Sieben Monate später:
Seit fünf Monaten keine Nachricht, kein Anruf mehr von Ryan. Seit sieben Monaten nichts mehr von Yannik. Gar nichts. Yamila lebt wie in trance. Nachdem der letzte Ton des Klaviers durch den Raum hallt, öffnet sie die Augen und nimmt das klatschen der Zuhörer auf.
Sie lächelt zart und sieht dann zu ihrer Band im Hintergrund. Anschließend bedankt sie sich und verlässt die Bühne. ,,Das war wie immer eine Glanzleistung!" sagt Anna und umarmt sie.
Ihr geht es gut. Sie hat sich mit ihrem Mann ausgesprochen und haben die Scheidung eingereicht. Sie hat ihren Kleidungsstil geändert und blüht jetzt auf. Sie ist bereit jemand neuen kennen zu lernen.
,,Danke." Anna legt den Kopf leicht schief. ,,Du solltest ihn langsam vergessen..." Yamila nickt. Sie hat ihr erzählt, dass er einfach abgehauen ist. Das ist die einfachste Erklärung für das, was sie gerade durch macht. Von ihrem vermeintlich tot geglaubten Bruder hat sie nichts erzählt. Ebensowenig von ihrer Süchtigen Schwester, die immer wieder ein Rückfall hat und auch nichts von ihrem Vater, der jetzt gar nicht mehr mit ihr spricht.
,,Ich weiß, ich weiß..." Anna kann gar nicht verstehen, wieso man so lange an einen Menschen hängt. Sie hatte nie das Problem mit abschließen. Vielleicht würde sie anders denken wenn sie die Geschichte zwischen den beiden kenne würde oder Yanilas Vergangenheit. Oder vielleicht würde sie sie in die nächste Klapse einweisen lassen. Wer weiß...
Yamila starrt den Blumenstrauß auf dem Sofatisch an, während sie ihren Kaffee mit den Händen umschließt. ,,Sag mal, wie geht es Daniel und seinem Freund?" Anna beginnt zu grinsen und erzählt glücklich von der gut laufenden Beziehung ihres Ex-Mannes.
Die beiden verstehen sich jetzt besser als vorher und führen eine tolle Freundschaft. Sie hat ihm sehr geholfen sich zu akzeptieren wie er ist, nachdem sie sich die Zeit genommen hat die sie brauchte.
,,Ach das freut mich so zu hören..." sie denkt an Yannik und wie gut die beiden zusammen passen würden. Dann denkt sie an Tim, der immer noch zwanghaft versucht sich bei Yamila zu melden.
Sie reden noch eine ganze Weile bis es schon mitten in der Nacht ist und Yamila sich auf den Heimweg macht. Sie läuft Richtung Park. Die Musik brüllt sie beinahe an. Sie ist froh zu viel Geld für die neuen Offear Kopfhörer bezahlt zu haben. Der Sound ist unglaublich, beinahe, als würden Boxen um sie herum stehen.
Sie sieht nach oben und wünscht sich die Sterne sehen zu können, was in einer Großstadt wie New York City leider nicht möglich ist. Dann denkt sie an die Waldhütte. Ja, sie sollte da hin fahren. Sie biegt um eine Ecke als sie einen schatten bemerkt der sie verfolgt. Sie dreht den Kopf leicht zur Seite und ein Unwohlsein breitet sich in ihr aus.
Unauffällig beschleunigt sie ihren Schritt, zieht sich den Schlüssel aus der Jackentasche und hält ihn fest in der Faust. Sie biegt in eine Gasse, der sie eigentlich im die falsche Richtung führt, aber sie hat nicht vor irgendwen zu ihr nach Hause zu führen. Gerade als sie da einbog greift man hinter sie und hält ihr den Mund zu.
Sie versucht sich zu wehren doch wird sie noch tiefer in die Dunkelheit gezogen. Zwischen zwei Mülltonnen sinkt sie gemeinsam mit ihrem Gegenüber zu Boden. ,,Shh Sunny..." ihre Augen weiten sich.
Ein Mann geht an ihnen vorbei. Die Dunkelheit umhüllt sie komplett weshalb er sie nicht bemerkt. Als keine Schritte mehr zu hören sind wird ihr die Hand vom Mund genommen.
Sie stehen auf. ,,Ryan..." sie mustert ihn. Eine heilende Platzwunde befindet sich über seiner Augenbraue. Sie mustert ihn. Er sieht müde aus. ,,Mein Gott Ryan... Was passiert mit dir?" er lächelt sie schwach an. ,,Mir geht es gut." er berührt ihren Arm und sie zuckt zusammen. Er weicht ein Schritt zurück.
,,Tut mir leid... Ich habe ein paar Rückschritte gemacht." sie sehen sich etwas an, immer mehr gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit.
Sie tritt näher an ihn heran, fasst vorsichtig an sein Shirt und zieht es hoch. Seine Rippen sind blau und grün. ,,Scheiße Ryan. Was tun sie dir an?"
,,Ignoriere das und küss mich bitte..." sie zieht die Augenbrauen zusammen und schaut besorgt aus. ,,Sag mir was dir passiert ist..." Tränen sammeln sich in ihren Augen. ,,Baby, mit mir ist alles gut." er streicht behutsam mit seinem Daumen über ihre Wange. ,,Und jetzt küss mich..." trotz seiner Aufforderung ist er es, der seine Lippen auf ihre legt. Ganz vorsichtig und behutsam.
Er spürt wie Tränen sich den Weg die Wange runter bahnen und schmeckt das salzige Wasser. ,,Ich vermisse dich so..." murmelt sie und greift so doll in seine Jacke, dass ihre Finger schmerzen.
,,Baby ich vermisse dich auch. Ich bin so nahe dran. Gib mir noch ein paar Wochen." er streicht ihr eine Strähne hinter ihr Ohr und küsst ihre Stirn. ,,Wo wie du jetzt aussiehst hast du keine paar Wochen mehr."
Er lächelt schwach. Als eine Alarmanlage los geht zuckt Yamila zusammen. ,,Yam, dieser Kerl gerade... Verfolgt er dich schon länger?" ,,Ich weiß nicht ob er es ist, aber ich habe schon länger das Gefühl beobachtet zu werden."
,,Das wirst du auch. Ich habe mit dem FBI gesprochen und sie wollen dir Personenschutz geben." sie schüttelt den Kopf. ,,Sie sollen sich lieber um dich kümmern! Was mit mir ist, ist mir egal. Sie sollen dich endlich da raus holen."
,,Mir ist nicht egal, was mit dir passiert! Also lass dich von ihnen beschützen, wenn ich das schon nicht kann." sein Handy klingelt. Er sieht auf den Bildschirm, wissend, dass Yamila dies gleich verletzen wird. ,,Hallo mein Schatz." ein weiterer Teil von Yamilas Herz bricht und sie weiß nicht, wie viele ihr noch über bleiben die hoffen können.
Je mehr Zeit er mit Esmeralda verbringt, desto mehr besteht die Chance Gefühle für sie zu entwickeln. Keine toxischen Gefühle. ,,Ich komme in zwei Wochen nach Hause." er sieht sie die ganze Zeit dabei an. Wie sie ihre Augenbrauen zusammen zieht, spürt wie der Griff in seine Jacke noch stärker wird.
,,Das Brautkleid steht dir wirklich gut, aber wenn du es noch mal ändern lassen willst, dann tue das." Tränen sammeln sich in ihren Augen. Sie weint so viel, dass es an ein Wunder grenzt, dass noch welche da sind. ,,Ich liebe dich auch."
Sie zieht geschockt die Luft ein. ,,Ryan..." murmelt sie und entfernt sich schlagartig einige Schritte von ihm. Raus aus dem schützenden Schatten der Dunkelheit. Dann legt er auf. ,,Tut mir leid, dass du das mit anhören musstest." sie schüttelt den Kopf. ,,Du kannst mir nicht sagen, dass du nichts für sie empfindest..."
Er sagt nichts, wendet den Blick ab. ,,Scheiße Ryan... Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du sie nicht liebst!" er schließt die Augen und atmet tief durch.
,,Ich ertrage das nicht mehr..." ihre Hände zittern wieder und ihr wird schwindelig. ,,Ich kann nicht mehr warten und hoffen und dann von dir hören, dass du sie liebst... Ich ertrage das nicht mehr. Ich warte und warte und bete, dass du noch lebst. Dabei genießt du die Zeit mit ihr!"
,,Hass mich ruhig, Sunny. So ist es besser." ,,Wieso sollte es besser sein?! Wieso ist es besser, dass ich all die Monate gewartet habe und gehofft habe und du dich stattdessen in sie verliebst?! Hast du all das nur getan, um mich warm zu halten falls das mit ihr nichts wird?" wieder sagt er kein Wort. Nicht eins.
,,Fick dich Ryan! Wieso musst du mich nur immer wieder so zerstören?! Du weißt doch genau wie ich für dich empfinde! Wie viel du mir bedeutest!" sie schubst ihn doch er sagt noch immer nichts. ,,Sag was! Sag was verdammt noch mal!"
Er legt seine Hand auf ihre Wange und küsst ihre Stirn. Diese plötzliche Zärtlichkeit wirft sie aus der Bahn und lässt schlagartig ihr Herz langsamer schlagen.
,,Werden glücklich Sunny. Finde den Mann, den du verdienst. Finde dein Licht wieder." Tränen sammeln sich in seinen Augen während ihr noch immer welche die Wange hinunter laufen.
,,Ich hoffe sie macht dich glücklich. Du hättest es verdient. Ich wünsche dir nur das Beste." bringt sie mit letzter Kraft und einer zittrigen Stimme von sich. Dann geht sie. Weg von ihm, weg aus New York. Weg von allem, was sie krank macht.
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Love me touchless
RomansaEs tutet, immer wieder. Und wieder. Und wieder. Dann kurz bevor sie es aufgeben wollte, geht jemand ans Telefon. ,,Daddy?" sagt sie fröhlich und erleichtert. ,,Ja?" seine Stimme, die mit Hass erfüllt ist, zerreißt ihr das Herz. ,,Daddy, du musst mic...