48~ Yannie

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Es ist Freitag. Das bedeutet normalerweise für mich, dass ich mich auf irgendeine Party mit Logan befinde. Doch jetzt kann ich das mit Logan nicht. Nicht mehr. Er hatte meine Schwester vergewaltigt und das einzige was ich tat, war, mich Mal wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Aber wie könnte ich denn auch nicht? Immerhin lebte ich mit einen Vergewaltiger, nicht sie. Klar ist das was sie erlebt hatte traumatisch und einfach nur blöd, aber sie hatte nur ein Mal so ein Erlebnis. Ich habe mit ihm geschlafen, mit ihm gegessen, war mit ihm im Urlaub.

Und zu allem Überfluss hatte ich Dad zu Hause, der nur am schimpfen über Yamila war. Gut, dass ich eigentlich Schuld bin weiß er nicht, aber dennoch musste ich mir sein gejammer anhören.

Ich muss zugeben, dass ich damals wirklich falsch reagiert hatte. Aber als alle dachten, dass Yamila mit meinem Mathematiklehrer schlief, sagte ich nichts. Ich dachte mir, dass ich aus der Nummer fein raus war. Ich ging davon aus, dass Ziggy gefeuert werden würde und Yamila einfach die Schule wechseln müsste.

Ich hatte ja nicht ahnen können, dass Dad sie gleich auf so ein Nonneninternat schicken würde. Gut, denken hätte ich mir das schon können, denn ich war immer der Liebling unserer Eltern. Immer schon.

Yamila und Yannik waren zwei Rebellen. Laut, aufbrausend, verrückt. Sie passten nicht in unser Leben und die Gesellschaft. Sie waren immer zu zweit und gaben sich nicht Mal Mühe ein Teil der High Society zu werden.

Lieber gingen sie abends aus, kamen irgendwann am Morgen wieder und schliefen dann bis halb in den Tag. Anschließend half Yamila Yannik beim anfertigen seiner Unterlagen für das College und er sorgte dafür, dass sie den ganzen Tag sang.

Ich lauschte immer gerne vor der Tür, wenn sie ihre Übungen machte. Sie hat eine so unglaubliche Stimme. Als wir noch klein waren, hat sie mir immer etwas vorgesungen. Wir bauten auf dem Balkon eine Bude aus Decken und Kissen, Yannik kam dazu und wir hörten Yamila beim Singen zu.

Doch je älter wir wurden, desto mehr lebten wir uns auseinander. Sie war, wie gesagt damit beschäftigt mit Yannik und seinen Freunden anzuhängen und ich damit, dass ich Mommy und Daddy gerecht wurde.

Ich mochte, nein mag mein Leben. Ich werde Anwältin, Daddy und Mommy lieben mich so sehr, dass ich immer alles bekam was ich wollte und ich muss mich nicht sonderlich anstrengen.

Mein Leben bestand also aus Party und ab und an Mal für eine Prüfung büffeln. Aber vielleicht sollte ich mich ja doch Mal bei Yamila melden. Immerhin ist sie meine Schwester und, anders als ich, hat sie ja nur noch mich.

Ich ziehe also mein Handy aus der Hosentasche und wähle ihre Nummer. Nach einigen Sekunden hebt sie dann auch ab. ,,Hallo." kommt es nur trocken von ihr.

,,Hallo Yamila. Wollen wir uns nicht wieder vertragen?" ich spiele mit einer meiner Haarsträhnen und warte auf ihre Antwort, die meistens ein Ja ist. ,,Hast du eingesehen, dass du hier nicht das Ofper bist?"

,,Ich verstehe dein Problem zwar immer noch nic..." beginne ich und werfe sofort unterbrochen. ,,Gut, dann brauchen wir gar nicht weiter reden." Ich verdrehe die Augen. ,,Yamila bitte! Ich will nicht länger streiten. Wir sind doch Schwestern..."

,,Und genau deswegen bin ich wütend. Wir sind Schwestern. Ich gebe mein Leben auf, damit du deins unbeschwert weiter leben kannst. Damit du keine Probleme hast und schön Daddys Mädchen bleiben kannst. Und dann erzähle ich dir vom schlimmsten Tag meines Lebens und du beziehst wieder alles auf dich? Du denkst du hattest es schlimmer als ich, aber so ist es nicht! Also bitte verzeih mir, wenn ich derzeit keine Lust habe mich mit dir zu unterhalten." und schon hat sie aufgelegt.

Genervt schmeiße ich mein Handy auf mein Bett und widme mich wieder meinem Make-up. Heute soll eine Party statt finden und ich muss da einfach hin. Meine beste Freundin Cassy kommt mich schon in einer halben Stunde abholen.

Love me touchlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt