Kapitel 30 - Ein letztes Lebewohl

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Die Nacht verbrachte ich in Kenjis Zimmer. Mir war nicht danach alleine Zuhause zu sein mit den düsteren Gedanken, die meinen Kopf belagerten wie eine Burg. Stattdessen hielt ich meinen kleinen Bruder fest an mich gedrückt und schaute der Sonne zu wie sie langsam aufging.

"Du erdrückst mich ja halber!", nuschelte Kenji und fuchtelte wild mit den Armen herum. Lachend ließ ich ihn los und fuhr ihm mit der Hand durch seine unordentlichen Haare.

"Sorry."

"Dusch dich das nächste Mal wenn du sowas machst.", beschwerte er sich lauthals und mir stieg schlagartig die Hitze ins Gesicht vor lauter Verlegenheit und Wut.

"Halt's Maul!", fuhr ich ihn an und verpasste ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf. "Ich war auf einer Mission, weißt du?! Da hat man halt nicht einfach so eine Dusche in der Tasche!"

Der Junge rieb sich mit schmerzverzerrten Gesicht die Stelle auf die ich ihn geschlagen hatte.

"Wie kannst du es wagen mich zu schlagen? Ein armer, kleiner Junge, der sich nicht wehren kann!", rief er entsetzt aus und deutete auf die Stummel, wo einst seine Finger gewesen waren. Sofort plagten mich Gewissensbisse und mir lag eine weitere Entschuldigung auf der Zunge.

Dann brach Kenji in lautes Gelächter aus und mir war danach ihm noch einen Schlag zu verpassen.

"Ich mach doch nur Spaß, Mann. Hättest dein Gesicht sehen müssen."

Meine Mine verfinsterte sich schlagartig und ich hob blitzschnell die Hand zu einem weiteren Angriff, doch da war er bereits vom Bett gesprungen.

"Tsunade war übrigens bei mir! Wir haben über meine Ninjaarbeit geredet, weil ich unbedingt wissen wollte wann ich wieder anfangen kann.", wechselte er schnell das Thema und ich legte die Stirn in Falten.

Wenn du weiterhin so grimmig schaust, bekommst du mehr Falten als ich sie jetzt habe, hörte ich Kayas Stimme in meinem Hinterkopf tadeln und unterdrückte mir ein leises Kichern.

"Du willst also wieder anfangen?", fragte ich zögernd und schirmte mir den Mund mit der Hand ab. Ich war skeptisch über seinen Wunsch, aber ihn davon abhalten konnte ich nicht. Wenn Kenji sich etwas in den Kopf setzte, hielt ihn nichts davon ab sein Ziel zu erreichen.

"Auf jeden Fall! Natürlich kann ich nicht sofort anfangen...", murmelte er niedergeschlagen und zupfte sich einen unsichtbaren Fussel von der Kleidung, um meinem Blick auszuweichen.

"Aber die Ärzten meinten, dass ich zur gleichen Zeit wie Kaya entlassen werde und dann wird sie mich auch ausbilden!", teilte er mir feierlich mit und breitete mir strahlendem Gesicht die Arme aus.

Ihm Kaya als Meisterin zu geben, war eine weiße Entscheidung gewesen. Kenji musste lernen Jutsus mit seinen fehlenden Fingern zu machen und mir fiel niemand besseres für den Job ein wie meine eigene Lehrerin. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Kenjis Begeisterung war äußerst ansteckend.

"Das freut mich wirklich sehr.", erwiderte ich und meinte es auch so. Das Dasein als Shinobi war sein größter Traum überhaupt, obwohl er nun auch die Schattenseiten unserer Arbeit gesehen hatte.

Ich stieß ein Seufzen aus.

"Ich muss dir was sagen."

Er merkte an meinem Ton, dass etwas nicht stimmte und er kletterte zurück uns Bett. Die Augen groß vor Sorge, doch er schwieg ausnahmsweise.

"Ich muss vielleicht wieder weg demnächst. Diesmal für eine längere Zeit und ich weiß nicht so genau wann ich wieder zurück komme.", gestand ich und wählte meine Worte mit Bedacht. Ihm jetzt schon von Tenjin zu erzählen war noch zu riskant und ich wollte ihm nicht zu viel aufbürden.

Tiefes Rot (Naruto Shippuden x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt