23~ Wohnung

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,,Jetzt hör auf!" sagt sie lachend. Wie er es liebt wenn sie lacht. ,,Was denn? Ich kann nichts dafür, dass du zu inkompetent bist." ihr Blick wird ernst. ,,Inkompetent? Du hast mich in den Pool gestoßen. DU hast MICH gestoßen. Ich bin nicht gefallen!"

Er zuckt mit den Schultern. ,,Du hattest es nicht anders verdient." ,,Ach nein?!" er lehnt sich über den kleinen Tisch und kommt ihr nah. Zu nah.

,,Nachdem du meinen Pulli genommen hast? Nein." sie schaut ihm auf die Lippen. Wahrscheinlich schaut sie viel zu lang, aber er tut gerade nichts anderes. Doch dann räuspert sie sich, als er zu nahe kommt.

,,Naja gut, das verstehe ich. Aber der ist echt weich. Ich brauchte den." er lehnt sich wieder nach hinten. Er kommt ihr immer wieder ein bisschen näher. Schritt für Schritt. Er will sie schließlich nicht verschrecken. ,,Ich weiß, dass er weich ist. Es ist ja auch meiner." sie verbessert ihn sofort. ,,War deiner. War."

Für einen Moment ist es wieder still zwischen den beiden. Sein intensiver Blick macht sie ganz wuschig, weshalb sie schnell das Tablet in die Hand nimmt. ,,Ä-ähm... Wir sollten weiter gucken." viel zu schnell scrollt sie nach unten und klickt dann irgendwas an.

Doch scheinbar war es ganz das Richtige. Die Wohnung ist hell mit vielen Fenstern und hohen Decken. Der Boden ist aus Parkett der beim drüber gehen bestimmt knartscht. Die Wohnung hat ein schönes Bad mit Dusche und Badewanne, eine Einbauküche mit einer Spülmaschine und das Schlafzimmer hat eine Breite Fensterbank zum draufsetzen. Außerdem ist am Wohnzimmer eine Glastür die auf einen großen Balkon führt. Das Wohnzimmer wird durch eine alte undruchsichtbare Glastür vom Schlafzimmer getrennt

Diese Wohnung ist einfach traumhaft. ,,Sieh Mal." sie reicht ihm das Tablet wobei er ihre Hand berührt. Sie zuckt kurz zusammen. ,,Entschuldige." sie lächelt. ,,Schon gut." die Berührung war nicht seine Schuld, sie hätte besser aufpassen müssen.

Einen Moment sieht er sich alles an und schaut sie dann an. ,,Komm, wir fahren hin." ,,Jetzt?" er nickt und tippt die Nummer ein, die angegeben wird. ,,Ja, ich sage Bescheid, dass wir kommen."

Im Auto hat Ryan mit dem Makler telefoniert. Dieser hatte eigentlich keine Zeit, doch als er den Namen von Ryan hört, konnte er uns noch dazwischen schieben.

Sie stehen vor dem alten aber schönen weißen Haus indem sich die tolle Wohnung befindet. ,,Kommen Sie, wir haben nicht viel Zeit." sagt der Makler mit dem unvorteilhaften Haarschnitt.

Die Wohnung sieht in echt noch schöner aus als auf den Bildern. Ryan fragt den Makler alles wichtige, während Yamila über den knartschigen Boden geht, mit ihrem Finger über die helle Holzküche gleitet und sich den Balkon anschaut.

,,Gefällt sie dir?" sie nickt. ,,Und wie! Ich will sie haben." der Makler scheint verwirrt. Noch nie hatte sich jemand so schnell für eine Wohnung entschieden.

Sie klären noch ab, dass er die Papiere fertig stellt und sie sich morgen zur selben Zeit wieder treffen können. Dann kann sie alles unterschrieben und den Schlüssel bekommen.

Yamila hat schon eine genaue Vorstellung wie es hier aussehen soll. Alles nach ihrem Geschmack. Hell, bunt, fröhlich. So, wie sie wieder werden möchte.

Vor dem Haus verabschieden sie sich wieder von Makler. ,,Herzlichen Glückwunsch. Du hast ab morgen deine eigene Wohnung." sie lächelt ihn breit an.

,,Ist das nicht wunderbar?" wie kann man nur so unfassbar süß sein?! Er begreift es nicht. Ihre Augen scheinen seit langem Mal wieder zu strahlen.

,,Ja, ist es." sie legt den Kopf leicht schief. ,,Lass das..." er versteht nicht was sie meint. ,,Sieh mich nicht so an. Du weißt wie ich darauf reagiere." jetzt begreift er. ,,Ich kann nichts dafür."

Um diesen Blick aus seinem Gesicht zu bekommen, wechselt sie das Thema. ,,Willst du mit mir ins Möbelhaus? Ich brauche ein Sofa, ein Tisch, Stühle, Regale, allerlei Kram! Oh Gott, ich muss noch alles packen."

Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen und ihr gesagt, dass er ihr bei allem helfen wird und das schon wird. Sie muss ja nicht gleich morgen schon einziehen, auch wenn sie das wahrscheinlich tun wird.

,,Hast du morgen frei?" sie nickt. Was ein Zufall. ,,Dann komme ich morgen um sieben zu dir. Wir packen alles. Ich bringe einen Umzugswagen mit." ,,Ehrlich?" er nickt selbstverständlich, auch, wenn das eigentlich nicht selbstverständlich ist.

,,Das ist nett, danke. Von meinem Vater werde ich sicher keine Hilfe erwarten können. Vielleicht kann Tim ja beim tragen helfen? Könntest du ihn fragen?" Ryan nickt erneut.

,,Ich Frage ihn nicht. Ich sage es ihm einfach." er lacht, was ihr eine Gänsehaut verpasst. Er lacht viel zu selten. Das steht fest. Auch sie muss über seine Antwort lachen.

,,Okay, dann hätten wir das ja schon Mal geklärt." sie springt einmal freudig in die Höhe und klatscht in die Hände. ,,Ich habe eine Wohnung!"

So quirlig kennt sie sich gar nicht mehr. Dieses Gefühl ist nach diesen vier Jahren dann doch sehr ungewohnt. Er schaut sie wieder so an, wie sie es gar nicht leiden kann. Dich diesmal bemerkt sie es nicht. Sie ist zu aufgeregt.

Doch schon schwindet das Grinsen aus ihrem Gesicht. ,,Oh Gott... Wie soll ich das denn Yannie beibringen?" er reibt sich die Stirn.

,,Vergiss doch Yannie Mal für einen Moment. Sie wird schon klar kommen. Denk einfach an dich und daran, wie wir beide jetzt ein paar Möbel einkaufen gehen."

Sie stimmt ihm zu, doch denkt sie noch daran. Die beiden hatten als Kinder immer davon geträumt zusammen zu ziehen wenn sie Mal groß sind. Natürlich war beiden klar, auch wenn sie zusammen gezogen wären, dass sie nicht für immer so hätten leben können.

Beide haben schließlich vor irgendwann Mal eine Familie zu gründen, auch wenn die Aussicht auf Yamilas Familienplanung derzeit schlecht aussieht. Vor allem, der der Mann den sie liebte oder liebt, darüber ist sie sich noch nicht ganz im klaren, ihr das Herz brach.

Aber wenn sie es sich Recht überlegt, scheint einer Versöhnung eigentlich nichts mehr im Wege zu stehen. Immerhin hat er keine Zoe mehr an seiner Seite und scheint noch starkes Interesse an Yamila zu haben. Außerdem hält er genügend Abstand zu ihr ein und bedrängt sie nicht, sie berühren zu können.

Dieser Mann hatte damals ihr Herz gestohlen und wird es auch immer besitzen. Selbst wenn er sich von ihr abwendet, würde sie es sich aus der Brust reißen und ihm hinterher werfen, rein metaphorisch gesprochen natürlich.

Sie setzt sich in sein Auto und riecht den leichten Duft von Zitrone. Er setzt sich hinters Steuer und fährt sofort los. Schnallt sich nicht Mal an. ,,Du solltest dich anschnallen." dieses Thema hatten sie früher immer schon diskutiert. Er sieht nicht sonderlich den Sinn dahinter.

,,Fang nicht wieder damit an..." beschwert er sich. Beinahe so wie damals. ,,Du könntest sterben bei einem Unfall und der Geschwindigkeit die du fährst. Die Gurte sind nicht ohne Grund da."

Er verdreht die Augen und murmelt etwas. Er hatte gedacht, dass sie es nicht hören wird, doch das hat sie. ,,Doch, es würden dich eine Menge Leute vermissen!" wird sie nun etwas lauter als geplant. Dann räusperte sie sich schnell.

,,Ähm... Tim und dein Vater zum Beispiel..." er weiß genau, dass sie sich damit gemeint hat. Aber sagt er dazu nichts. An einer roten Ampel zieht er den Gurt über sich und lässt es klicken. ,,Besser?" sie nickt. ,,Ja. Es ist grün."

Erneut verdreht er die Augen. ,,Du bist die schlimmste Beifahrerin." mit einem ernsten Blick schaut sie zu ihm rüber. Yannik konnte genau so gucken, wenn er etwas dummes sagte. ,,Ist ja gut, entschuldigung."

Sein schelmisches grinsen würde sie eigentlich dazu verleiten gegen seinen Arm zu schlagen, doch würde sie das psychisch aus den Bahnen werfen. Vielleicht ja aber auch nicht? Einmal hatte er sie ja kurz an der Hand berührt und auch sie hatte ihn berührt, als sie seine Wunde verarztet hat.

Vielleicht könnte sie es ja morgen Mal versuchen? Vielleicht würde er es zulassen einfach da zu stehen und sie machen zu lassen? Vielleicht ist er derjenige, der ihre Mauern einreißen kann.

Love me touchlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt