Die Sache mit der Vergebung

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Wenn ich mich entscheiden müsste was mich mehr anspricht, die letzten zwei Stunden neben Nate oder ganz langsam zu verbluten, würde ich mich fürs verbluten entscheiden.
Wenn ich jedes mal 1 Euro gekriegt hätte wenn Nate einen dummen Spruch rausgehauen hat, könnte ich mir jetzt ein Flugticket und einen gefälschten Ausweis für meine Abreise und Flucht nach Tijuana leisten. Wo anders kann und will ich momentan eh nicht hin.
Glücklich, dass die Stunden endlich vorbei sind packe ich meine Hefte wieder in die Tasche und stehe von meinem Platz auf. Ohne mich nochmal umzudrehen gehe ich aus dem Klassenraum. Da wir etwas Pause vor den nächsten Stunden haben, beschließe ich mich auf die Suche nach einem Ort zu machen, an dem ich in Ruhe sitzen kann, ohne doof angeguckt zu werden.

,,Hanna, warte mal." ruft mir Nate hinterher, der mir nachgelaufen kommt. Ich beschleunige meine Schritte in der Hoffnung ihm entgehen zu können, erfolglos. Kurzer Hand packt er mich am Arm und hindert mich daran weiter zu laufen.

,,Was willst du?" Stöhne ich genervt und drehe mich leidend zu ihm um.

,,Hast du Lust heute Abend auf eine Party mitzukommen?" Fragt er charmant und fährt sich durchs strubbelige Haar.

,,Klar! Ich gehe natürlich mit Freude mit dir zusammen auf eine Party, als das Mädchen welches sich noch vor Schulbeginn von dir hat flachlegen lassen! Super Idee!" Sage ich ironisch und verdrehe die Augen.

,,Gut, dann ist das ein Ja. Ich hol dich um 19:00 ab." sagt er, als hätte er die Ironie überhört, dreht sich um und verschwindet im Gang ohne mir die Chance zu lassen etwas dagegen einzuwenden. Er spinnt, wenn er glaubt, ich würde mit ihm auf eine Party gehen. Für was hält der mich denn bitte?
Okay, ich muss zugeben, es war vielleicht nicht ganz so schlau von mir mit ihm ins Bett zu steigen, wahrscheinlich hat er das falsch verstanden. Aber mittlerweile hätte er mein Desinteresse doch deuten müssen, oder nicht?
Seufzend laufe ich weiter, bewusst, dass alle Blicke auf mir ruhen. Wie schnell sich das verbreitet hat...
Ich beschließe eine Treppe runter zu laufen, die zu ein paar Spinden führt und setze mich dann auf die tiefgelegene Fensterbank neben den Spinden. Wie gerne ich jetzt jemanden zum reden hätte. Aber mit wem sollte ich reden? Linn? Wohl eher nicht, nach dem letzten Anruf zweifle ich ernsthaft daran, dass sie noch auf der richtigen Seite stehe. Ich könnte einen der anderen Mädchen anrufen, aber mit denen zu reden würde mir auch nicht viel weiterhelfen. Letztendlich würde mir nur noch meine Mom bleiben, allerdings werde ich ganz sicher nicht mit ihr über das verwirrende Sexualleben ihrer Tochter sprechen.

,,Hey, darf ich mich neben dich setzen?" erklingt eine freundliche Stimme und ich blicke aus meiner Träumerei hoch. Vor mir steht ein schwarzhaariges, sportliches Mädchen und lächelt mich an.

,,Ehm, klar." sage ich unsicher und schiebe meine Tasche zur Seite, damit sich das Mädchen hinsetzen kann.

,,Danke, ich bin übrigens Leah." sagt sie lächelnd und reicht mir ihre Hand hin.

,,Hanna, aber das weißt du sicherlich schon." antworte ich ihr, mit einem gequälten Lächeln auf dem Gesicht.

,,Ja. Aber naja, was soll ich sagen, ich versteh dich. Ich kenne Nate und seinen Charme. Dazu noch das gute Aussehen..." sie zuckt die Schultern und greift nach einem Brot in ihrer Tasche, in das sie anschließend reinbeißt.

,,Ich sag meiner Mom bestimmt 3 mal am Tag, sie soll mir keine Erdnussbutter aufs Brot schmieren, da ich Erdnussbutter nicht mag, denkst du, sie merkt es sich? Allerdings immer noch besser als sich das Essen selber zu schmieren. Außerdem, habe ich so Hubger, ich würde alles essen. Was im Übrigen immer so ist." erklärt sie und beißt noch mal in ihr Brot. Ein leichtes Grinsen bildet sich auf meinen Lippen, während ich Leah dabei zusehe, wie sie ihr Brot ist.

The Bad Boys Girl| wird bearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt