach der Geburt informiert, dass mit Soraya nun ein neuer Stern die Galaxis erblickt hatte, worauf meine Eltern postwendend alles stehen und liegen gelassen hatten, um zu uns zu kommen.
Ich saß an ein Kopfkissen gelehnt im Bett, noch wund und erschöpft von der Geburt. Dennoch empfand ich das pure Glück, im Kreise meiner Liebsten zu sein.
Meine Mutter wiegte das Baby sanft im Arm, Edrison stand versonnen lächelnd daneben und wollte gerade wissen, ob ich bei meiner Geburt auch so winzig gewesen wäre und Armitage saß dicht an meiner Seite, einen Arm wie so oft auf meinen Schultern platziert. Sogar Naleli hatte sich an meinen Füßen zu einem Fellball zusammengerollt und bekam von all der Aufregung nur relativ wenig mit. Oder es ließ sie schlichtweg kalt. Typisch Katze eben.
Die Differenzen zwischen Edrison und Armitage waren endgültig beseitigt. Mein Vater konnte sich immer wieder mit eigenen Augen davon überzeugen, wie sehr Armitage sich seit seiner skrupellosen Zeit bei der Ersten Ordnung verändert hatte. Wie viel Liebe er zu geben in der Lage war. Die beiden hatten ihren Frieden miteinander geschlossen.
Ein paar Tage später brachte Armitage einen Brief von Tara zu mir. Ich saß bequem auf dem Sofa eingekuschelt und stillte Soraya, als Hux mir das Schreiben gab. Ich hatte schon fast nicht mehr mit einer Antwort von meiner Freundin gerechnet, weswegen meine Finger zitterten, als ich ihn entgegennahm.
Ob sie mir noch böse ist?
"Nimmst du Soraya kurz?"
"Natürlich." Armitage nahm seine Tochter entgegen, die gerade fertig getrunken hatte.
Ich betrachtete den Umschlag genauer. Das ursprüngliche Absendedatum war schon sehr viel früher gewesen. Einen ganzen Monat früher, um genau zu sein. Aber scheinbar wurde der Brief als nicht zustellbar wieder an den ursprünglichen Absender zurückgeleitet, worauf Tara ihn noch einmal losgeschickt hatte. Vermutlich lag das Problem darin, dass dem Widerstand die alte Adresse meiner Mutter geläufig war, nicht jedoch die neue. Seit sie und Edrison wieder zusammengefunden hatten, waren die zwei in eine größere Wohnung auf Chandrilla umgezogen. Natürlich kostete es Tara einen Extraaufwand an Zeit, bis sie den Rat auf Chandrilla kontaktiert und die neue Adresse meiner Eltern herausgefunden hatte. Als er endlich ankam, hatte Iduna den Brief direkt an mich weiterleiten lassen.
Die Antwort war lange unterwegs.
Meine Finger bebten noch mehr, als ich den Umschlag öffnete, das Briefpapier herausnahm und zu lesen begann. Zusammenfassen ließ sich das ganze Schreiben mit ein paar kurzen, aber sehr zufriedenstellenden Sätzen, die ich Armitage mitteilte, weil er mich gebannt ansah. Auch er wartete neugierig darauf, was Tara zu sagen hatte. "Sie ist uns nicht böse. Tara erkennt an, dass Poe und der Widerstand uns mit ihrem Verhalten praktisch zu diesem Schritt genötigt haben. Weil uns kein anderer Ausweg mehr blieb, wenn wir zusammen glücklich werden wollten. Sie sagt außerdem, dass sie Poe ins Gewissen geredet und ihn dazu bewegt hat, seine Einstellung zu ändern. Uns beiden gegenüber."
"Und das heißt im Klartext?" Armitage lagerte Soraya auf seinem Arm um, da diese zu quengeln begonnen hatte.
Mit Tränen in den Augen sah ich zu Armitage auf. Niemals, nie in den vergangenen Monaten, hatte ich mir erlaubt, diese Hoffnung zuzulassen. Aber sie jetzt laut aussprechen zu können, machte den Sinn dahinter nur umso bedeutsamer. "Poe und Finn, die Anführer des Widerstands haben deine Strafverfolgung in der gesamten Galaxis aufgehoben. Wir sind frei, Armitage! Wir müssen uns nicht länger vor den Personen verbergen, die uns am Herzen liegen."
Armitage war die Ergriffenheit deutlich anzusehen. "Das sind wundervolle Neuigkeiten!"
Die Sonne war gerade dabei, hinter dem Horizont zu versinken. Ihre letzten Strahlen färbten den Himmel in einem intensiv leuchtenden Rot. Der Herbst hatte die Vorherrschaft über diese friedvolle Welt angetreten, die wir unser Zuhause nannten. Er kleidete die Bäume in eine wunderschöne rote und gelbe Blättertracht. Etliche Bäume hatten bereits damit begonnen, ihr Kleid langsam abzuwerfen, was ein angenehmes Rascheln unter unseren Schritten erzeugte, als wir über den bunten Blätterteppich liefen.
Armitage schob den Kinderwagen mit der schlafenden Soraya vor sich her und ich hatte mich an seinem angewinkelten Arm eingehängt. Mein Kopf ruhte dabei auf seiner Schulter. Die Geburt unserer Tochter lag gerade einmal zwei Wochen zurück, dementsprechend war ich es noch immer nicht gewohnt, längere Strecken zu gehen, zumal sich die Stelle zwischen meinen Beinen noch immer wund anfühlte.
"Denkst du manchmal noch daran zurück, was wir alles durchmachen mussten, um heute hier zu stehen? Um an diesen Punkt zu kommen?" Melancholie schwang in der Stimme meines Mannes mit.
"Ja", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Aber selbst wenn ich etwas verändern könnte, würde ich es nicht tun. Ich würde alles ganz genauso machen, wie es abgelaufen ist. Immer wieder. Ich würde mich immer wieder für dich entscheiden!" Aufmerksam blickte ich zu Armitage auf. "Was brachte dich auf den Gedanken?"
Der große rothaarige Mann an meiner Seite sah mit liebevollem Blick auf mich herab. "Genau dieselbe Überlegung, die du gerade mit mir geteilt hast, meine Liebste. Eine Familie zu haben die mich so liebt wie ich bin, erfüllt mich mit unglaublich viel Glück, wie ich es mir zu früheren Zeiten niemals hätte vorstellen können. Aber jetzt ... jetzt kann ich mir dich und Soraya nicht mehr aus meinem Leben wegdenken."
"Und das musst du auch gar nicht!" Ich hielt mitten im Schritt an und zog Armitage am Kragen seines Mantels zu mir herab, um ihn zu küssen. "Wir haben uns in dieser weitläufigen Galaxie gesucht und gefunden. Weil wir füreinander bestimmt sind. Weil wir zusammengehören. Jetzt und für immer!" Mit Tränen in den Augen forderte ich mir noch einmal einen Kuss ein, welchen Hux mir nur allzu bereitwillig schenkte. Dann liefen wir weiter, eng aneinandergeschmiegt.
Ich war mir sicher, dass wir einer wundervollen, harmonischen Zukunft entgegensahen.
Wir hatten einen Krieg zusammen überstanden.
Und wir würden auch das Leben gemeinsam meistern.
ENDE
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Love and Betrayal, General Hux
Hayran KurguDer Widerstand hat von einer geheimen Waffe der Ersten Ordnung erfahren. Um möglichst genaue Informationen zu erhalten, schleust General Leia Organa eine Widerstandskämpferin innerhalb der Ersten Ordnung ein. Die Wahl fällt auf Victoria Deveron, ei...