Neue Hanna

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Ich schließe die Haustür auf und betrete das Haus, was ich als mein Zuhause angesehen habe. Ich dachte, dass hier die Leute sind, die ich liebe und die mich lieben. Doch alle schönen Erinnerungen, die ich an das Haus, die Stadt, meine Freunde und generell alles hatte, wurden von der schmerzenden, stechenden Leere gefüllt. Auf dem Weg nach Hause, habe ich die wichtigen Anrufe gemacht, die mir helfen zu entkommen.

,,Hanna?" Ruft meine Mum. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe sie zusammen mit Christian auf der Couch liegen. Er hat einen Arm um ihre Schulter gelegt und die beiden schauen einen Film.

,,Mum. Ich muss dir was sagen." beginne ich mit zittriger Stimme. Die Tränen haben nach einer Weile komplett aufgehört zu fließen. Im Gegensatz zu dem Schmerz, der sich mit jeder vergehenden Minute nur tiefer in mich hineinbohrt.

,,Was ist los?" Fragt sie und man sieht ihr die Besorgnis sofort an. Sie steht auf und kommt auf mich zu.

,,Ich werde für eine längere Zeit zu Dad ziehen. Und bevor du irgendwelche Anstalten machst, mich abzuhalten, ich muss gehen. Und das hat absolut nichts mit dir, oder euch, zu tun. Ich werde das Schuljahr dort zu Ende machen. Dad ist gerade dabei alles zu regeln..." meine Mum guckt mich geschockt an.

,,Es tut mir leid Mum, aber es sind einige Sachen passiert, die es mir unmöglich machen, noch länger hier zu bleiben. Mein Flug geht um 22:00. Kannst du mich vielleicht zum Flughafen bringen?" Frage ich und blicke auf meine Uhr. 20:10. Sie nickt verwirrt und ich ziehe sie in eine feste Umarmung.

,,Es tut mir leid und ich habe dich so lieb, das glaubst du gar nicht." Bevor das hier zu emotional wird, lasse ich sie los und gehe die Treppen hoch in mein Zimmer. Es ist alles noch genau so, wie ich...wir es heute morgen verlassen haben. Schnell schnappe ich mir meinen Koffer auf einem Regal und schmeiße ihn auf mein Bett. Ich darf nicht weiter darüber nach denken. Ich nehme Tops, kurze Hosen, lange Hosen, Pullover, Kleider, Röcke, Schuhe und noch viel mehr in den Koffer. Dazu kommen meine Schminkutensilien, ein wenig Krimskrams und meine ganzen Ersparnisse. Letztendlich ist mein Koffer bis oben hin voll und ich muss mich auf ihn drauf setzten, damit er zu geht. Anschließend sende ich noch eine Sms an meine Freunde, in denen ich sage, dass ich auf Grund einigen Ereignissen für ein halbes Jahr nach Seattle, zu meinem Dad fahre. Ich schnappe mir eine Jacke und gehe samt Koffers wieder nach unten, zu meiner Mum. Sie macht sich gerade fertig und ich höre sie und Christian leise diskutieren. Als ich reinkomme, verstummen die Gespräche sofort. Ich umarme Christian zu Abschied und gehe mit meiner Mutter zu Auto. Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto ruhiger werde ich. Ich rede kein Wort mit meiner Mutter. Ich weiß, dass sie mehr als alles andere auf der Welt erfahren möchte, was los ist, doch sie sagt nichts. Und ich bin ihr dankbar dafür.
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Der Abschied von meiner Mutter ist mir schwerer gefallen, als von allem anderen. Sie hat angefangen zu weinen und ich musste ihr versprechen, sie mindestens einmal in der Woche anzurufen. Mein Vater und Ella haben mich vom Flughafen abgeholt und mich umarmt, als wären wir eine glückliche Familie. Für Carly ist es schon zu spät. Wir sind zu deren Haus gefahren und ich durfte in ruhe auspacken. Auch sie haben nicht gefragt, warum ich jetzt hier bin. Und auch ihnen, bin ich dankbar dafür. Als ich fertig mit auspacken bin, sind die anderen schon schlafen gegangen. Ich habe morgen einen Tag frei, ehe ich auf meine neue Schule gehe. Ich könnte sagen, ich bin aufgeregt, würde mich freuen oder hege sonst irgendwelche Gefühle, für das bevorstehende Ereignis, doch all das wäre gelogen. Ich fühle gar nichts. Ich fühle kein unbehauen, weil ich wieder hier bin, fühle keine Furcht, weil ich Nate wieder sehe, fühle keine Schuld, weil ich meine Freundinnen mit einer Sms verabschiedet habe. Ich fühle absolut gar nichts. Und in dem Moment, als ich in den Spiegel schaue, bemerke ich es. Die Hanna, die ich bis jetzt war, ist nicht mehr da. Ein einziger Gedanke schießt mir durch den Kopf: Tschüss alte Hanna, hello neue Hanna.
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Q: habt ihr was gegen diese "Perversen" stellen? Im nächsten Kapitel würde nämlich wieder eine kommen und falls ihr was dagegen habt, solltet ihr das sagen :) Möglichst viele Antworten wären gut, damit ich mir da ein Bild drüber machen kann <3
Love you💋

The Bad Boys Girl| wird bearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt