Schutzengel

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Ich hätte jeden erwartet, aber nie im Leben ihn. Wieso will der Bruder von meinem Freund mit mir reden?! Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus, während ich Jason nicht aus den Augen lasse. Langsam setzt er sich auf den Platz gegenüber von mir und winkt den Kellner ran.

,,Ein Bier." der Kellner nickt und verschwindet hinter einer Tür. Sprachlos schaue ich Jason an und versuche zu verstehen, warum er hier sitzt.

,,Mund zu, sonst fliegt ne Fliege rein." sagt er und grinst mich an. Ich fasse mich wieder und starre ihn kalt an.

,,Also. Was soll das alles?" Frage ich und verschränke die Arme vor der Brust.

,,Was meinst du genau?" Fragt er scheinheilig und zieht die Jacke aus.

,,Die Anrufe, die Nachrichten davor. Das Treffen nicht zu vergessen." zähle ich auf und lehne mich zurück.

,,Wenn wir schon bei meinen guten Taten sind...Du vergisst die tröstende Umarmung, die ich dir gegeben hatte, als mein Bruder sich mal wieder daneben benommen hat." Fragend schaue ich ihn an.

,,Auf der Party." ich reiße dir Augen auf und starre ihn an.

,,Das warst du?!"

,,Jap." ich öffne den Mund, um etwas zusagen, doch mir fällt beim besten Willen nicht ein, was ich darauf antworten soll. Jason's Bier wird vor ihn hingestellt und er trinkt einen großen Schluck.

,,Also. Warum stalkst du mich?" Frage ich, als ich wieder den Mut zum Sprechen gefunden habe.

,,Ich stalke dich doch nicht Liebes. Ich bin sozusagen dein Schutzengel." er lächelt verführerisch und kratzt sich über seine Bartstoppeln.

,,Schutzengel." Sage ich skeptisch und kann mir ein lächeln nicht verkneifen. Lächerlich.

,,Jap. Ich versuche dich zu warnen. Dir die Augen zu öffnen. Und zu verhindern, dass dein kleines naives Herz in zehntausend Teile zerbricht." sagt er und lehnt sich vor, so dass er mir direkt in sie Augen schaut.

,,Wieso sollte mein Herz zerbrechen?" Frage ich lachend und lehne mich ebenfalls vor. Er soll sehen, dass wir auf einer Ebene sind und ,dass ich keine Angst vor ihn habe.

,,Alles zu seiner Zeit. Ich erzähle dir eine kleine Geschichte, ja? Also, sie fängt an, vor ein paar Jahren. Es gab da ein Mädchen. Sie war rein und wunderschön. Allerdings hatte sie auch ein zickige und gleichzeitig wilde Seite an sich, ich schwöre bei Gott, ich habe noch nie so ein Mädchen getroffen. Wir verbrachten die Tage damit die Welt zu entdecken und die Nächte damit uns in den Lacken zu wälzen. Ernsthaft, der Sex war das beste überhaupt. Sie hat alles getan was ich wollte... Gott, war dieser Sex gut. Du musst wissen, ich war früher anders als ich jetzt bin. Ich war noch unvernünftiger und dieser Typ, der ein Weib nach dem anderen flachgelegt. Na gut, vielleicht ist der Unterschied zu jetzt doch nicht so groß. Was ich damit sagen will, wir waren jung, leidenschaftlich und sie war das einzige Mädchen, welches ich jemals geliebt habe. Aber so wie es alle guten Liebesgeschichten tun, endete diese irgendwann. Sie ist abgestürzt, Alkohol, Drogen, fremdgehen... das volle Programm eben. Und irgendwann ist sie einfach gegangen. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist oder wie es ihr geht. Sie ist einfach gegangen. Und obwohl ich weiß, dass es teils meine Schuld war, dass ich sie an das Nachtleben verloren habe, kann ich nicht fassen, dass das alles wirklich passiert ist. Sie ging und brach mir das Herz. Seit dem habe ich nie wieder jemanden so geliebt, wie ich sie geliebt habe. Sie war meine Prinzessin. Und von einer Nacht auf die Andere ist sie abgehauen. Sie hat den nächsten Bus genommen und ist verschwunden. Ich hab sie überall gesucht, bin zu ihr nach Hause gefahren, habe ihre Freundinnen beobachtet um zu sehen ob sie wissen wo sie ist. Gar nichts. Sie war einfach weg." Gespannt lausche ich seiner Geschichte.

,,Das tut mir leid Jason." Sage ich und berühre leicht seine Hand.

,,Brauch es nicht, ich bin drüber hinweg." Sagt er und zieht schnell die Hand weg.

,,Aber um aufs eigentliche Thema zurück zukommen: Ich weiß, wie es ist, wenn einem das Herz gebrochen wird. Es ist so ein Gefühl, als ob alles um einen zusammenbricht. Ich mag dich zwar nicht besonders, aber ich denke nicht, dass du noch länger belogen werden solltest um dann so zu enden wie ich. Und bevor du fragst, du darfst deinen ach so tollen Freund fragen warum ich dich nicht leiden kann." Ich ziehe die Augenbraue zusammen und schaue ihn an. Ich bin verwirrt.

,,Worauf willst du hinaus?" Frage ich und spüre, wie Hitzewellen mich von innen durchfahren. Jason grinst und präsentiert mir seinen Arm.

,,Siehst du die Würfel?" Er deutet auf ein Tattoo auf seinem Oberarm und fährt einen Kreis um die Stelle. Ich nicke.

,,Es ist ein Symbol für das Glücksspiel. Magst du Spiele?" Ich schüttle den Kopf.

,,Nein."

,,Wieso nicht?" Fragt er und zieht seinen Arm wieder weg. Ich zucke die Schultern.

,,Entweder du gewinnst oder verlierst. Zu ungewiss." er lächelt.

,,Aber das ist doch gerade das Schöne, Hanna-lein. Weißt du was auch eine Art Glücksspiel ist? Wetten." ich zucke zusammen. Erinnerungen an den Tag an dem ich Carter und Jason hab reden hören fliegen durch meinen Kopf.

,,Was willst du von mir. Hör auf die ganze Zeit in rätseln zu sprechen!" Zische ich und beiße meine Zähne zusammen.

,,Du willst es also hören?" Ich nicke.
,,Die ganze Wahrheit?" Ich nicke erneut.
,,Egal wie schmerzhaft?" Win drittes mal bewegt sich mein Kopf auf und am, dieses mal allerdings zögerlicher.

,,Na schön, wie du willst." Sagt er und winkt mich ran, so dass seine Lippen fast mein Ihr streifen. Mein Herz rast und mein Magen zieht sich zusammen. Das was er mir jetzt sagen wird, ist das worauf ich die ganze Zeit gewartet habe. Meine Hände fangen an zu zittern und ich knabbere auf meiner Wange rum. Sein Atem stößt an meine Wange und an mein Ohr und je länger er wartet, desto lauter wird das pochen meines eigenen Herzens in meinen Ohren.

,,Du bist eine Wette. Eine Wette, die Carter und ich an dem Tag abgeschlossen haben, an dem ihr ausgewählt wurdet, dieses alberne Stück zu spielen. Er liebt dich nicht. Er verarscht dich nur." Ich höre auf zu atmen. Mein Herz zieht sich zusammen und raubt mir jegliche Luft. Ich spüre, wie meine Augen sich mit tränen füllen und mein Bauch ein taubes Gefühl von sich gibt. Als wären alle Schmetterlinge mit einem mal getötet worden sein.

,,Du lügst." flüstere ich, mehr zu mir selber, als zu ihm.

,,Nein Liebes, ich sage dir nur die Wahrheit."

,,Nein, tust du nicht! Du willst uns nur auseinander bringen, aber weisst du was?! Das schaffst du nicht mit deinen albernen Lügen! Carter liebt mich!" Schrei ich ihn an und stehe auf. Im Laden wird es Still und alle Augenpaare liegen auf mir.

,,Ich lüge nicht." meine Hand schnellt nach vorne und ich verpasse Jason eine Ohrfeige. Sein Kopf wird zur Seite geschleudert, und während er sich wieder zu mir dreht, murmelt er irgendwas von "Mann, die Kleine hat nen ganz schön Harten Schlag."

,,Frag ihn selber." sagt er und fangt an leicht zu grinsen. Tränen fließen meine Wangen runter, während ich mir meine Sachen schnappe und ohne ein weiteres Wort den Laden verlasse und auf die Straße renne. Anfangs laufe ich noch die Straße entlang, aber mit der Zeit beginne ich zu rennen. Tränen fließen in Strömen, ich bin unfähig aufzuhören, zu weinen.
Er lügt!
Er lügt!
Carter liebt mich!
Er lügt!
Stößt es durch meinen Kopf. Ich renne, renne und renne. Und plötzlich falle ich. Ein Schluchzer stößt aus mir heraus und ich lasse meinen Tränen freien lauf. Schluchzend und weinend bleibe ich einfach auf dem Bürgersteig liegen, meinen Kopf unter meinen Armen versteckt. Es ist dunkel und leer auf den Straßen. Lautstark weine ich und drücke meinen Oberkörper fest zusammen, in der Angst, wenn ich loslasse würde mein Herz herausfallen.
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Mich nimmt das gerade voll mit, meine Hände sind mega kalt und ich zitter irgendwie voll :) was voll komisch ist, da ich das selber geschrieben habe 😂
Wir haben so gut wie 200k erreicht, danke 💋💋💋💋💋💋💋💋💋💋
Love you- Claire 💘💘💘

The Bad Boys Girl| wird bearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt