Du schuldest es mir

10.7K 413 45
                                    

Carter's P.O.V
Es klopft zum dritten mal an der Tür des Motels, während ich einfach weiter auf dem Sessel sitze und den Fernseher anstarre. Sie erzählen gerade irgendwas von einer weiteren Katastrophe, die die Menschheit erschüttert. Pah, die wissen nicht mal im geringsten was erschüttert heißt. All diese Menschen, die denken, es wäre Trauer, wenn ein Haustier stirbt, oder sie eine Krise mit ihren Freunden durchmachen, liegen zu 1000% falsch. Die haben nicht die geringste Ahnung davon, was Trauer und Schmerz ist. Es ist wie eine Lehre, die nur durch eine ganz bestimmte Person gefüllt werden kann. Durch das Lachen dieser Person, durch das Funkeln in den Augen der Person, wenn etwas neues und aufregendes passiert. Durch die perfekten Kurven dieser Person und durch ihre wunderschönen weichen Lippen, die mir das Gefühl geben, angekommen zu sein. Ich trinke den letzten Schluck von dem Dosenbier in meiner Hand und schmeiße die leere Dose zu den anderen.

,,Carter, ich weiß, dass du da bist. Mach auf, damit ich dir in dein verlogenes Gesicht spucken kann." ertönt eine wütende weibliche Stimme und es klopft erneut.

,,Okay, dass mit dem Spucken war ein Scherz...ich versuche mich zurück zu halten okay? Ich möchte nur mit dir reden." Fährt die Stimme fort und es klopft erneut.

,,Ich verspreche es okay? Kein Spucken, ich schwöre hoch und heilig, nur mach die Tür auf, du schuldest mir ein Gespräch." Langsam geht sie mir auf die nerven. Merkt sie denn nicht, dass ich alleine sein will? Der gestrige Tag ist schon schlimm genug verlaufen. Ich bin wieder rein gegangen und habe auf Jason gewartet. Er hat gestanden, mein Leben zerstört zu haben und hatte natürlich nicht das geringste Anzeichen von Reue. Wütend habe ich ein paar Sachen zusammen gekramt und bin in ein Motel gezogen. Ich konnte seine Anwesenheit einfach nicht weiter ertragen. Er hat Glück, dass ich mich zusammen gerissen habe und ihm keine verpasst habe. Auf dem Weg dorthin bin ich noch bei ihr zuhause vorbei gefahren, in der Hoffnung, alles erneut klären zu können und sie um Verzeihung zu bitten. Doch als ich bei ihr angekommen bin, musste ich feststellen, dass sie schon auf dem Weg zum Flughafen ist und in den nächsten Minuten zu ihrem Vater fliegt. Sie ist einfach gegangen. Ohne ein weiteres Wort.
Ich liebe sie so sehr, mein komplettes Herz fällt teil für teil auseinander. Alleine sowas zu denken hört sich schon schmalzig an. Ich hätte niemals gedacht, ich könnte so etwas empfinden, geschweige denn so sein. Ich bin ins Motel gefahren und habe die Minibar geplündert. Doch egal wie viel Alkohol ich trinke, egal wie sehr ich das Zimmer verdunkle und egal wie sehr ich mir versuche einzureden, dass ich darüber hinwegkommen werde, diese Leere hört nicht auf. Ich höre ein klicken an der Tür und kurz darauf steht eine kleine blonde Person vor mir.

,,Oh Gott, es riecht so, als ob hier etwas drin gestorben und vergammelt wäre." sagt sie und hält sich mit zwei Fingern die Nase zu.

,,Geh weg Linn." brumme ich und schnappe mir eine weitere Dose, die ich zischend öffne.

,,Ich denke nicht mal dran. Wir beide haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen mein Lieber." sagt sie und geht zum Fenster. Ruckartig zieht sie die Vorhänge auf und Sonnenlicht strömt ins dunkle Zimmer. Ich kneife die Augen leicht zusammen bei den blendenden Strahlen, die mein Gesicht erreichen. Linn öffnet das Fenster und nimmt die Finger von der Nase.

,,Also Carter, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder, du erzählst mir jetzt bis ins kleinste Detail, warum mir meine beste Freundin mit einer SMS auf wiedersehen gesagt hat, oder dieses Gespräch verläuft in eine unangenehme Richtung. Ich bin zwar klein, aber glaub ja nicht, dass ich es nicht mit dir aufnehmen könnte." Sagt sie bedrohlich und setzt sich auf einen Hocker neben mich. Ich schmunzle leicht und blicke zu ihr hoch. Schmerzhafte Erinnerungen an den Abend im Kino kommen wieder hoch. Erinnerungen von der Zeit, in der ich noch dachte, es wäre alles nur ein Spiel. Ich dachte irgendwann würde sie nachgeben, ich würde sie flachlegen und dann nie wieder sehen. Pah, was war ich nur für ein Idiot.

,,Wie bist du überhaupt hier reingekommen." sage ich mit rauer Stimme und blicke wieder weg.

,,Du glaubst gar nicht, was manche Typen für eine hübsche Frau tun." sagt sie und nimmt mir die Dose aus der Hand.

,,Schieß los." Sagt sie und trinkt einen Schluck.

,,Ich weiß wirklich nicht, warum ich mit dir darüber reden sollte." sage ich und stehe vom Sessel auf. Ich gehe auf das Fenster zu und ziehe die Vorhänge wieder zu.

,,Du schuldest es mir." sagt sie und ich gebe seufzend nach. Ich denke nicht, dass ich Linn auf andere Weise los werde.

,,Wir haben uns gestritten. Sie hat etwas herausgefunden, was sie niemals herausfinden sollte... Ich habe versucht es ihr zu erklären... Sie meinte, dass sie mich hasst und ist verschwunden. Ich hatte noch ein paar Sachen zu klären, bin dann aber sofort zu ihr gefahren. Als ich dann ankam, war sie weg." ich presse die Lippen zusammen während ich erzähle und senke den Blick.

,,Sie ist einfach gegangen. Ich hatte keine Möglichkeit, ihr zu sagen, wie leid es mir tut. Ich hätte ihr noch deutlicher sagen sollen, dass ich sie liebe. Ich weiß nicht einmal genau, wo sie gerade ist." Sage ich und stütze meinen Kopf auf meine Hände.

,,Seattle. Sie ist bei ihrem Dad." Sagt Linn und sieht mich an. Ihr Blick ist weicher als zuvor. Allerdings ist die Wut noch nicht ganz aus ihren Augen verschwunden. Ich blicke zu ihr hoch.

,,Kannst du mir die Adresse geben?" Frage ich vorsichtig. Sie kaut nachdenklich auf ihrer Lippe, ehe sie vorsichtig nickt.

,,Aber nur unter zwei Bedingungen. Nummer eins: du sagst mir, was sie herausgefunden hat. Und Nummer zwei: Bring sie zu mir zurück." Sagt sie und schaut mir eindringlich in die Augen.

,,Versprichst du, dass auch wenn du es weißt, ich die Adresse trotzdem kriege?" Sie nickt.

,,Also gut. Ich hatte mit meinem Bruder Jason eine Wette. Aber vielleicht sollte ich von vorne Anfangen. Hanna und ich sind alte Bekannte. Mehr oder weniger. Wir haben uns einmal getroffen, in ihrer altern Heimat. Allerdings erinnert sie sich nicht mehr daran. Sie war zu der Zeit ziemlich im Stress. Wir haben uns wiedergesehen und ich habe sie gehasst. Einfach weil alles an ihr Erinnerungen an die alte Heimat hervorgerufen hat. Als Jason mitgekriegt hat, dass wir zusammen auf eine Schule gehen, meinte er, es wäre witzig eine Wette zu starten. Die Wette war, dass ich es schaffe, sie ins Bett zu kriegen. Eine ganze Zeit lang habe ich sein Angebot abgelehnt, einfach weil och sie zu sehr gehasst habe. Aber dann bei der Probe... Ich dachte mir: warum nicht? Wir haben herausgefunden, dass sie noch Jungfrau ist...war... Und haben darum gewettet, dass sie dank mir bald keine mehr ist. Es war dumm. Es war einfach eine hirnlose Idee, von zwei ständig konkurrierenden Brüdern. Ich habe Hanna mit der Zeit kennen und Lieben gelernt und als wir miteinander geschlafen haben, war es kein bisschen wegen der Wette. Ich habe Jason vorher oft gesagt, dass ich da keine Lust drauf habe, aber er ist mein großer Bruder und ich wollte ihn beeindrucken. Letztendlich war er es, der alles zerstört hat. Mal wieder." Sage ich und bemerke, wie Linn die Augen zusammen kneift.

,,Du bist so ein Idiot!" Sagt sie und ihre Hand schnellt vor, die lautstark auf meiner Wange landet.

,,Okay, tut mir leid. Das musste sein. Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Hier ist die Adresse." sagt sie und schreibt eine Straße auf einen Zettel.

,,Und wenn du ihr noch einmal weh tust, oder vorhast, so etwas jemals wieder- mit egal wem- abzuziehen, dann werde ich dafür sorgen, dass du mit deinem kleinem Carter nie wieder irgendetwas entjungfern kannst. Hast du verstanden?" Ich nicke und sie schiebt mir die Adresse zu. Sie steht auf, zieht die Vorhänge wieder auf und geht Richtung Tür.

,,Bring sie zurück, wer weiß, in was für Schwierigkeiten sie gerade stecken mag." sagt sie und ein Lächeln umspielt ihre Lippen.

,,Ach und Carter?" Sagt sie und dreht sich ein letztes mal um.

,,Geh duschen, du stinkst." ein grinsen legt sich auf mein Gesicht und kurz darauf, wird die Tür des Motel-Zimmers wieder geschlossen. Ich kann aus Überzeugung sagen, dass ich noch nie in meinem Leben eine Persönlichkeit getroffen habe, die Linn auch nur ähnelt. Ich denke, dass ich sie mag.
----
Q: Wie alt seit ihr? :) ❤️
Feedback ist gerne gesehen 😌💓
Love ya honeys
~Claire 💋

The Bad Boys Girl| wird bearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt