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Ich glaube nicht an die Liebe. An all das romantische Getue und das Geschwafel von Liebe auf den ersten Blick, Schwachsinn. Ich bin mir seit klein auf sicher gewesen, dass Liebe nur das Gefühl von Zuneigung durch eine andere Person sei, welches auf Dauer abhängig macht. Sie macht einen unselbstständig und unkontrollierbar, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass ich nicht vorhatte mich in absehbarere Zeit abhängig zu machen, oder wie andere sagen würden: mich zu verlieben.

Dies wurde mir erneut bei einem Telefonat mit meiner großen Schwester Isobel klar, die schwärmte, wie toll ihr frisch verlobter Gatte Tom doch sei.

,,Ich weiß es ist noch früh, aber ich habe das Gefühl, dass es zwischen uns einfach funkt, weißt du was ich meine Kitty?" Nein, wusste ich nicht.

,,Freut mich, dass du so glücklich bist." Gebe ich nur möglichst fröhlich klingend zurück und klemme mir das Telefon ans Ohr um meinen Tee umzurühren.

,,Das bin ich Kate, das bin ich. Aber genug von mir, wie läuft das Studium? Ich hoffe gut, du weißt ja, wie viel Mum und Dad auf sich genommen haben um dir das alles zu finanzieren." Sagt sie mit scherzendem Unterton, allerdings kenne ich meine Schwester zu gut. Ich weiß genau, dass Izzy diese Aussage einzig und allein als Vorwurf gemeint hat. Unsere Eltern waren nicht die Wohlhabendsten und es war eine Zumutung für die ganze Familie meine Collegegebühren zu zahlen. Meine Eltern sagten die geplante Reise nach Barcelona ab, auf die Izzy sich besonders gefreut hatte, und Mum nahm einen zweiten Job an, weswegen sie abends total kaputt war. Die Schuldgefühle in mir sind groß und es wird nicht grade besser, wenn meine nachtragende Schwester mich bei jeden Telefonat darauf anspricht.

,,Ich weiß Izzy und ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass ich ihnen irgendwann alles zurück zahlen werde, nur dafür muss ich erstmal etwas Geld verdienen. Und das Catering hilft da auch nicht viel. Aber ja, das Studium ist immer noch klasse. Psychologie ist total aufregend und ich bin mir sicher, dass ich später einen sehr guten Job dank des Studiums abkriege und etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen kann." Rechtfertige ich mich und könnte mich sofort schlagen, als ich höre, wie Izzy scharf die Luft einzieht. Jetzt geht's los.

,,Soll das heißen nur weil ich nicht studiert habe ist mein Leben nicht sinnvoll?" Fragte Izzy am anderen Ende der Leitung und ich beiße mir auf die Lippe. Warum musste sie nur auch immer alles in den falschen Hals kriegen?

,,Das habe ich nicht gesagt und du weisst auch, dass ich das nicht so gemeint habe. Hör zu, lass uns nicht streiten und wann anders weiter reden okay? Ich muss noch lernen. Ich freue mich wegen Tom und wünsche euch viel Glück. Bestell Mum und Dad liebe Grüße. Ich hab euch lieb." Rede ich mich hektisch heraus in der Hoffnung, dass Izzy es dabei belassen würde. Das mit dem Lernen war eine Lüge.

,,Man hört sich Kate, ich hab dich auch lieb. Tschüss."

,,Bye." Seufzend lege ich auf, nehme meinen Tee und gehe in mein kleines gemütliches Wohnzimmer, wo ich das Handy auf den Tisch lege und einen Schluck von meinem Tee nehme. Ich schnappe mir eine Wolldecke von der Couch und ziehe das Fenster hoch, so dass ich mich durch den Spalt schwingen kann und auf der Gitterleiter lande, die sich direkt unter dem Fenster befindet. Langsam gehe ich die klappernde Treppe hoch bis ich auf dem Dach des Gebäudes stehe und auf die Stadt heruntergucke. Die kühle Winterluft Manhattans schlägt mir ins Gesicht und sofort fange ich an zu frösteln. Ich stelle den Tee auf die Abgrenzung, lege mir die Decke um den Körper und lehne mich gegen die Mauer. Dies war mit Abstand mein Lieblingsort auf der ganzen Welt. Auch wenn die Umgebung meines kleinen Apartments nicht die schönste war, hatte man doch von genau dieser Stelle eine bomben Aussicht auf den East River und die Manhattan Bridge leuchtet abends einfach wunderschön. Allerdings konnte ich mich nicht wie sonst auch immer entspannen, denn meine Gedanken wanderten ständig zu meiner Familie und sofort kehren die Schuldgefühle zurück. Danke Izzy. Ich wollte nie eine Belastung für meine Familie sein. Wieso konnte ich nicht einfach so sein wie Izzy? Mit dem zufrieden was man hat, ein gemütliches Leben in der kleinen Stadt Issaquah in Washington, mit Mann und Kind. Aber nein, das kam für mich nicht in Frage, viel zu groß ist meine Neugierde auf verschiedene Sachen und viel zu groß ist meine Lust etwas zu erleben. Wie könnte ich es also nur in Betracht ziehen ein langweiliges Leben auf dem Land zu führen?

The Bad Boys Girl| wird bearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt