18~ Internat

643 26 1
                                    

,,Was tust du denn hier?" anstatt ihr eine Antwort zu geben, betritt er einfach den Pausenraum und stellt den Korb auf den Tisch.

Er klappt ihn auf. Dann holt er eine Thermoskanne raus und zwei Dosen. Die Tür fällt mir einem Knall zu. Er öffnet die Dosen. In einer befinden sich ein Haufen Erdbeeren und in der anderen Gebäck.

Die Kekse seiner Mutter. Wie sie die liebt. Einmal hatten Ryan und sie die versucht zu backen. Hinbekommen hat es hinterher schließlich nur Tim.

,,Ich habe dir deinen Lieblingskaffee mitgebracht." sie schaut auf die Thermoskanne. ,,Den aus Tante Danielas Café?" er nickt. Langsam geht sie auf den großen Esstisch zu, der mitten im Raum steht.

Sie steht nah an ihm und er kann ihren rosigen Duft aufnehmen. Er öffnet die Kanne und gießt ihr etwas in eine Kaffeetasse ein. Diese reicht er ihr. Und da ist es, das lächeln welches sie hat, wenn sie sich über solche Kleinigkeiten freut.

Sie umschließt die Tasse mit ihren Händen und lässt sich auf einen Stuhl fallen. ,,Danke..." murmelt sie und riecht an dem besten Kaffee auf der Welt.

Er setzt sich ihr gegenüber, öffnet sein Buch und tri kt sein Kaffee. Sie schaut ihn an. Still. Das einzige was man wahrnehmen kann ist die Uhr an der Wand und ab und an ein knacken der Wände.

Das tat er früher schon immer. Er stand plötzlich vor ihr, erklärte nichts, setzte sich hin und las still ein Buch. Einfach nur, damit sie nicht alleine ist. Und er wusste genau wie schrecklich sie das fand. Denn seine Nähe machte sie ganz kribbelig und sorgte dafür, dass ihr Hirn aussetzte.

Ihre angezogenen Beine sorgen für eine gute Schutzwand. So fühlt es sich jedenfalls an. Eine Schutzwand, die sein Charm, Geruch und sein unbeschreiblich schönes Aussehen ansatzweise abprallen lassen.

Sie liest den Titel seines Buches. ,,Worum geht's?" fragt sie ihn, da sie die Stille nicht aushält. Sie hat eher Angst, dass er ihr Herz schlagen hören könnte.

,,Um die Verwesung des menschlichen Körpers verbunden in ein Thriller." sie nickt verstehend. Dies hätte ihn damals schon immer interessiert. Damals, wollte er auch noch was Sinnvolles wie Pathologie studieren. Aber das war eben damals.

Sie nimmt sich ebenfalls ihr Buch vom Tisch und schlägt es auf. Während er auf das ganze düstere steht, fand sie Fantasy Romane immer ganz toll.

Ein normales Mädchen, nichtsahnend, Außenseiterin, ein niemand, trifft auf ihn. Das pure böse. Er weiß genau wer sie ist, was sie kann. Das verraten ihm ihre Mondförmigen Male die sich auf ihrem ganzen Körper verteilen. Sie verlieben sich, er zeigt ihr, wie sie mit ihren neuen Kräften umgehen kann. Er entdeckt das gute im seiner schwarzen Seele. Doch sein Schicksal ist es, ihr leben zu beenden um an die stärkste Macht zu kommen, die sie in sich trägt. Sie findet heraus, dass er sie nur benutzte, sie töten will. Doch als er das versuchte, scheitert er. Denn seine liebe ist viel größer als sein verlangen nach Macht.

Das ist viel spannender als irgendwelche Krimis. In ihren Augen. ,,Und bei dir? Wieder irgendeine Fee die das böse bekämpft?" sie zieht die Augenbrauen zusammen. Als würde es bei Fantasy nur um das gehen?!

,,Äh, nein! Ein nettes Mädchen verliebt sich hier in einen Kerl, dessen Seele nicht dunkler sein könnte. Jetzt gerade hat sie herausgefunden, dass er sie töten wollte um an ihre macht zu kommen, obwohl er sagte, er würde sie lieben..." als sie das aussprach, merkte sie selbst wie das klang.

,,Also doch eine Fee die gegen das böse kämpft." sie schüttelt den Kopf. ,,Nein, ein Mädchen mit magischen Kräften die sich in das böse verliebte, es änderte. Und dann doch gescheitert ist." beide sehen sich tief in die Augen.

Dieser Moment war wieder so intim, dass ihre Wangen erröten. Sie beißt sich auf die Unterlippe und schaut schnell wieder auf ihr Buch. Da ihr ganz heiß geworden ist, zieht sie die Ärmel ihres Pullovers hoch. Er schaut auf ihre Narben.

Sie selbst hat sich das sicherlich nicht angetan, denn so war sie einfach nicht. ,,Wieso hat man dir das angetan?" sie schaut selbst auf ihre gebräunte Haut, wo sich lange Striche drauf befinden.

Soll sie es ihm sagen? Soll sie ihm sagen, was man ihr an tat? Sie atmet tief durch. ,,Ich war auf diesem Internat. Es war eins, um Mädchen wie mich zu erziehen. Mädchen die sehr großen Mist gebaut haben. Mädchen, die scheinbar kein Respekt vor Autoritätspersonen haben. Die Frauen und Männer die dort arbeiteten, bemerkten, dass man mich Männer nicht berühren können. Dies war ein Problem. Dieses Problem musste behandelt werden. Also wurde ich drei Mal die Woche in einen Raum gesteckt, wo sich 12-15 Kerle befanden. Sie sollten mich anfassen, damit ich dieses Problem los werde. Wenn ich zusammen gebrochen bin, wurde ich bestraft. Sie schlugen mich, denn nur durch Schmerz und Bestrafung lernte man." sie hat die ganze Zeit als sie das erzählte ihn nicht angeschaut.

Er sollte nicht sehen wie sehr sie das alles was ihr geschehen ist bedrückt. Wie fertig sie das macht. Er schaut sie eindringlich an. Ihre Körperhaltung hat sich verändert. Sie ist kleiner geworden. Schwach. So kennt er sie nicht.

,,Wieso bist du nicht gegangen?" fragt er und lehnt sich mit den Armen auf dem Tisch ab. Sie schaut ihn kurz an, dann wieder weg. Ihre Augen kalt und trostlos.

,,Ich habe es versucht. Ich bin zwei Mal abgehauen, doch keine halbe Stunde vom Internat entfernt haben sie mich wieder eingefangen und ich wurde erneut bestraft. Dann habe ich meinen Vater angerufen und ihn gebeten mich da raus zu holen, weil sie mir weh tun. Er sagte, das ich Lügen würde und alles zu meinem besten wäre. Dann legte er auf. Und ich wurde wieder bestraft. Meine Arme sind nur das kleinste übel."

Er wird wütend, dass kann sie sehen. Seine Muskulatur ist stark angespannt. ,,Wo noch?" sie steht auf und zieht sich den Pulli aus. Dann dreht sie sich um. Mit dem Rücken zu ihm, hebt die das Shirt was sie darunter trägt hoch. Der ganze Rücken ist übersät von Narben. Als hätte man sie ausgepeitscht.

Er steht auf und geht auf sie zu. Dann spürt sie ihn dicht an sich. Sie spürt die Wärme seiner Hand, welche er knapp über ihren Rücken hält, ohne sie zu berühren. ,,Scheiße, Yam..." sie dreht sich wieder zu ihm um. ,,Womit?" ,,Sowas wie eine Rute oder so."

Er versteht nicht, wieso es solche Art Einrichtung noch gibt. Sowas sollte es nicht mehr geben. Doch die meisten Eltern die ihre Kinder dort hin schicken wissen nichts davon oder es ist ihnen schlicht weg egal. Genau so wie Yamilas Vater. Es ist ihm ganz egal. Er wusste es auch nicht.

,,Und das nur, weil du mit deinem Lehrer geschlafen hast?" sie blickte ihn intensiv an. ,,Das war nicht ich. Ich nahm die Schuld nur auf mich. Praktisch wenn man ein Zwilling hat."

Love me touchlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt