𝐷𝑒𝑟 𝐹𝑎ℎ𝑟𝑒𝑛𝑑𝑒 𝑅𝑖𝑡𝑡𝑒𝑟

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Pov. Lia

Harry und ich zogen mit den schweren Koffern im Schlepptau durch die nächtliche Straße. Ein paar Minuten sagte niemand etwas, doch irgendwann musste ich einfach etwas sagen: »Darf man fragen, wie du dir das vorgestellt hast?«, fragte ich meinen Bruder wütend, der vorauslief. »Wo sollen wir schlafen? Wie sollen wir zum Bahnhof kommen? Wie..?«

Harry stellte seinen Koffer ab und kam auf mich zu.

»Ja, Lia! Ich hab keine Ahnung!«, fuhr er mich an. »Ich wollte einfach nur da weg! Und anstatt mich anzumaulen, könntest du dankbar sein, sonst würden wir von dieser Kuh immer noch tyrannisiert werden!«

Dann drehte er sich um, schnappte sich seinen Koffer und lief weiter.

Was war das denn?, fragte ich mich und lief ihm dann geknickt weiter hinterher.

Ab jetzt hielt ich den Mund, in der Hoffnung, Harry würde sich endlich mal beruhigen.

Schließlich sank er keuchend auf eine Mäuerchen am Magnolienring. Ich ließ mich neben ihm nieder und seufzte. Wir saßen stumm nebeneinander, starrten gegen einen Busch, bis Harry sich räusperte.

»Tut mir leid, dass ich dich gerade so angeschrien habe. Ich bin nur ziemlich aufgebracht«, meinte Harry und sah mich durch seine runde Brille entschuldigend an.

Ich rückte etwas näher an ihn heran und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

»Ich weiß. Ist schon okay. Mir geht's nicht anders«, erwiderte ich.

Und jetzt? Was taten wir jetzt? Wir saßen allein an einer Straße ohne Muggelgeld oder sonst irgendetwas.

Doch da fiel mir etwas ein. Zwar nichts was uns in dieser Situation weiterbringen konnte, aber es war eigentlich wichtig gewesen.

»Harry«, sagte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und zog zwei Briefe aus meiner Jackentasche. »Das sind die Hogwartsbriefe. Die sind vorhin angekommen. Und dort war ein Formular dabei, dass von einem Erziehungsberechtigten unterschrieben werden muss, weil wir sonst nicht mit nach Hogsmeade dürfen.«

Ich öffnete einen der Briefe und zog das Formular hervor.

»Das können wir ja jetzt wohl vergessen«, erwiderte Harry.

Zehn Minuten später begann ich zu frösteln. Der Wind war sehr kalt und ich fing an zu zittern. Harry schien es zu merken und legte einen Arm um mich.

Keine Minuter später, sprang Harry jedoch von der Mauer.

»Was ist los, Harry?«, fragte ich.

Doch bevor er antworten konnte, ertönte ein ohrenbetäubender Knall, der uns aufschrecken ließ. Harry lief rückwärts und stolperte.

Eine Sekunde später kam ein gigantisches Paar Reifen quietschend vor uns zum Stehen. Sie gehörten, wie ich erkannte, als ich den Kopf hob, zu einem grell violettem Bus, einem Dreidecker, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Goldene Lettern über der Windschutzscheibe verkündeten: Der Fahrende Ritter.

Ich hüpfte von der Mauer, kniete mich neben Harry und wollte ihn gerade fragen, ob er den Bus auch sehe, als dann ein Schaffner in violetter Uniform aus dem Bus sprang und begann laut in die Nacht hineinzusprechen.

»Willkommen im Fahrenden Ritter, dem Nottransporter für gestrandete Hexen und Zauberer. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin für heute Abend ihr Schaff-«

Der Schaffner verstummte jäh. Er hatte Harry und mich entdeckt. Wir saßen noch immer auf dem Boden. Schnell rappelten wir uns auf. Von Nahem sah ich, dass Stan Shunpike nur ein paar Jahre älter war als wir; achtzehn oder neunzehn höchstens, mit großen, abstehenden Ohren und einer hübschen Portion Pickel.

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