𝐺𝑒𝑠𝑝𝑟𝑎̈𝑐ℎ 𝑚𝑖𝑡 𝐷𝑢𝑚𝑏𝑙𝑒𝑑𝑜𝑟𝑒

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LIA
Die ganze Nacht über konnte ich nicht wirklich schlafen. Immer wieder schreckte ich auf. Die Worte der anderen hallten in meinem Kopf wieder und ich fragte mich, ob es wirklich sein konnte. Konnte es möglich sein, dass wir wirklich mit Salazar Slytherin verwandt waren und wir die Erben waren, ohne es zu wissen?

Die nächsten Tage gingen uns die meisten aus dem Weg. Vor allem Justin und das wurmte Harry sehr. Er hatte ihm ja nichts Böses wollen, aber das wusste Justin ja nicht.
Als wir am Nachmittag - nach Kräuterkunde, wo uns Professor Sprout erklärt hatte, dass Sie mit den Alraunen einen Trank machen konnte, der Collin wieder zum Leben erwecken konnte - im Gemeinschaftsraum saßen und Hermine und Ron Zauberschach spielten, klagte Harry erneut darüber wie furchtbar er es doch fand, dass Justin Angst vor ihm hatte.
„Um Himmels willen, Harry", sagte Hermine entnervt, als einer von Rons Läufern ihren Springer vom Pferd zerrte und ihn vom Brett schleifte. „Dann geh doch und such Justin, wenn es dir so wichtig ist. Also stand Harry auf und stieg durch das Porträtloch.

HARRY
Ich hatte keinen Plan wo Justin sein könnte. Ich lief und lief, aber fand ihn nicht. Irgendwann wurde ich schneller und rannte fast. Ich achtete nicht mehr richtig darauf wo ich hinlief. Der Erfolg war, dass ich gegen etwas sehr Großes und Festes prallte, das mich zu Boden schlug. Ich blickte auf.
„Oh, hallo, Hagrid."
Hagrids Gesicht war unter einer schneebedeckten Wollkapuze verborgen, aber ein anderer konnte es unmöglich sein, da er mit seinem Maulwurfmantel den Gang fast in ganzer Breite ausfüllte. Ein toter Hahn baumelte von einer seiner massigen behandschuhten Pranken herab. „Alles in Ordnung, Harry?", sagte er und zog zum Sprechen die Kapuze hoch.
„Was machst du eigentlich hier?", wollte ich wissen.
Hagrid hob den leblosen Hahn hoch.
„Der Zweite, der dieses Jahr getötet wurde", erklärte er. „Entweder Füchse oder ein Blut saugendes Gespenst, und ich brauch die Erlaubnis des Schulleiters, einen Bannkreis um den Hühnerstall zu ziehen. "
Er lugte unter seinen dicken, schneeglitzernden Brauen hervor und musterte mich.
„Wirklich alles in Ordnung mit dir? Bist ja ganz heiß im Gesicht und siehst so besorgt aus -"
Ich brachte es nicht über mich zu erzählen, dass ich es hasste, dass Justin Angst vor mir hatte. Warum auch immer.
„Es ist nichts", erwiderte ich schließlich. „Ich mach mich jetzt besser auf die Socken, Hagrid, wir haben jetzt Verwandlung und ich muss noch meine Bücher holen."
Ich stapfte die Treppen hoch und bog in einen Korridor ein, der noch dunkler war als die anderen; ein scharfer, eisiger Luftzug pfiff durch ein in den Angeln schlagendes Fenster und hatte die Fackeln gelöscht. Auf halbem Wege durch den Gang stolperte ich und stürzte zu Boden. Ich drehte mich um, um nachzusehen, worüber ich gestolpert war - und hatte plötzlich das Gefühl, mein Magen würde sich auflösen. Justin Finch-Fletchley lag auf dem Boden, steif und kalt und leblos an die Decke stierend, mit einem festgefrorenen Ausdruck des Entsetzens im Gesicht. Und das war nicht alles. Neben ihm war eine andere Gestalt und etwas Befremdlicheres hatte ich noch nie gesehen. Es war der Fast Kopflose Nick, nicht mehr perlweiß und durchsichtig, sondern mit schwarzem Rauch gefüllt. Reglos schwebte er eine Handbreit über dem Boden. Sein Kopf hing herunter und auf seinem Gesicht stand derselbe Ausdruck des Entsetzens wie auf dem Justins. Ich rappelte mich auf, schnell und flach atmend, und mein Herz vollführte eine Art Trommelwirbel gegen meine Rippen. Mit fiebrigem Blick spähte ich den verlassenen Korridor hinunter und sah, wie ein paar Spinnen so schnell sie konnten von den Körpern fort krabbelten. Alles, was er hörte, waren die gedämpften Stimmen der Lehrer aus den Klassenzimmern zu beiden Seiten des Ganges. Ich hätte losrennen können, und keiner hätte je erfahren, dass ich hier war. Aber ich konnte sie nicht einfach hier liegen lassen ... Ich musste Hilfe holen ... würde auch nur einer glauben, dass ich damit nichts zu tun hatte? Während ich dastand und Panik in mir hochstieg, schlug gleich neben mir krachend eine Tür auf und Peeves, der Poltergeist, kam herausgeschossen.
„Sieh an, es ist der putzige kleine Potter!", gackerte Peeves und schlug mir im Vorbeihüpfen die Brille von der Nase. „Was fährt Potter im Schilde? Warum lümmelt Potter hier -"
Mitten in einem Salto hielt Peeves inne. Kopfüber in der Luft hängend erkannte er Justin und den Fast Kopflosen Nick. Er vollendete seinen Purzelbaum und bevor ich ihn aufhalten konnte, füllte er seine Lungen und brüllte:„ANGRIFF! ANGRIFF! WIEDER EIN ANGRIFF! KEIN STERBLICHER ODER GEIST IST SICHER! RENNT UM EUER LEBEN! AAAANGRIFF!„
Knall - knall - knall - den Gang entlang flog eine Tür nach der anderen auf und eine Flut von Schülern quoll heraus. Mehrere lange Minuten herrschte solches Durcheinander, dass Justins Körper Gefahr lief, ziemlich Schaden zu nehmen, und manche mitten im Kopflosen Nick standen. Von den andern gegen die Wand gedrückt hörte ich die Lehrer mit lauter Stimme Ruhe gebieten. Professor McGonagall kam herbeigeeilt, gefolgt von ihren Schülern, von denen einer immer noch schwarzweiß gestreiftes Haar hatte. Ein lauter Knall aus ihrem Zauberstab ließ Ruhe einkehren, und sie wies alle zurück in die Klassenzimmer. Kaum hatte sich der Korridor etwas geleert, kam auch schon Ernie von den Hufflepuffs keuchend angerannt.
„Auf frischer Tat ertappt!", rief Ernie und deutete mit schneeweißem Gesicht und dramatischer Geste auf mich.
„Lass gut sein, Macmillan!", sagte Professor McGonagall scharf. Über uns hüpfte Peeves auf und ab und wachte bösartig grinsend über das Schauspiel; wenn heilloses Durcheinander herrschte, war Peeves immer bester Laune. Während die Lehrer sich über Justin und den Fast Kopflosen Nick beugten, um sie zu untersuchen, schmetterte Peeves ein Liedchen:„Ach, Potter, du Schwein, was hast du getan. Du meuchelst die Schüler und freust dich daran -"
„Das reicht, Peeves!", blaffte ihn Professor McGonagall an, und Peeves schwebte rücklings, nicht ohne mir die Zunge rauszustrecken, davon. Professor Flitwick und Professor Sinistra aus dem Fachbereich Astronomie trugen Justin in den Krankenflügel, doch niemand schien zu wissen, was man für den Fast Kopflosen Nick tun konnte. Professor McGonagall beschwor schließlich einen großen Föhn aus dem Nichts herauf und reichte ihn Ernie mit der Anweisung, den Fast Kopflosen Nick die Treppe hochzupusten. Und Ernie föhnte Nick vor sich her wie ein stummes schwarzes Hovercraft-Boot. Nun waren ich und Professor McGonagall allein.
„Hier lang, Potter", sagte sie. „Professor", sagte ich sofort, „ich schwöre, ich habe es nicht -"
„Das liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand, Potter", sagte Professor McGonagall kurz angebunden.
Schweigend bogen wir um eine Ecke und sie hielt vor einem großen und äußerst hässlichen steinernen Wasserspeier an. „Scherbert Zitrone!", sagte sie. Das war offenbar ein Passwort, denn der Wasserspeier erwachte plötzlich zum Leben und hüpfte zur Seite. Die Wand hinter ihm teilte sich. Obwohl ich Angst hatte vor dem, was mich jetzt erwartete, musste ich einfach staunen. Hinter der Wand war eine Wendeltreppe, die sich langsam nach oben bewegte wie ein Aufzug. Ich und Professor McGonagall betraten die Treppe und die Wand hinter uns schloss sich mit einem dumpfen Geräusch. Uns im Kreise drehend stiegen wir nach oben, höher und höher, bis ich endlich, leicht schwindlig im Kopf, eine schimmernde Eichentür vor uns sehen konnte, mit einem bronzenen Türklopfer in Gestalt eines Geiers. Ich wusste, wo sie mich hinführte. Das musste der Ort sein, wo Dumbledore lebte.
Wir stiegen die letzte Stufe der steinernen Treppe empor und Professor McGonagall klopfte an die Tür. Geräuschlos öffnete sie sich und wir traten ein. Professor McGonagall gebot mir zu warten und ließ mich allein. Ich sah mich um. Eins war gewiss: von allen Lehrerbüros, die ich bisher gesehen hatte, war Dumbledores das bei weitem interessanteste. Wenn mir vor Angst nicht fast vergangen wäre, man würde mich von der Schule werfen, dann hätte ich ganz gerne einmal hier herumgestöbert. Es war ein großer und schöner runder Raum, erfüllt mit merkwürdigen leisen Geräuschen. Auf den storchbeinigen Tischen standen merkwürdige silberne Instrumente, die surrten und kleine Rauchwolken ausstießen. An den Wänden hingen Bilder ehemaliger Schulleiter und Schulleiterinnen, die alle friedlich in ihren Rahmen dösten. Es gab auch einen gewaltigen klauenfüßigen Schreibtisch, und auf einem Bord dahinter lag ein schäbiger und rissiger Zaubererhut - der Sprechende Hut.

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