Nachdem Ryan und Yamila gestern noch Stunde im Möbelhaus verbracht haben und auch einiges besorgt hatten, hat er sie wieder zu ihrem Auto gebracht. Anschließend fuhr sie nach Hause und sitzt jetzt vor einer weinenden Yannie.
,,Ich verstehe das nicht? Liegt es an mir?" Yamila macht große Augen. ,,Gott nein, Bambi. Es liegt alles andere an dir. Du bist der Grund, warum ich es so lange hier ausgehalten habe. Aber die Situation mit Dad und mir strengt unglaublich an. Außerdem will ich auf eigenen Beinen stehen und nicht von ihm abhängig sein. Er will mich sowieso nicht hier haben. Ich habe heute alles nötige besorgt. Morgen kommt Ryan her und hilft mir alles aus dem Schlafzimmer in die neue Wohnung zu bringen. Wenn du willst, kannst du nach der Uni ja nachkommen..."
Sie wischt sich die Wangen trocken. Doch dann beginnt sie schon wieder zu weinen. ,,Du kannst mich nicht alleine lassen! Was mache ich denn ohne dich? Wer hilft mir?" Yamila legt ihre Hand an den Arm ihrer Schwester. ,,Du kannst mich immer anrufen oder mir schreiben. Dann komme ich sofort vorbei. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt. Ich wohne 15 Minuten von hier. Das ist nicht weit."
Eigentlich sollte Yamila sich jetzt darüber aufregen, dass Yannie wieder einmal nur an sich denkt. Aber ist es ihr wieder Mal nicht aufgefallen. Und die Worte die Ryan zu Yannie sagte, scheinen beinahe wie nie ausgesprochen.
Nachdem Yannie sich beruhigt hatte, und leider Gottes Logan zu sich eingeladen hat der schon neben Yannie steht und sie tröstet, hat sich Yamila abgekapselt und in ihr Zimmer begeben.
Tim betritt das Wohnzimmer von Ryan und setzt sich neben ihn. Er drückt ihm ein Bier in die Hand. ,,Was macht Dad eigentlich gerade?" fragt er etwas besorgt. Einen alten Mann mit hochgradiger Demenz sollte man wirklich nicht alleine lassen.
,,Die Pflegerin ist da. Ich habe mich mit so einer Frau unterhalten. Naja, die hat mich eher angesprochen, weil sie Dad ab und an verwirrt herumlaufen sehen hat. Sie sagte, dass sie damals ihren Mann in eine Tagespflegeeinrichtung geschickt hat. Und für den Rest des Tages und die Nacht über, war immer eine Pflegerin aus Polen da. Die sind gut und günstig und brauchen die Arbeit."
Ryan nickt und kann sich schon vorstellen, was Tim damit sagen will. ,,Was meinst du dazu? Ich finde, dass das doch ganz gut klingt und für Dad ebenfalls eine gute Sache wäre, oder?" wäre es das? Er weiß es nicht. Ryan kennt Lou nicht so gut wie Tim. Das war noch nie so.
Sie verstanden sich immer gut, aber dennoch war er nicht so mit ihm verbunden wie Tim es war. Das hatte ihn aber nie gestört. Er war ja auch, damals jedenfalls, ganz anders und auch um einiges älter. Ganze acht Jahre älter. Also nickt er wieder.
,,Klar, wenn du sagst, dass das gut ist und Dad damit klar kommen würde, dann können wir das gerne so einführen. Das entlastet dich um einiges und wir müssen nicht immer angst haben, dass er mal wieder abgehauen ist. Ich kann ja mal Yamila fragen, wo sie damals Omama hingeschickt haben."
Tim zieht eine Augenbraue hoch. ,,Yamila, ja?" ,,Ja, die hatten Omama doch auch in so eine Tagesstätte getan, oder nicht? Ich meine jedenfalls, dass es so war." Tim lehnt sich zurück und schaut ihn prüfend an. ,,Verbringt ihr wieder mehr Zeit miteinander?"
,,Mh, ja. Heute waren wir erst zusammen." erwähnt er, als hätte er vom Mittagessen erzählt. ,,Ach, bevor ich es vergesse. Morgen kommst du und hilfst ihr beim Umzug." und auch das erwähnt er ganz beiläufig. ,,Umzug? Wer zieht um? Yamila?" ,,Jup." Ryan schaut gespannt auf das Footballspiel und nimmt dabei ein großen schluck von seinem Bier.
,,Wieso zieht sie denn um?" fragt er, bekommt jedoch keine Antwort. Also stößt er seinen großen Bruder am Arm. ,,Was ist?" ,,Wieso zieht sie denn um? Wohin? Weg von hier? Will sie wieder nach Afrika?" Ryan lacht. ,,Gott nein, entspann dich mal. Nur weg von ihrem Vater. Er sagte ihr, dass sie nicht mehr zur Familie gehöre und da hat sie den Entschluss gefasst, auszuziehen."
Tim lehnt sich wieder erleichtert nach hinten. ,,Stehst du etwa auf sie?" fragt Ryan mit einem gewissen Unterton, der ziemlich bitter über seine Zunge geht. ,,Alter, nein. Sie gehört dir. War schon immer so. Ich wollte es nur nie war haben." ,,Und jetzt?" er will nicht, dass es wieder so wie letztes mal abläuft.
,,Naja, du hast ihr sehr weh getan. Wegen Zoe. Aber ich denke du hast aus deinen Fehlern gelernt und jetzt komme ich damit klar, dass ihr beide mal was am laufen hattet." er lächelt leicht. ,,Okay." einen Moment ist es Still. ,,Hat ihr die Wohnung auf anhieb gefallen?" fragt er neugierig. Diese Eigenschaft hat sich bei ihm nicht geändert. Dieses Bedürfnis, immer alles wissen zu wollen.
,,Und wie, so glücklich habe ich sie seit sie zurück ist nicht gesehen. Ihr Funkeln war wieder da. Aber so schnell es kam, ist es auch schon wieder verschwunden. Es ist, als ob sie sich selbst oder sie etwas davon abhalten würde glücklich zu sein. Ich weiß nicht... Aber sie war ganz aufgeregt, extrem aufgeregt." ,,Schön!" sagt er mit einem lächeln auf den Lippen. Damit ist das Gespräch für heute beendet und beide sehen sich einfach nur das Spiel an.
Das ihr beide mal was am laufen hattet... Und was ist jetzt? Tim darf nicht wissen, dass die beiden sich wieder näher kommen. Niemand sollte das erfahren. Niemand...
Sie hatte schon Kartons gekauft, wo sie alles an Kleidung und so Kram einpacken kann. Ihr Handy vibriert. ,,Ja?" ,,Yam? Stimmt es was ich gehört habe?" sie grinst.
,,Hm, ich weiß nicht. Aber ich denke nicht, dass dein Bruder lügt." sie hört an der anderen Leitung ein lachen. Tief und vertraut. ,,Das ist ja Klasse! Ryan hat mir erzählt wie sehr du aus dem Häuschen warst."
Sie nickt, auch wenn sie weiß, dass er es nicht sehen kann. Sie geht auf ihren Balkon und schaut auf das Haus gegenüber. Er steht am Fenster und winkt ihr. Sie winkt zurück.
Der kühle Abendwind weht ihre Haare nach hinten. Sie atmet tief durch. Sie fühlt sich etwas erleichtert. Als könne sie ein bisschen besser Luft bekommen. Als würde man den Druck auf ihren Hals etwas lockern.
,,Ja, ich war bisschen sehr aufgeregt... Kommst du morgen helfen?" er lacht erneut. ,,Als hätte ich eine Wahl." ,,Stimmt." gibt sie ihm Recht. Ryan hätte ihm sicher eine verpasst, wenn er nein gesagt hätte.
,,Wann soll ich da sein?" sie denkt nach. ,,Mmmmh... Vielleicht könntest du Yannie von der Uni abholen und dann mit ihr kommen? Ich glaube so gegen halb eins ist sie soweit durch." ,,Alles klar. Dann lasse ich dich Mal in Ruhe. Bis morgen Yam." sie lächelt bei dem Spitznamen den er nutzt.
Wieder kommt ein warmes Gefühl der Vertrautheit. So langsam fühlt sie sich angekommen und angenommen. So langsam pendelt sich alles wieder ein. Diese Vertrautheit sorgt dafür, dass sie sich öffnet. Vielleicht aber ja auch den falschen Leuten?
Daran will sie aber nicht denken. Tim und Ryan waren damals ihre engsten Freunde. Sie haben sie meistens unterstützt. Und sie ist beiden sehr dankbar, dass sie es auch jetzt tun. Vielleicht wird Logan auch kommen? Sie hofft nicht. Er mit ihr alleine in einem Raum und sie bringt ihn um. Ganz klar.

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Love me touchless
Romantizm●Wird bearbeitet. Beginn: 15.02.25● Es tutet, immer wieder. Und wieder. Und wieder. Dann kurz bevor sie es aufgeben wollte, geht jemand ans Telefon. ,,Daddy?" sagt sie fröhlich und erleichtert. ,,Ja?" seine Stimme, die mit Hass erfüllt ist, zerreißt...