Yamila sitzt in einem Stuhl mit einem Buch in der Hand. Sie muss in die Nachtschicht einspringen, da ihre Kollegin vom Panda gebissen wurde in jetzt im Krankenhaus sitzt.
Sie hat ihre Kopfhörer in den Ohren und tippt mit dem Finger zur Musik. Sie muss an Anna denken. Die beiden sollten sich Mal auf ein Kaffee treffen. Das wollten die ja sowieso schon tun. Und jetzt, da Yamila ein eigenes Reich hat, könnte sie Anna ja Mal einladen.
Also zückt sie ihr Handy und schreibt Anna gleich Mal an. Hey Anna. Wir wollten uns doch Mal auf ein Kaffee treffen. Wie sieht es denn mit Samstag aus? Ich habe gesehen, dass du das Wochenende ebenfalls frei hast.
Keine zwei Sekunden später kam schon eine Antwort. Samstag klingt toll! Yamila hat ein Lächeln auf den Lippen. Anna und sie verstehen sich sehr gut. Sie könnten gute Freunde werden. Schön, dann Samstag um 12 bei mir. Ich schicke dir meine Adresse.
Yamila hatte den Rest der Woche nichts mehr von Ryan gehört. Einerseits ist das gut, andererseits macht sie sich auch etwas sorgen. Vielleicht hat er Probleme, steckt in Schwierigkeiten oder ist sogar tot! Nein, stopp. Darüber will sie gar nicht erst nachdenken.
Sie öffnet die Haustür des Roten Backsteinhauses und tritt herein. So wie jeden Tag hat sie Kopfhörer in den Ohren und versucht die Welt um sich herum abzuschalten. Sie geht über den knatschenden hellen Boden, hebt schnell noch den Gehstock von Benjamin auf und stellt diesen, so wie immer, neben seine Haustür.
Doch dieses mal steht sie offen. Sperrangelweit. Sie lugt vorsichtig herein, vielleicht ist er ja gefallen und braucht Hilfe. Doch er steht im Wohnzimmer und tanzt mit einer Pflegekraft zu der Musik die aus dem alten braunen Plattenspieler kommt.
Yamila lächelt und schließt leise die Tür. Sie würde ja gerne Hallo sagen, doch hat sie ehrlich keine Zeit dafür. Anna kommt gleich vorbei und sie muss alles vorbereiten. Damit meint sie die Wäsche aus dem Wohnzimmer räumen, die Spülmaschine ausräumen und sich selbst in Ordnung bringen.
Ihr Zopf sitzt so locker, dass man das nicht mal mehr als Zopf bezeichnen könnte. Ihre Hose hat ein Fleck von einem kleinen Kind im Supermarkt und in den Pulli hat sie sich gerade eben versehentlich ein Loch in die Wolle gerissen. Sie musste ja unbedingt die blöde Treppe mit dem blöden Geländer nehmen, wo sie jedes mal schon mit ihrer Tasche hängen bleibt.
Aber geht der Weg A nun mal viel schneller und B mit dem Auto den kurzen Weg zum Supermarkt würde sich nicht lohnen. Außerdem hat sie nicht viel eingekauft. Ein paar Kekse und neue Kaffeebohnen. Mehr nicht. Na gut, vielleicht hat sie sich auch noch etwas Schokolade und Gummibärchen geholt, aber das musste sein. Die Sachen waren im Angebot.
Sie öffnet ihre Wohnungstür und stellt die Tasche für einen kurzen Moment auf die Bank im Flur, um sich die Schuhe ausziehen zu können. Dann bringt sie alles in die Küche, wo der Boden schon getrocknet ist.
Heute morgen ist sie wach geworden und hatte das zwingende Bedürfnis alles zu putzen. Das hat sie nicht gehabt, weil Anna kommt. Manchmal hat sie das einfachen.
Sie bereitet die Kekse auf einem Teller vor, beinahe so als hätte sie sie selbst gebacken, und stellt sie mit Milch und Zucker auf den kleinen Tisch vor ihrem Sofa. Dann beginnt sie ihre nach Blumen riechende Wäsche abzuhängen und sie in den Schrank zu räumen. Die Spülmaschine war innerhalb fünf Minuten leer.
Nun kann sie sich um sich selbst kümmern. Die Augenringe von der letzten sehr kurzen Nacht werden abgedeckt, die Wimpern schön getuscht und ihr Lieblings Labello mit Kirschgeschmack und einem roten Farbstich aufgetragen. Sie macht sich den Zopf neu und deckt das Haargummi mit einer Haarsträhne ab. Dann zieht sie sich eine neue helle Jeans an und ein weißes Top mit einem grauen Cardigan.

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Love me touchless
Romance●Wird bearbeitet. Beginn: 15.02.25● Es tutet, immer wieder. Und wieder. Und wieder. Dann kurz bevor sie es aufgeben wollte, geht jemand ans Telefon. ,,Daddy?" sagt sie fröhlich und erleichtert. ,,Ja?" seine Stimme, die mit Hass erfüllt ist, zerreißt...