Kapitel 38 - Und dann kam der Pudding

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Armitage legte ein zügiges Tempo vor, wie er mit mir durch die Flure der Finalizer hastete. Dabei unentwegt meine Hand hielt. Ich wagte es im Moment nicht ihn anzusprechen, da etliche Personen in den Gängen unterwegs waren. Verwunderte Blicke streiften uns, scheinbar musste der erste Tratsch über die Eskalation auf der Brücke bereits die Runde gemacht haben.

Ob das nicht noch ein Nachspiel hat? 

Hux aktivierte den Sensor zu unserem Quartier, dann schleifte er mich praktisch mit hinein. "Armitage warte ...", unvollendet erstarb der Satz auf meinen Lippen, als der große Mann sich mit Schwung gegen mich warf. Nur seine Arme verhinderten, dass ich mich auf dem Boden wiederfand, wo ich sonst aller Wahrscheinlichkeit nach gelandet wäre. Ich legte meine Arme ebenfalls um ihn, da Hux an meiner Schulter einen seltsamen Laut von sich gab, den ich zuerst nicht eindeutig identifizieren konnte.

"Armitage, weinst du?"

"Nein", erklang es erstickt. 

"Dann fang auch nicht damit an." Eine gewisse Härte hatte sich ungewollt in meine Tonlage geschlichen. 

Verwundert distanzierte Hux sich ein wenig von mir, damit er mich ansehen konnte. "Ria was ... was ist denn? Warum klingst du so?" 

"Ich ...", seufzend schüttelte ich den Kopf. "Armitage, was ist da vorhin passiert? Mir ist bewusst, dass dem Mann eine Strafe angeordnet werden muss. Sein Fehlverhalten kann nicht toleriert werden, aber, weswegen bist du in deinem Strafmaß gleich so eskaliert? Ich meinte ernst, was ich dir zugeflüstert habe. Du hättest ihn zu Tode verurteilt, war dir das bewusst? Das war Peavey schlagartig klar, ebenso wie dem Rest der Besatzung. Hast du nicht bemerkt, wie die Stimmung gegen dich gekippt ist?" 

Armitage starrte mich erschüttert an. Scheinbar wusste er nichts zu sagen, denn sein Mund öffnete und schloss sich ein paarmal, ohne das ein Wort dabei herauskam. 

Ach Huxi. Wenigstens hast du auf der Brücke auf mich gehört.

"Ich weiß ja, dass du aufgebracht warst. Snoke hat dich offen gedemütigt und dieser respektlose Kommentar hat es auch nicht gerade besser gemacht. Aber trotzdem. Du bist der General hier. Du darfst das Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren und musst auch weiterhin vernünftige Entscheidungen treffen. Wegen persönlicher Demütigungen darfst du niemals deine komplette Brückencrew schlecht behandeln. Nicht so. Denk doch mal einen Schritt weiter. Stell dir vor, der Mann hätte sich nicht freiwillig offenbart. Dann hättest du deine Drohung wahrmachen müssen, unweigerlich. Wolltest du das wirklich? Würdest du wirklich so weit gehen?"

Stille senkte sich über uns, während ich angespannt auf eine Erwiderung von Hux wartete. Mir wurde klar, wie viel mir die kommende Antwort von ihm bedeutete. Oder, wie viel dieselbige wieder zerstören könnte. Wir hatten uns gerade erst wieder angenähert und uns zusammengefunden. Was zu einem großen Teil auch daran lag, was Armitage zu mir gesagt hatte. Das ich seine Sichtweise auf gewisse Dinge verändern würde. 

Das können nicht nur leere Worte gewesen sein, um die Wogen zu glätten. Um mich zu besänftigen. Hux war in diesem Moment absolut aufrichtig zu mir. Bitte, gib mir die richtige Antwort.

Hux wirkte immer noch ziemlich aufgewühlt, wie er da so vor mir stand. "Ich wäre aus dieser Nummer wohl nicht mehr rausgekommen, hätte sich der Mitarbeiter nicht freiwillig gemeldet. Du hast Recht, Victoria. Ich habe unbedacht und impulsiv gehandelt. Aber in diesem Moment ... da konnte ich einfach nicht mehr anders, das musst du mir glauben. Mein Leben lang habe ich unter der Demütigung und Missachtung anderer Personen gelitten. Und ausgerechnet heute, wo sowieso schon alles schief geht, wagt es ein Untergebener mich zu verspotten. Mich erneut bloßzustellen. Mich, den General." 

Love and Betrayal, General HuxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt