7~ Schande für die Familie

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Tim sitzt in der Küche und schaut Yamila dabei zu, wie sie Kaffee für sich und ihn macht. Sie ist müde, das sieht man. Auch ihr Nacken ist verspannt. Er kennt sie leider noch immer besser als es ihm lieb ist, was ihr sicherlich nicht anders geht. Sie stellt zwei Tassen dampfenden Kaffee zwischen die beiden. Dazu Milch, Kaffeesahne und Süßstoff. Sie selbst trinkt ihn nur mit Milch, aber er nutzt Süßstoff. Beim eingießen der Milch hinterlässt sie einen kleinen Fleck, den sie sofort weg wischt.

,,Danke das du mir beim aufräumen geholfen hast." er nickt. ,,Ist doch klar. Nachdem du mir bei meinem Vater geholfen hast ist es das mindeste." sie lächelt. Die Situation ist so vertraut und schön, dass er beinahe vergisst, wie wütend er eigentlich auf sie ist. ,,Yannie kann nicht schwimmen. Deswegen habe ich so ein Drama gemacht." wieder nickt er. ,,Habe ich mir schon gedacht." Yamila sieht auf das Sofa wo Logan schläft. Sie hasst diesen Jungen so sehr. ,,Ihr beide jetzt also?" ja, er versteht das selbst auch nicht so ganz. Logan und Tim hatten sich, bevor Tim so aussah wie jetzt, nie verstanden. Logan machte ihn wegen seines Gewichts fertig und Tim nervte ihn, weil er ein Strich in der Landschaft war. An sich haben sie beide einen sehr ähnlichen Charakter, sie sind beide Arschlöcher.

,,Wenn man ihn näher kennt, dann ist er nicht so schlimm..." sie lacht ziemlich amüsiert, als hätte er gerade einen Witz gebracht. ,,Tut mir leid, aber das kann ich nicht glauben." okay, vielleicht muss Tim zugeben, dass es nicht ganz so ist. Logan ist arrogant und weiß, dass sein Vater unheimlich viel Geld hat. Er bekommt was er will und macht dementsprechend auch was er will. Er scheißt auf die Gefühle anderer oder was er ihnen damit alles antun kann. Und Yamila hat es am eigenen Leib erfahren.

,,Das ist schön..." gibt sie leise zu. ,,Was denn?" sie schaut von ihrem Kaffee in seine dunklen Augen mit den grünen sprenkeln. ,,Wir, das wir reden. Das hat mir gefehlt." seine Mundwinkel zucken kurz. Ja, auch ihm hatte das gefehlt. Aber dann denkt er daran aus welchen Grund Yamila von der Schule geworfen wurde und verspürt wieder Wut. Doch dieses Mal ist es nicht so stark wie vor einem Monat noch.

,,Ich muss gehen. Ryan wartet sicherlich auf mich." sie verspürt wieder diese Kälte. Verachtend schüttelt sie den Kopf. ,,Ich verstehe nicht wieso du mich auf einmal so hasst." sie nimmt die Kaffetassen und stellt sie in die Spülmaschine. Männer sind doch alle gleich. Tim greift sich seine Lederjacke und geht zum Aufzug der sich genau in dem Moment öffnet. Yamila wollte erst nicht hingehen, aber hatte Tim sein blödes Handy auf dem Tisch liegen lassen. Und wenn sie wieder so auseinander gehen, dann will sie nicht, dass er später wieder hier ist um sein Handy zu holen.

,,Tim warte." er dreht sich genervt zu ihr um. ,,Was?!" genau so pissig wie er es ist drückt sie ihm das Ding was nicht aufhört zu vibrieren in die Hand. ,,Wie viele Weiber hast du heute verrückt gemacht?" sagt eine tiefe Stimme und lacht amüsant. Tim dreht sich herum und nun erkennt der Junge der aus dem Aufzug kommt das Mädchen was vorher noch von Tim verdeckt war. Die schwarze Yogaleggings und das weiße Sweatshiert sehen einfach nur heiß an ihr aus. Auch Tim ist das vorhin schon aufgefallen.

,,Yamila? Du bist wieder da?" Tim verdreht die Augen bei dem Gesichtsausdruck. Na klar... Yamila scheint einen Moment erstarrt, aber verschränkt dann die Arme vor der Brust. ,,Ja." das war ja klar. Erst Tim und dann auch noch Ryan. Zu dumm, dass beide einfach unfassbar gut aussehen. So muss sie sich extrem konzentrieren nicht zu lange die schönen Männer anzustarren. Ryans Mundwinkel zucken. So war sie früher schon. Tim sieht Ryan ernst an. Yamila schaut in die grünen Augen und dreht sich dann um, als sie an einen Streit mit Tim von vor viereinhalb Jahren dachte. ,,Ihr könnt jetzt gehen. Ich bin müde und will ins Bett..." Tim und Ryan sehen sie noch Mal von oben bis unten an und gehen dann in den Aufzug. Als sich dieser schließt, atmet sie tief durch.

,,Ernsthaft Ryan?!" Tim sieht ihn ernst an. Wieso macht Ryan immer das selbe?! ,,Was denn?" Tim schüttelt verachtend den Kopf. ,,Jedes Mal das selbe. Sie ist meine beste Freundin." Ryan schüttelt mit dem Kopf. ,,Nein, sie war es. Du hast sie fallen gelassen." Tim sieht ihn entgeistert an. Er kommt damit obwohl er genau weiß was sie getan hatte. ,,Nicht nur ich, mein lieber. Du auch. Und sie ist selbst Schuld." Ryan sagt dazu nichts. Er ist sich nicht sicher ob sie es wirklich getan hat, denn so ist sie eigentlich nicht. Sowas würde sie nie tun. Es war eher eine Aktion die Yannie tun würde. Und so wie er Yamila kannte, nahm sie die Schuld auf sich so wie immer. Sie denkt sie müsse alle Last der Welt mit sich tragen. Vielleicht liegt es daran, dass Yannik in ihrem Beisein gestorben ist. Yannik, er war Ryans bester Freund. Das machte alles noch schwerer. Ryan schaut zu Tim. Sein kleiner Bruder hatte sich echt verändert. Damals fand er es gut. Er ist stärker geworden, innerlich und äußerlich. Aber jetzt ist er kalt und gefühlsloser als er es vorher war.

,,Du bist gerade eine Woche hier und schon machst du so eine scheiße!" Yamila sitzt auf den Barhockern mit einem Kaffee vor sich und muss sich eine Predigt von ihrem Vater anhören. Er ist nicht Mal auf die Idee gekommen, dass Yannie selbst die Party geschmissen haben könnte. Die Nachbarn hätten sich wohl beschwert und dementsprechend hat Ricardo von allem mitbekommen.

Yamila ist müde. Sie hat vielleicht eine Stunde geschlafen als ihr Vater in ihr Zimmer gestürmt kam und sie da schon angefangen hat anzumeckern. Ich hatte echt gedacht du hast dich gebessert. Oder Vielleicht hätte ich dich schon früher ins Internat schicken müssen! Solche Sachen hört sie jetzt zum wiederholten Male.

Sie steht auf, nimmt ihren Kaffee und dreht sich weg von ihm. Das macht ihn nur noch wütender. ,,Wo willst du hin, ich bin noch nicht fertig!" jetzt reicht's aber echt. ,,Ich weiß, Dad. Ich aber. Ich bin eine große Enttäuschung, ich bin eine Schande für die Familie und ich weiß, dass du lieber nur Yannie hättest. Es tut mir leid, dass Mom dich verlassen hat und es tut mir leid, dass Yannik gestorben ist. Auch, dass du Mom und Yannik so sehr vermisst. Aber all das ist nicht meine Schuld. Auch ich habe Menschen verloren die ich geliebt habe. Du bist nicht der einzige der Schmerz empfindet. Aber bitte, hör auf mir für alles die Schuld zu geben, denn die habe ich nicht." damit lässt sie ihren Vater alleine in der Küche stehen.

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