Kapitel 53 - Wie einst

170 4 1
                                    

Die Schriftrolle war versiegelt in einer federleichten Holzkiste und befand sich in meinem Beutel. Nur Kakashi und ich kannten das Jutsu mit dem man den Siegel brach. Gestern Abend waren wir noch einmal mit meinem Team die Einzelheiten der Mission durchgegangen und ich lächelte in mich hinein.

Das erinnerte mich zu sehr an die alten Zeiten. Die frühen Sonnenstrahlen färbten das gesamte Dorf Orange und ich schirmte mit der Hand meine Augen ab. Itachi trug den großen Hut, den wir ihm anfangs zur Tarnung gegeben hatten.

Mir war klar, dass er sich immer noch nicht ganz so wohl fühlte wenn ihn die Leute sofort erkannten und wer konnte es ihm verübeln? Wir kamen ungefähr zur selben Zeit am Tor an wie Sai und ich schenkte ihm mein breitestes Grinsen.

"Na? Freust du dich schon?", fragte ich erwartungsvoll und er setzte sein gekünsteltes Lächeln auf.

"Ich habe gelesen, dass es manchmal besser ist nicht die Wahrheit zu sagen, um die Gefühle anderer nicht zu verletzen. Ja, ich freue mich sehr darauf.", antwortete er mit einer zuckersüßen Stimme.

Meine Mundwinkel zeigten schlagartig nach unten und Itachis Schultern zitterten, während er sich das Lachen verkniff.

"Sai, Schätzchen, wenn du vorher sagst, dass du lügst, bringt es dir auch nichts zu lügen.", sagte ich zu ihm und er legte den Kopf schief.

"Ich wollte dich nur darüber informieren, dass ich besser geworden bin in sozialen Situationen."

"Und ich bin sehr stolz auf dich."

Für eine Sekunde hellten sich seine Augen auf. Also wirklich und gar nicht gekünstelt. Er freute sich tatsächlich über mein Lob und ich legte ihm die Hand auf die Schulter.

Von weitem spürte ich wie sich Hiko näherte und ich zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Ihr Haus lag nämlich nicht in der Richtung aus der sie kam.

Ihr feuerroter Haarschopf tauchte um eine Hausecke auf und sie riss den Mund zu einem Gähnen auf. Die Tatsache, dass sie immer auf den letzten Drücker kam würde sich wohl nie ändern.

Müde rieb sie sich die Augen und streckte ächzend den Rücken durch.

"Ich dachte echt, dass wir das hinter uns haben.", murmelte sie grimmig.

"Aber es ist schon toll oder? Wie damals.", erwiderte ich und versuchte dabei ihre Laune etwas zu bessern.

Allem Anschein nach tat ich jedoch das genaue Gegenteil, denn ich fühlte wie sich ihre Lage stark zum negativen wendete. Scheiße. Natürlich war es nicht wie damals, weil Akano nicht hier war.

"Wir sollten los.", lenkte Itachi unsere Aufmerksamkeit auf sich und ich nickte.

Bevor wir los liefen, warf ich Hiko noch einen besorgten Blick zu, doch ihr Gesicht war eine eiserne Maske. Sie ließ sich rein gar nichts anmerken von dem Sturm, der in ihrem Innern tobte.

"Wie sieht der Plan eigentlich aus?", brach Itachi erneut das Schweigen und sah abwechselnd zu Hiko und mir rüber.

Wir zuckten nur mit den Schultern.

"Wir gehen nach Suna-Gakure, geben den Vertrag ab und verziehen uns wieder.", erklärte Hiko.

"Abends suchen wir uns dann immer eine Unterkunft.", fügte ich noch hinzu.

Sai und Itachi wechselten unschlüssige Blicke, als wüssten sie nicht was sie darauf antworten sollten. Ich verschrenkte die Arme vor die Brust und hob eine Augenbraue.

"Spuckt's aus.", sagte ich in einem scharfen Ton, der keine Widerrede duldete.

"Der Vertrag hat eine gewisse Dringlichkeit und wir sollten uns deshalb vielleicht beeilen.", erwiderte Itachi vorsichtig und ich schüttelte den Kopf.

Tiefes Rot (Naruto Shippuden x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt