Der Arzt erlaubte mir gleich am nächsten Tag nach Hause zu gehen, aber ich musste eine Zeit lang eine Pause von den Missionen nehmen, was mir ehrlich gesagt im Moment nur recht war. Es lag nicht daran, dass ich mich auf irgendeine Weise krank oder schwach fühlte, ich wollte einfach mal etwas mehr Zeit mit Kenji verbringen, den ich in letzter Zeit noch weniger gesehen hatte als sonst.
Es war schlichtweg nahezu hinreißend wie viel Mühe er sich im Haushalt gab und immer wenn ich versuchte selber etwas zu machen, scheuchte er mich zurück in mein Bett oder auf die Couch.
"Ich kaufe uns schnell was zu essen! Rühr dich nicht vom Fleck!", rief er mir zu und hastete dabei zur Tür.
"Nein, ich kann uns auch etwas koch- und weg ist er."
Seufzend lehnt ich mich auf der Couch zurück und überlegte was ich machen konnte, um diese Langeweile loszuwerden. Sich zu entspannen und zur Abwechslung nichts zu machen war am Anfang schön gewesen, aber jetzt wurde es langsam lästig. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich stand ächzend auf.
"Kenji, hast etwa das Geld vergessen?", fragte ich laut damit er mich durch die Tür hören konnte. Als ich sie öffnete, stellte ich überrascht fest, dass es nicht mein Bruder sondern Shikamaru war.
"Störe ich?", fragte er und ich machte ihm kopfschüttelnd Platz, damit er eintreten konnte.
"Nein, komm doch rein. Tut mir leid, aber ich habe total vergessen, dass du mich heute nochmal sehen wolltest."
Als Antwort machte er nur eine abwinkende Geste und ich führte ihn ins Wohnzimmer.
"Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?"
"Wasser reicht."
Mit einem Glas Wasser setzte ich mich ihm gegenüber auf die Couch und faltete die Hände in meinen Schoß. Es war schon ein wenig ungewohnt ihn in meiner Wohnung zu sehen, vor allem weil wir nie wirklich etwas miteinander zu tun gehabt haben in der Vergangenheit.
"Ich bleibe nicht lange. Ich habe nur noch sehr wenige Fragen an dich und die beziehen sich auch mehr auf den Angriff während eurer Mission. Die anderen habe ich bereits befragt, aber du kennst es ja. Ich muss mit allen Mitgliedern reden."
Daraufhin nickte ich nur verständnisvoll. Solche Ermittlungen konnten sehr aufwendig sein, aber meistens auch sinnlos wie diese hier zum Beispiel. Wir hatten nicht mal den Hauch einer Ahnung wer diese Bande überhaupt war, die uns angegriffen hatte und ob sie es auf die Schriftrolle abgesehen hatten war auch unklar.
Shikamaru stellte mir die mir vertrauten Standardfragen wie z.B. wie die Angreifer aussahen, ob sie ihre Namen genannt haben, ob es vielleicht feindliche Shinobi waren etc. Nach einiger Zeit kam Kenji nach Hause mit einer Tüte voller dampfenden Ramen.
"Bin wieder-", er brach mitten im Satz ab, als sich sein Blick auf Shikamaru richtete. Dieser sah es wohl als eine Art Signal an zu gehen, denn er stand vom Sessel auf.
"Gut, dann lasse ich euch in Ruhe essen.", sagte er und ich begleitete ihn bis zur Tür.
"Morgen früh sollst du übrigens zu Tsunade ins Büro gehen. Sie will auch noch mit dir reden."
Mit den Worten verabschiedete er sich und ich fing an mit Kenji zu essen.
"Wer war der Typ?.", fragte er mit vollem Mund und beäugte mich mit zusammengekniffenen Augen.
"Nur ein Kollege.", antwortete ich knapp und wunderte mich darüber wieso Kenji auf einmal so misstrauisch war.
"Will der etwa was von dir oder wieso war er da?", kam es aus ihm wie aus der Pistole geschossen und ich verschluckte mich komplett verdattert an den Nudeln. Verzweifelt rangte ich nach Luft und klopfte mir auf die Brust.
"N-nein! Er hat mir nur Fragen zu meiner letzten Mission gestellt!", rief ich empört und trank hastig einen Schluck Wasser. Anscheinend hatte Kenji daran gar nicht gedacht, denn seine Augen wurden jetzt groß.
"Oh...ja, das macht mehr Sinn."
Lachend warf ich eine Serviette nach ihm und fragte ihn nach seiner Arbeit als Genin. Das lenkte ihn sofort ab und er hielt mir praktisch einen kompletten Aufsatz darüber wie toll es war und wie viel Spaß er hatte.
"Irgendwann werde ich Hokage werden!", verkündete er gegen Ende stolz und grinste dabei von einem Ohr zum anderen. Ich hob erstaunt die Augenbrauen. Es war das erste Mal, dass ich sowas von ihm hörte.
"Wieso das denn?", fragte ich neugierig und stützte mein Kinn an meiner Hand ab.
"Damit ich dich und das Dorf beschützen kann und dann wirst du nicht mehr verletzt.", antwortete er und mir schmolz regelrecht das Herz. Kenji war wirklich ein einzigartiger Bursche und für einen Moment wurde ich traurig, weil er den Weg des Ninja gewählt hatte. Es war ein gefährlicher und schwieriger Weg voller Verluste und Blutvergießen, aber was konnte man da machen? Es ihm verbieten und seinen Traum zerstören?
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf damit ich Tsunade nicht allzu lange warten ließ. Kenji war nicht mehr da, sondern mit seinem Team unterwegs, um zu trainieren. Bei dem kleinen Zettel, den er mir auf dem Esstisch liegen gelassen hatte, musste ich schmunzeln.
Auf dem Weg zum Hauptverwaltungshaus traf ich auf Iruka und er beschloss eine Weile mit mir zu laufen. Wie lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen? Wochen?
"Ich wollte dich eigentlich im Krankenhaus besuchen, aber als ich dort war, haben sie mir gesagt, dass du bereits entlassen wurdest.", erzählte er mir und kratzte sich nervös lächelnd am Nacken.
"Also hast du auch mitbekommen was passiert ist?", fragte ich nach und er blickte schlagartig besorgt drein.
"Das ganze Dorf war in Aufruhr, aber Naruto hat auch einen großen Teil dazu beigetragen."
Bei der Erwähnung des aufgedrehten Ninjas fing ich an zu lachen. Ich konnte es mir ganz klar vorstellen wie er gut die Hälfte des Dorfes in Panik versetzte. Er tat einfach alles für seine Kameraden. Irukas warme Hand auf meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken und er schenkte mir ein warmes Lächeln.
"Aber sonst geht es dir gut, ja?"
Zugegeben, seine Frage überrumpelte mich. Sie kam so aus dem Nichts und nun fragte ich es mich selber. Ging es mir wirklich gut? Ich besaß vermutlich ein Kekkei Genkai von dessen Existenz ich bis vor kurzem nicht einmal gewusst hatte und ich wäre im Einsatz fast an Blutverlust gestorben.
"Oh, Iruka..."
Bei meinem niedergeschlagenen Ton blieb er abrupt stehen und nahm mich in den Arm. Dankbar erwiderte ich die Umarmung, aber wir konnten nicht lange so bleiben. Wir standen nämlich mitten auf der Straße und ich wollte mich nicht verspäten bei meinem Treffen mit Tsunade. Es war zwar nur ein sehr kurzer Moment gewesen, aber sogar das reichte, um mich besser fühlen zu lassen.
"Danke. Das habe ich wirklich gebraucht.", sagte ich und wir liefen weiter. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen.
"Du kannst immer zu mir wenn es dir nicht gut geht."
Den restlichen Weg führten wir lockeren Smalltalk und es war erschreckend wie schnell die Zeit dabei verging.
"So, ich muss wieder zurück in die Schule.", sagte Iruka letztendlich und verabschiedete sich von mir indem er meine Hände kurz drückte.
Mal schauen wie es jetzt weiter ging.
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Tiefes Rot (Naruto Shippuden x Reader)
FanfikceDu bist eine Kunoichi aus Konoha und als du eines Tages auf eine Mission mit deinem Team gehst und dein Kekkei Genkai versehentlich freisetzt, merkst du schnell, dass du doch keine normale Jonin bist wie alle anderen. Ungewollte Augen richten sich a...