11~ Damals

725 33 1
                                        

Yamila

Ich kann es spüren. Die Wut in seinem Blick, das ungeduldige Zittern in seinen Fingern. Ryan ist nicht der Typ, der gut mit Zurückweisung umgehen kann. Und schon gar nicht, wenn es um mich geht.

„Ich will nicht darüber reden, Ryan.“ Meine Stimme ist leiser als ich es beabsichtigt hatte. Ich versuche, ruhig zu bleiben, während ich den letzten Stich setze. Mein Herz rast, meine Hände zittern. Ich hoffe, er merkt es nicht.

„Lass mich einfach deine Wunde zu Ende versorgen…“

Doch er zieht seinen Arm weg.

„Wieso willst du nicht darüber reden?“ Seine Stimme ist scharf, seine Geduld offensichtlich am Ende.

Ich schlucke. Es fühlt sich an, als hätte jemand eine Faust um meine Kehle gelegt.

„Weil dann die Gefahr besteht, dass ich zusammenbreche.“ Die Worte brennen auf meiner Zunge. Mein Atem wird flacher. „Und wenn ich zusammenbreche, dann weiß ich nicht, ob ich wieder aufstehen kann.“

Seine Miene verzieht sich kaum merklich, aber ich sehe es. Ich sehe, wie er mich ansieht – als wäre ich eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment explodieren könnte.

„Und das kann ich Yannie nicht antun.“

Ich reiße den Blick von ihm los, meine Hände klammern sich an das Nähset, als wäre es mein letzter Halt in dieser Welt.

„Ich muss doch auf sie aufpassen.“

Ich versuche, meine Stimme fest klingen zu lassen. Ich versuche, stark zu wirken. Aber Ryan kennt mich besser als das.

Er weiß, dass ich zerbreche.

Langsam nickt er, doch sein Blick ist noch immer hart. „Sag mir wenigstens, wer dir das angetan hat, Yam.“

Ich spüre, wie sich meine Fingernägel in meine Handflächen graben. Es fühlt sich an, als würde mir die Luft zum Atmen genommen werden.

„Wozu?“ Ich sehe ihn an, meine Augen brennen. „Damit du etwas tust, was niemand mehr rückgängig machen kann?“

Ryan verzieht den Mund zu einem humorlosen Lächeln. „Verdammt richtig.“

Ich schüttele den Kopf. „Ich kann nicht darüber reden. Bitte, akzeptier es einfach.“

Es ist ein Flüstern, eine Bitte, die kaum über meine Lippen kommt.

Sein Kiefer spannt sich an, seine Muskeln zucken unter der frisch genähten Wunde. Doch dann tut er das, was ich am wenigsten erwartet hätte.

Er greift nach meiner Hand. Sanft. Vorsichtig. Als wäre ich aus Glas.

Und trotzdem zucke ich zurück.

Seine Augen verdunkeln sich. „Wer hat dir das angetan, Yamila?“ Seine Stimme ist leise, aber die Wut darin ist unüberhörbar.

Ich kann es nicht sagen. Ich kann es nicht aussprechen.

Weil ich weiß, dass es ihn zerstören würde.

Und weil es mich zerstören würde.

---

„Soll ich dich noch rüber begleiten?“

Ich weiß nicht, warum ich frage. Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass es das Richtige wäre. Vielleicht, weil ein Teil von mir sich immer noch um ihn sorgt – trotz allem, was passiert ist.

Ryan schüttelt nur den Kopf und zieht sein Shirt über die frischen Nähte. „Nein, schon gut. Danke für deine Hilfe.“

Ich nicke langsam, sehe ihm dabei zu, wie er sich die Jacke über die Schultern wirft.

Love me touchlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt