Kapitel 2 - Der Kopierninja

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Es kostete mich etwas Mühe den weißhaarigen Shinobi nicht mit offenem Mund anzugaffen. Wie bitte? Wir sollten mit dem Kakashi Hatake eine einfache Schriftrolle holen? Schnell schüttelte ich den Kopf, um meine Überraschung loszuwerden und wandte mich wieder Tsunade zu.

"Wieso gleich zwei Teams für eine Schriftrolle? Sie wissen, dass wir keine Kämpfertruppe sind.", hinterfragte ich sofort ihre Absichten. Etwas war hier gewaltig faul und ich wollte der Sache auf den Grund gehen. Meine beiden Kameraden stimmten mir sofort zu.

"Diese Schriftrollen sind von enormer Wichtigkeit. Was genau ihr Zweck ist, kann ich euch leider nicht sagen, aber es besteht die Möglichkeit, dass auch andere sie wollen. Ich will lediglich verhindern, dass sie in die falschen Hände geraten.", antwortete sie mit einem Ton, als wäre es das offensichtlichste auf der Welt.

Ihre Antwort stellte mich nicht wirklich zufrieden, doch was sollte ich in dieser Situation machen? Meinem Hokage widersprechen? Ganz bestimmt nicht. Letztendlich nickte ich nur und nahm den Auftrag an. Tsunade hatte mit Sicherheit gute Gründe zwei Teams auf diese Mission zu schicken.

"Ihr werdet morgen gleich bei Sonnenaufgang losziehen, damit ihr die Schriftrolle so schnell wie möglich abholt."

"Wieso gehen wir dann nicht einfach sofort los?", wollte Akano wissen und Hiko warf ihm einen Blick zu, der sagte, dass er den Mund halten sollte. Er ignorierte die Kunoichi gekonnt.

"Ihr sollt euch ausruhen, damit ihr bei Kräften seid für die Reise. Das wird ein weiterer langer Weg.", sagte Tsunade und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Dokument, welches vor ihr lag, zu. Mit anderen Worten, wir waren hiermit entlassen.

Sobald wir Tsunades Büro verließen, streckte sich Hiko und ließ dadurch ihren Rücken knacken.

"Gut, dann lege ich mich hin.", sagte sie und lief los.

"Jetzt schon?", rief Akano ihr fassungslos hinterher und sie machte eine wegwerfende Geste.

"Natürlich! Ich bin müde!"

Und weg war sie. Akano und ich drehten uns zu dem anderen Team um und ich räusperte mich.

"Es freut mich mit euch zusammen arbeiten zu dürfen.", sagte ich lächelnd, welches die anderen erwiderten. Meine Worte waren nicht gelogen. Mit dem Kopierninja persönlich auf eine Mission zu gehen war für mich eine absolute Ehre. Sein Ruf eilte ihm definitiv voraus. Gerüchten zufolge sollten die beiden anderen, Naruto Uzumaki und Sakura Haruno, ebenfalls sehr kompetent sein. Hiko hatte beide bei den Chunin Prüfungen kämpfen sehen und war äußerst beeindruckt gewesen, was keine leichte Sache war.

"Das ist aber total langweilig. So eine blöde Schriftrolle holen kann doch jeder.", brummte Naruto schmollend und kassierte einen heftigen Schlag von der rosahaarigen Kunoichi. Allein beim Anblick verzog ich das Gesicht. Das hatte sicher wehgetan.

"Also wirklich, Naruto! Kannst du etwa nicht eine Mission annehmen ohne dich zu beschweren?", tadelte sie ihn aufgebracht und gestikulierte dabei wild. Kakashi rieb sich mit einem entschuldigenden Lächeln den Nacken. Zumindest nahm ich an, dass er lächelte. Bei ihm war es schwer zu sagen mit der Maske.

"Ich entschuldige mich für sein Benehmen.", sagte er und ich hob die Hände und schüttelte hastig den Kopf.

"Nicht doch, Sie müssen sich nicht entschuldigen.", erwiderte ich, meinem Geschmack nach, zu schnell und lachte, was ein wenig gezwungen klang. Akano musterte mich nur skeptisch von der Seite.

"Ich gehe mich dann auch ausruhen.", ergriff er schließlich das Wort und ließ mich alleine mit Team Kakashi im Gang stehen. Wie konnte er es wagen mich so zurück zu lassen? Ich atmete tief ein und ermahnte mich. Ja, der Mann vor mir war quasi eine Berühmtheit, aber immer noch ein normaler Mensch genau wie ich. Der Gedanke half mir meine Nervosität loszuwerden.

Stattdessen verbeugte ich mich ganz leicht vor den drei Shinobi.

"Wir sehen uns dann morgen am Tor."

Mit den Worten verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich ließ mir Zeit und genoss es einfach mal die Sonne auf meinem Gesicht zu spüren. Bei den nur allzu vertrauten Geräuschen des Dorfes fühlte ich mich gleich wie Zuhause. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen und mein Magen fing an zu knurren, als ich einen leckeren Geruch vernahm.

Ein Essensstand etwas weiter vorne lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich und ich beschloss dort das Mittagessen für heute zu kaufen. Mit zwei Portionen in einer Tüte setzte ich meinen Weg fort und es dauerte nicht lange bis ich bei meiner Wohnung ankam. Kaum schloss ich die Tür auf, wurde ich beinahe von einem Jungen, der ein paar Jahre jünger als ich war, umgerannt.

"Kenji, pass auf!", ermahnte ich meinen kleinen Bruder lachend und er nahm mir die Tüte mit dem Essen ab.

"Wie war die Mission?", fragte er aufgeregt und rannte mit dem Essen ins Esszimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und folgte ihm.

"Gut, aber komm mal her und zeig mir dein Stirnband.", antwortete ich und lehnte mich mit verschrenkten Armen am Türrahmen an. Stolz drehte sich Kenji zu mir um und grinste von einem Ohr zum anderen. Auf seiner Stirn befand sich das typische Stirnband, den alle Ninja aus Konoha nach ihrem Abschluss trugen. Während meiner Mission hatte er seinen Abschluss an der Akademie gemacht und ich merkte, dass er mir unbedingt alles darüber erzählen wollte. Er bebte vor Aufregung regelrecht am ganzen Körper.

Er erzählte mir alles, von der Prüfung bis zu seinem neuen Sensei und seinem Team. Es überraschte mich kein bisschen, dass er sich prächtig mit den anderen verstand. Kenji war schon immer ein sehr offener und gesprächiger Junge gewesen und ich fühlte einen Stich im Herz bei dem Gedanken ihn morgen wieder verlassen zu müssen.

Ich griff mit meiner Hand über den Tisch nach seiner und er schaute mit hochgezogenen Augenbrauen von seinem Essen auf. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht.

"Ich muss morgen früh wieder auf eine Mission. Es tut mir leid, dass ich dich wieder verlasse."

Kenji schluckte das Essen noch runter, bevor er antwortete.

"Entschuldige dich doch nicht! Wir sind Ninja und wir müssen unsere Pflichten erfüllen!"

Bei seinen Worten musste ich auflachen und meine miese Stimmung hob sich langsam wieder. Sein Optimismus steckte jeden um ihn rum an und ich war da keine Ausnahme. Nachdem unsere Eltern bei einem Einsatz ums Leben gekommen waren damals, waren Kenji und ich ganz auf uns alleine gestellt. Ohne ihn wäre ich nach ihrem Tod wahrscheinlich verrückt geworden.

"Du musst mich aufwecken, wenn du los gehst, ja? Ich will dich bis zum Tor begleiten!"

"Mach ich."

Tiefes Rot (Naruto Shippuden x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt